Karlsfeld:Ein Klotz für Karlsfeld

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Der Bauausschuss genehmigt an der Münchner Straße ein 117 Meter langes und 49 Meter breites Einkaufszentrum mit Lochfassade.

Gregor Schiegl

Es wird ein ganz schön großes Gebäude, das neue Einkaufszentrum, das bis Mitte 2013 an der Münchner Straße entstehen soll: 117 Meter lang, 49 Meter tief und abgedeckt mit einem Flachdach in für Karlsfelder Verhältnissen luftigen Höhe von 14,20 Meter und 11 700 Quadratmeter Verkaufsfläche. Schaufenster, die zum Bummeln einladen, wird das Gebäude aber wohl nicht haben. Das Erdgeschoss besteht im Wesentlichen aus einer Bank und Stellplätzen: 139 der insgesamt 163 geplanten Parkplätze befinden sich im Gebäude.

In Karlsfeld entsteht ein neues Einkaufszentrum an der Münchner Straße. Laut Konzept sollen Gastronomie, Handel und Dienstleister einziehen. Einer der Mieter ist der Elektronikfachmarkt Media Markt, weitere Nutzer sind noch nicht bekannt. Auf dem Bild liegt der Leuchtschriftzug bereit zur Installation an einer Münchner Filiale. (Foto: N/A)

Die Seite zur Straße ist mit einer so genannten Lochfassade ausgestattet. Das heißt, die Front wird nur durch Fenster- und Türöffnungen strukturiert, die optisch besonders hervorgehoben sind. In das "Einkaufszentrum mit Shopping-Mall für die ganze Familie", wie Andreas Hissenauer, Investor der HS Projektentwicklung das Konzept einmal umrissen hat, sollen Gastronomie, Handel und Dienstleistung einziehen, wobei die Verkaufsflächen auf Größenordnungen zwischen 800 und 5000 Quadratmeter festgesetzt sind. Einer der Mieter ist der Elektronikfachmarkt Media Markt. Die weiteren Nutzer sind noch nicht bekannt.

Bestimmte Warensortimente sind durch die Vorgaben des Bebauungsplans ausgeschlossen. Damit kam die Gemeinde Forderungen zum Schutz des kleinteiligen Einzelhandels nach, der am benachbarten Standort, in der Neuen Mitte, geplant war. Eine Befreiung von diesen Festsetzungen stellte der Bauausschuss ausdrücklich nicht in Aussicht. "Für uns ist klar: Lebensmittel gehören ins Zentrum", betonte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) im Gespräch mit der SZ. Der Investor der Neuen Mitte, die Hamburgische Immobilien Handlung HIH, verfolgt seine Pläne zwar nicht weiter und will das Grundstück verkaufen; die Gemeinde geht aber weiter davon aus, dass die Neue Mitte kommt - wenn auch ohne HIH: Im Hintergrund liefen weiter Verhandlungen mit Kaufinteressenten, sagte Kolbe. Solange kein Vertrag unterschrieben sei, werde er dazu allerdings nichts Näheres sagen.

In der Bauausschusssitzung freute er sich, "dass wir jetzt wieder einen Schritt weiter sind". Der Gemeinde werde das Einkaufszentrum guttun: Karlsfeld ist - das belegen Gutachten - mit Einzelhandel insbesondere im Lebensmittelbereich akut unterversorgt. Die großen Ketten warten noch ab, was sich im Zentrum, insbesondere auf dem Gelände der Neuen Mitte, tut. Davon hängt auch ab, wie es im Ortsteil westlich der Bahn weitergeht, in dem es derzeit keinen einzigen Supermarkt gibt.

Nicht alle im Gemeinderat sehen das neue Einkaufszentrum indes durchweg positiv. Die zwei Bündnis-Vertreter Mechthild Hofner und Marco Brandstetter stimmten ebenso gegen die Erteilung der Baugenehmigung wie CSU-Gemeinderat Wolfgang Mühlich. Mühlich sieht das Vorhaben "kritisch wegen der Erschließungsproblematik". Die vierspurige Münchner Straße ist in diesem Abschnitt mit mehr als 35 000 Fahrzeugen am Tag die am stärksten befahrene Durchgangsstraße des gesamten Landkreises. Baureferent Günter Meikis (SPD) sagte, die Ein- und Ausfahrten seien "schwierig, aber machbar". Für den Quell- und Zielverkehr des Einkaufszentrums soll eigens eine neue Ampel an der Münchner Straße installiert werden.

Bündnis-Fraktionssprecherin Mechthild Hofner machte ihre Ablehnung an "städtebaulichen und lufthygienischen Gründen" fest. "Eine sichere und gesunde Aufenthaltsqualität ist dort aus meiner Sicht nicht gewährleistet."

© SZ vom 10.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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