Hebertshausen:Protest gegen Schließung

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50 Pfiff-Kuss-Mitarbeiter demonstrieren am Tag der Arbeit, nachdem die ersten Verhandlungen gescheitert sind. Gemeinde unternimmt letzten Rettungsversuch.

Matthias Pöls

Rund 50 Mitarbeiter des Traditionsunternehmens Pfiff-Kuss haben am Tag der Arbeit gegen die Schließung der Produktionsstätte in Hebertshausen demonstriert. Die Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan für die 70, bald arbeitslosen Beschäftigten waren in der dritten Runde durch den Arbeitgeber gescheitert, teilt der Bezirksleiter München der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE), Stefan Fluri, mit. Am Dienstagmorgen zogen die Mitarbeiter durch die Gemeinde und sammelten binnen einer Stunde 160 Unterschriften gegen die geplante Schließung. Bürgermeister Michael Kreitmeir (FW) unterschrieb ebenfalls, der Gemeindechef sieht "noch einen kleinen Hoffnungsschimmer". Zeitnah sollen Verhandlungen zwischen Politik, Gewerkschaft und Geschäftsführung stattfinden.

Die Belegschaft der Firma Pfiff-Kuss demonstrierte am Tag der Arbeit gegen die Standortverlagerung. (Foto: Toni Heigl)

Der Pappteller-Hersteller Pfiff-Kuss verkündete erst vor kurzem, dass die Produktion in Hebertshausen eingestellt wird. Der Betrieb schreibe seit Jahren rote Zahlen, hatte Hansjörg Stickel, Geschäftsführer von Pfiff-Kuss und Hosti International, erklärt. Seit der Übernahme durch Hosti vor vier Jahren habe man sich bemüht, das seit 1875 in der Gemeinde Hebertshausen ansässige Unternehmen in die Gewinnzone zu führen. Das sei leider nicht gelungen. Die Produktion soll an den Stammsitz ins 270 Kilometer entfernte Pfedelbach verlegt werden.

Zwar habe Geschäftsführer Stickel allen Mitarbeitern der Hebertshausener Produktionsstätte einen Wechsel nach Pfedelbach angeboten, wie Gewerkschafter Fluri sagt, "aber viele sind vor Ort familiär gebunden". Daher sollen in einer neuerlichen Verhandlungsrunde die politischen Möglichkeiten erörtert werden, das Werk in Hebertshausen zu erhalten, etwa durch Gewerbesteuersenkungen. An den zeitnahen Verhandlungen sollen IG-BCE-Bezirksleiter Stefan Fluri, Hosti-Geschäftsführer Hansjörg Stickel und der Hebertshausener Bürgermeister Michael Kreitmeir teilnehmen.

Eine Betriebsaufgabe in dieser Größenordnung hat unmittelbare Folgen für die Gemeinde Hebertshausen", schreibt Marianne Klaffki in einer Eilanfrage der SPD-Fraktion an den Bürgermeister und die Gemeindeverwaltung. Sie will wissen, was in den vergangenen beiden Jahren unternommen worden sei, um die Schließung zu verhindern. Gab es Beratungs- und Hilfsmöglichkeiten, nachdem die ersten Überlegungen zur Betriebsaufgabe bekannt wurden?

Wir werden versuchen, das Beste daraus zu machen", sagte Kreitmeir der Süddeutschen Zeitung, "vielleicht gibt es doch noch eine Möglichkeit."

© SZ vom 02.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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