Hebertshausen:Abfuhr für Tierschützer

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Hebertshausen lehnt eine Erhöhung der Fundtierpauschale ab, die schon 2008 und 2010 jeweils verdoppelt wurde. Die Gemeinderäte kritisieren die restriktive Praxis bei der Vermittlung an neue Besitzer.

Von Petra Schafflik

Mehr Geld als bisher wird die Gemeinde nicht an das Dachauer Tierheim bezahlen. Einstimmig lehnte der Gemeinderat jetzt in der letzten Sitzung vor der Sommerpause einen entsprechenden Antrag des Tierschutzvereins ab. Einen Euro je Einwohner, also rund 5600 Euro, überweist Hebertshausen jährlich als sogenannte Fundtierpauschale ans Tierheim. Im Gegenzug kümmert sich der Tierschutzverein als Träger der Einrichtung um Betreuung, Verwahrung und Vermittlung all jener Tiere, die in Hebertshausen herrenlos aufgefunden werden. Diese Vereinbarung haben 15 der 17 Kreisgemeinden mit dem Tierheim getroffen. Bei ihrem Nein zu einer neuen Fundtierpauschale von 1,50 Euro je Einwohner, wie sie der Tierschutzverein beantragt hatte, ging es den Räten auch um ein Signal. Denn seit Jahren kritisiert das Gremium, dass viel zu wenige Fundtiere aus dem Tierheim heraus an neue Besitzer vermittelt werden. Bislang aber ohne Wirkung.

Zu strenge Maßstäbe lege der Dachauer Tierschutzverein an Interessenten an, so der Vorwurf. Dadurch würden nur wenige Tiere in ein neues Zuhause vermittelt. Mit dieser Kritik steht Hebertshausen nicht alleine. In einer Besprechung der Landkreisbürgermeister sei diese Vergabepraxis allgemein kritisiert worden, berichtete Bürgermeister Richard Reischl (CSU) im Gremium. Die Vermittlung von Fundtieren werde von den Tierheimen in der Region "sehr unterschiedlich gehandhabt." Die Einrichtungen in München oder Friedberg gäben wesentlich mehr ihrer Tiere weiter, weniger Vierbeiner müssten dort längere Zeit kostenaufwendig betreut werden. In Dachau dagegen wurde 2013 mit 1196 Tieren die höchste jemals registrierte Belegung erreicht. Die Kreisbürgermeister seien sich einig gewesen, "dass hier eine Veränderung her muss". Und hätten deshalb einen Arbeitskreis gegründet. Denn mit dem enormen Tierbestand laufen auch die Kosten davon. 2013 gingen beim Tierschutzverein 136 000 Euro aus den Gemeinden als Fundtierpauschalen ein, die Betreuung der Fundtiere habe aber Kosten von 309 000 Euro verursacht. Diese Finanzlücke konnte der Verein durch Spenden nicht decken, es blieb ein Defizit von 53 000 Euro, berichtete der Bürgermeister. Zwei Gemeinden des Landkreises arbeiten auch aus Kostengründen bereits nicht mehr mit dem Dachauer Tierheim zusammen. Odelzhausen und Pfaffenhofen bringen Fundtiere ins Aichacher Tierheim, bezahlen dort 200 Euro Jahrespauschale, informierte Reischl.

Die Dachauer Einrichtung müsse sich bemühen, "die Tiere stärker abzugeben", forderte SPD-Fraktionssprecherin Marianne Klaffki. Dann könne man auch über eine höhere Fundtierpauschale sprechen. SPD-Gemeinderätin Caroline Heinz, selbst Tierärztin, vermisst zudem Transparenz. So würden Tiere, die vom Besitzer vermisst und umgehend wieder im Tierheim abgeholt würden, dennoch als Fundtiere registriert. "Aber diese Tierhalter bezahlen vollständig die Kosten, die für ihr Tier angefallen sind", sagte Heinz. Aufwendungen entstünden deshalb dem Tierheim nicht. Unbekannt sei zudem, wie viele 845 im vorigen Jahr registrierten Fundtiere tatsächlich in Hebertshausen aufgegriffen wurden.

Von allen Fraktionen wurden die massiven Kostensteigerungen kritisiert. Schon 2008 und 2010 habe die Gemeinde die Fundtierpauschale jeweils verdoppelt, erinnerte FW-Fraktionssprecher Martin Gasteiger. Ganz abgesehen vom Kostenzuschuss, der für den Bau des neuen Katzenhauses außer der Reihe geleistet wurde. Einer neuerlichen Anhebung wollten die Freien Wähler nicht zustimmen. "Wir führen immer die gleiche Diskussion, nie ändert sich etwas an der Vergabepraxis", schimpfte auch CSU-Sprecher Johann Böswirth. Bei einer Anhebung der Pauschale auf die geforderten 1,50 Euro je Einwohner müsste Hebertshausen 8000 Euro jährlich überweisen. "Dafür kann man oft nach Aichach fahren", merkte Thomas Göttler (FW) an mit Blick auf die Vereinbarung, die Odelzhausen und Pfaffenhofen mit dem dortigen Tierheim gefunden haben. Als Fazit der Debatte lehnte der Gemeinderat die geforderte Anhebung der Fundtierpauschale einstimmig ab.

© SZ vom 18.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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