Hallenbad Dachau:"Die Decke fällt bald runter"

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Drei Millionen Euro würde die Sanierung des Hallenbads kosten. Nun fragen sich immer mehr Stadträte, ob man nicht besser gleich ein neues Bad bauen soll.

Helmut Zeller

Ein Neubau des Dachauer Hallenbades wäre ja fast ein Frevel in Zeiten knapper kommunaler Kassen, meinte ÜB-Stadtrat Peter Denk im Werkausschuss und zeigte sich von der Idee sofort angetan. Auch SPD-Fraktionssprecher Volker C. Koch erlag dem verführerischen Gedanken in der Debatte über die geplante Sanierung des maroden Hallenbades. Aufgebracht hatte ihn Christian Stangl, Fraktionssprecher der CSU im Dachauer Stadtrat. Die Diskussion nahm diese überraschende Wendung, nachdem Rainer Rackl vom Ingenieurbüro Stangl & Schlederer eine Vorstudie zur Sanierung mit einer niederschmetternden Feststellung vorgestellt hatte: Entgegen der festen Hoffnung der Dachauer fördert der Bund die Sanierungsmaßnahmen nicht mehr.

Im Juni 2008 hatte die Bundesregierung zur Einhaltung der Klimaschutzziele ein Förderprogramm aufgelegt. Die Stadträte hofften auf satte Zuschüsse bei einer energetischen Sanierung des Hallenbades. Das Ziel: eine Einsparung von 70 Prozent des jetzigen CO2-Ausstoßes. Knapp drei Jahre später sieht das aber ganz anders aus: Zuschüsse gibt es jetzt nur noch für die Planungskosten, läppische 17 000 Euro bei geschätzten Gesamtkosten der Modernisierung von ungefähr drei Millionen Euro. "Fahren wir da mit einem Neubau nicht besser", fragte CSU-Fraktionschef Stangl in die Runde. Denn er habe im Internet von entsprechenden Förderprogrammen für Neubauten gelesen. Das überraschte Stadtwerke-Leiter Robert Haimerl: Von derartigen Zuschüssen wisse er nichts, sagte Haimerl. Aber die Stadtwerke werden das nun überprüfen. Die Gemeinde Ismaning wurde angeführt: Für 18 Millionen Euro habe sie ein neues Hallenbad gebaut. Koch zeigte sich da zuversichtlich: "Irgendwo gibt es sicher noch Bundestöpfe."

Aber Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) bremste den Höhenflug der Stadträte: "Es ist illusorisch, dass wir ein Hallenbad für sieben, acht Millionen Euro bauen." Zuschüsse hin oder her - ein Neubau kommt laut Haimerl immer erheblich teurer. Und Alfred Stelzer (FDP) mahnte, die Sanierung weiter zu planen, weil das 1970 erbaute Hallenbad nun schon ziemlich marode ist. "Die Decke fällt bald runter", sagte Stelzer. Er erinnerte seine Ausschusskollegen daran, dass man schon einmal ein Netz spannen musste, damit kein Badegast von herabfallenden Teilen der Decke getroffen wird. Auch Haimerl erklärte: "Das Dach wird nicht mehr lange halten."

Die Entscheidung, in die konkrete Planung der Sanierung einzusteigen, wurde vertagt - bis geklärt ist, ob es staatliche Zuschüsse für einen Neubau gibt. Nur für diesen Fall wäre laut Stangl, Koch und Denk ein Neubau eine Überlegung wert. Experte Rainer Rackl hatte noch zu bedenken gegeben, dass man ja faktisch schon mit der Sanierung begonnen habe. Vor nicht allzu langer Zeit sei doch das Kesselhaus erneuert und die Schwimmbadtechnik modernisiert worden.

Aber auf diesem Weg ist noch jede Menge zu tun und viel Geld aufzuwenden: Da werden wir die nächsten 15 Jahre beschäftigt sein, wie ÜB-Sprecher Denk meinte. Die angepeilte Reduzierung des CO2-Ausstoßes lässt sich laut Rackl durchaus ohne Förderung erreichen, etwa durch den bedeutenden Faktor der Beleuchtung; das würde sich bereits nach drei Jahren amortisieren. Die Sanierung der Außenhülle und der Freiflächen allerdings wird teuer, die Kosten in Millionenhöhe würden sich erst nach 40 Jahren amortisieren.

© SZ vom 29.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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