Erdweg:Valeo wird japanisch

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Der französische Automobilzulieferer wird vom Unternehmen U-Shin übernommen. Der Standort Erdweg bleibt erhalten. Ein Teil des bisherigen Betriebes wird bis Monatsende nach München verlagert.

Rudi Kanamüller

Umbruch beim Autozulieferer Valeo in Erdweg: Künftig ist das Unternehmen, das Tür- und Lenkradschlösser herstellt, in japanischem Besitz. (Foto: Jørgensen)

Flaggenwechsel in Erdweg: Vom 1. April an haben beim französischen Automobilzulieferer Valeo die Japaner das Sagen. Neuer Hausherr des Unternehmens, das in der Landkreisgemeinde Erdweg eine Produktionsstätte sowie ein Forschungs- und Entwicklungszentrum unterhält, wird dann der japanische Autoteilehersteller U-Shin. Er wird den Valeo-Geschäftsbereich Comfort Access Mechanism (CAM) übernehmen. CAM produziert und vertreibt Produkte wie Türschlösser und Lenkschlossverriegelungen. Die Übernahme (Kaufpreis laut Wirtschaftspresse 233 Millionen Euro) durch das weltweit operierende japanische Unternehmen wurde bereits von der Europäischen Kommission freigegeben. Demnach gebe die Übernahme keinen Anlass zu Wettbewerbsbedenken, heißt es in einer Pressemitteilung der Europäischen Kommission in Brüssel.

In Erdweg selbst kursieren derzeit wilde Gerüchte, wonach das Unternehmen nach seiner Übernahme möglicherweise abwandern werde. In der Gemeinde selbst geht man aber davon aus, dass Valeo "vorerst am Standort" bleiben werde. "Offiziell", so sagte ein Sprecher der Gemeinde, sei man von dem Unternehmen bisher aber nicht informiert worden. Bei Valeo selbst gibt man sich sehr zugeknöpft. Weil die Assistentin der Geschäftsleitung nicht anwesend sei, könne man auch nichts sagen, hieß es. "Rufen Sie nächste Woche wieder an." Und ein Gespräch mit der Geschäftsleitung selbst, sei auch nicht möglich. "Ich darf sie nicht verbinden", lautet die knappe Auskunft aus der Telefonzentrale.

Die Firma Valeo (lat. "Mir geht es gut") ist einer der guten Gewerbesteuerzahler in der Kommune - allerdings nur dann, wenn die Geschäfte im Erdweger Betrieb gut laufen. In der Gemeinde selbst hat man sich deshalb längst auf die im Wirtschaftsleben üblichen Schwankungen eingestellt. Hier heißt es: "Wir kalkulieren lieber vorsichtig." Grundlage der Gewerbesteuereinnahme bilden ohnehin die am Ort ansässigen mittelständischen Betriebe. Valeo sei allenfalls das "Sahnehäubchen", heißt es in der Gemeindeverwaltung.

Etwa 250 Beschäftigte zählt das Unternehmen in Erdweg. Die Mitarbeiter kommen aus der Gemeinde selbst oder aus der Region. Dem Vernehmen nach werde sich die Übernahme nicht auf die Beschäftigtenzahl auswirken. Der Geschäftsbereich CAM zählt insgesamt 4500 Beschäftigte - verteilt auf zwölf Werke in Europa und Südamerika. Am Betriebsstandort Erdweg befindet sich außerdem ein Vertriebsbereich für Produkte anderer Firmen. Diese würden nicht "mit verkauft", werden aber bis Ende März nach München ausgelagert. Weltweit beliefert Valeo die wichtigsten Automobilhersteller - etwa BMW, Audi, Ford, General Motors, Honda, Opel, Porsche, VW und Toyota.

Der Verkauf der Geschäftssparte CAM an U-Shin hat sich bereits im Spätsommer angebahnt. Unterzeichnet wurde der Vertrag zwischen dem französischen Automobilzulieferer und dem japanischen Unternehmen im November vergangenen Jahres. Die Mitarbeiter sind kurze Zeit später über den Verkauf informiert worden.

U-Shin ist einer der größten asiatischen Hersteller von Zugangssystemen. Das Unternehmen besteht seit 1926. Mit dem Verkauf, so das japanische Unternehmen, erhoffe man sich mehr Geschäftsanteile auf dem europäischen und südamerikanischen Markt.

© SZ vom 12.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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