Einzelhandel in Dachau:Media-Markt sondiert Alternativen

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Seit drei Jahren verzögert die Stadt Dachau die Ansiedlung einer Media-Markt-Filiale. Nun bekommt sie von ihrer Nachbargemeinde Karlsfeld Konkurrenz.

Helmut Zeller

Allzu viel Zeit kann sich die Stadt Dachau mit ihrer Entscheidung über die geplante Ansiedelung eines Media-Marktes nicht mehr lassen: Man erwartet jetzt ein "schnelles, positives Signal", wie Klaus Peter Weber, Sprecher der Immobilienabteilung des Konzerns Media Saturn, der Süddeutschen Zeitung sagte.

Seit drei Jahren will der Media-Markt eine Filiale in Dachau eröffnen - doch die Stadt hat bisher gezögert. (Foto: AP)

Schon seit drei Jahren will das Unternehmen auf das Gelände des Obi-Marktes, der wiederum einen neuen Standort im Gewerbegebiet Schwarzer Graben sucht. Wie berichtet, stellt die Stadt sich aber quer. Im Bauausschuss des Stadtrats wurde das Thema trotz einer SPD-Anfrage nie behandelt. Inzwischen sind auch andere auf den Media-Markt aufmerksam geworden. Aus dem benachbarten Karlsfeld liegt bereits eine konkret Anfrage vor, wie Weber bestätigte.

Auf die Frage, ob Karlsfeld statt Dachau ein Partner für eine Ansiedelung wäre, erklärte Weber: "Wir denken über alles nach." Karlsfeld Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) sagte dazu: "Ich würde mich sehr, sehr freuen, wenn wir einen Media-Markt bekommen." Mehr könne er, so Kolbe, jetzt nicht dazu sagen.

Unterdessen hat das Vorgehen der Stadtspitze in den Fraktionen Unmut ausgelöst. Stadtrat Günther Heinritz (SPD) ist mehr als befremdet: Im Juni hatte Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) eine entsprechende Anfrage der SPD zu den Umzugsplänen des Dachauer Baumarkts Obi als "Quatsch" abgetan. Auf Nachfrage der SZ räumte Bauamtsleiter Michael Simon im September ein, dass es tatsächlich seit drei Jahren immer mal wieder Gespräche mit Obi-Chef Franz Xaver Romig gegeben habe. Heinritz will, wie er sagt, in der nächsten Bauausschusssitzung am 28. September Aufklärung.

Tatsächlich sind dem OB und der Stadtverwaltung, wie berichtet, die Pläne Romigs seit drei Jahren bekannt. Der Dachauer Baumarkt will expandieren und ein paar Meter weiter auf ein Grundstück an der Ecke Alte Römerstraße und Schleißheimer Straße ziehen, das zum Teil im Besitz der Stadt ist. Auf dem Obi-Gelände im Gewerbegebiet Schwarzer Graben würde sich ein Elektrofachmarkt Media Saturn als zusätzlicher Gewerbesteuerzahler mit 50 Arbeitsplätzen ansiedeln. Der Deal ist Informationen der SZ zufolge schon perfekt - aber die Stadt hält die beiden Geschäftspartner seit drei Jahren hin. Unterstützung erhält die SPD nun von den Liberalen im Stadtrat, denen der ganze Vorgang auch rätselhaft erscheint.

"Mit Handkuss"

FDP-Stadträtin Petra Böhm sagte der SZ, ihre Fraktion werde einen SPD-Antrag "ganz klar" unterstützen. Sie, so Böhm, wisse, dass Media Saturn bereits 2007 bei OB Bürgel vorgesprochen aber nur erfahren habe, dass Dachau keinen Media-Markt brauche. Andere Kommunen würden diesen Elektrofachmarkt - es gibt in Dachau nur einen Großeinzelhändler in diese Branche - "mit Handkuß" nehmen. SPD und FDP fordern, dass die Stadt sich überhaupt einmal um einen Standort für einen Media-Markt bemüht - nach immerhin drei Jahren.

Dass die Stadt den Media-Markt auf das MD-Gelände zwingen will, bleibt eine Vermutung. Ein Gutachten sieht zwar den Einzelhandel der Zukunft im Zentrum, auf dem Gelände der 15 Hektar großen Industriebrache in der Dachauer Altstadt. Oberbürgermeister Peter Bürgel war am Mittwoch nicht erreichbar. Aber Media Saturn-Sprecher Weber erteilt etwaigen Absichten dieser Art ohnehin eine klare Absage: "Wir gehen auf keinen Fall ins Zentrum."

© SZ vom 16.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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