Digitalisierung:Standortfaktor Internet

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Gerade Betriebe sind auf ein leistungsfähiges Breitbandnetz angewiesen, doch der Ausbau hinkt den technischen Möglichkeiten hinterher. Die Industrie- und Handelskammer setzt sich für eine bessere Förderung ein

Von Petra Schafflik, Dachau

Egal ob kleines Architekturbüro oder mittelständischer Automobilzulieferer: So gut wie jedes Unternehmen ist heute auf einen leistungsfähigen Internetanschluss angewiesen. Auch im Landkreis, wo diese moderne Infrastruktur in den vergangenen Jahren stark ausgebaut worden ist. 15 von 17 Gemeinden haben sich dafür über ein Förderprogramm staatliche Mittel gesichert. "Die einzelnen Kommunen waren unterschiedlich aktiv", sagt Rupert Holzfurtner, Leiter des Amts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Dachau. Der Experte für den Breitbandausbau im Landkreis sprach am Mittwoch beim Herbsttreffen der Industrie- und Handelskammer, zu dem sich der Regionalausschuss Dachau zusammengefunden hat. Trotz der Ausbauinitiative ist das Breitbandnetz aber noch lange nicht so leistungsfähig, wie es sich Betriebe wünschen. Und die technischen Möglichkeiten schreiten schneller voran, als der Ausbau hinterherkommt. "Die Unternehmen müssen stärker in den Fokus genommen werden", forderte deshalb IHK-Fachreferentin Franziska Neuberger. Auch hinken die Förderprogramme den konkreten Alltagsanforderungen hinterher, so die Expertin. So gebe es aktuell Unterstützung nur für Gebiete mit Übertragungsraten unter 30 Megabit. "Das ist nicht mehr zeitgemäß."

Tatsächlich benötigen Unternehmen deutlich schnelleres Internet als Bürger fürs Surfen, Online-Shoppen oder zeitversetzte Fernsehen. "Die Untergrenze im Förderprogramm sollte dringend auf 50 Megabit angehoben werden", forderte Neuberger. Denn nicht wenige Gemeinden haben ihr zuvor leistungsschwaches Netz zunächst vorsichtig ausbauen lassen. Wer nun weiter nachrüsten möchte, vielleicht zukunftsträchtige Glasfaserleitungen bis ins Haus verlegen lassen will, erhält dafür keine staatliche Unterstützung mehr. Aber auch von Haus aus gut aufgestellte Kommunen wie die Stadt Dachau können nicht von staatlichen Zuschüssen profitieren. Denn leistungsschwache Übertragungsraten unter 30 Megabit "gibt es in der Stadt so gut wie nicht", erklärte Robert Haimerl, Geschäftsführer der Stadtwerke. Der städtische Versorger ist mit der Tochtergesellschaft Citycom in Dachau selber im Breitbandgeschäft tätig, auch Telekom und Kabel Deutschland haben in der Stadt eigene Netze. Weil mehrere Netzbetreiber sich Konkurrenz machen, sei die Versorgung in Dachau, aber auch in Röhrmoos oder Petershausen recht gut, bestätigte der Wirtschaftsförderer des Landkreises, Johann Liebl. Auch in Markt Indersdorf, wo die Gemeinde über ein Betreibermodell selbst aktiv geworden ist, profitieren Bürger wie Betriebe von einem enorm leistungsfähigen Netz. "Von 16 auf 300 Megabit, das war ein Quantensprung", bestätigte ein Unternehmer in der Runde.

Doch hohe Übertragungsraten sind nicht alles: Betriebe brauchen auch stabile Leitungen, die geringe Ausfallzeiten gewährleisten. Unternehmen müssen auch große Datenpakete verschicken, also uploaden können, erklärte ziska Neuberger. All das muss zu bezahlbaren Preisen buchbar sein. Tatsächlich bieten einige Netzbetreiber ihre Leistung gerade Unternehmen nur zu enorm hohen Tarifen an. "Daher fordert die IHK auch eine Härtefallregelung", erklärte Neuberger. Um die Interessen der Unternehmen noch stärker vertreten zu können, kündigte die IT-Expertin für das Frühjahr eine IHK-Umfrage an.

Leistungsfähiges Internet zum Nulltarif - das finden dagegen Gäste im neuen Hotel Modi, das sich die IHK-Vertreter als Tagungsort für ihr Herbstreffen ausgesucht hatten. Das vor wenigen Wochen eröffnete Haus hat der Schwabhausener Bauunternehmer Werner Mooseder errichtet, Geschäftsführer ist Grigorios Dimitriou, der in Dachau das Hotel-Restaurant Zorbas führt. Der Neubau ist Teil eines Komplexes, der im hinteren, der Straße abgewandten Bereich 50 Mietwohnungen beherbergt, im Hoteltrakt vorne 54 Zimmer, dazu im Erdgeschoss Physiotherapie-Praxis und Bäckerei. Das Hotel setzt auf modernes Design kombiniert mit ökologischem Anspruch. So wird die Klimaanlage über eine Photovoltaikanlage mit Strom versorgt, der nachwachsende Rohstoff Holz sorgt für Wärme in den Zimmern und eine Brauchwasseraufbereitung macht möglich, das Duschwasser ein zweites Mal als Toilettenspülung zu nutzen. Auch Regionalität ist dem Bauherrn Mooseder wie Geschäftsführer Dimitriou wichtig: Errichtet haben das Gebäude Handwerker aus dem Umland, und in der Hotelbar werden nicht nur bayerische Biere, sondern auch Obstbrände aus der Region kredenzt. Ein Konzept, das nicht nur bei den Teilnehmern der IHK-Veranstaltung gut ankam. "Wir sind gut gebucht", bestätigt Mooseder.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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