Die Grünen als treibende Kraft:Aufbruchstimmung

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Ein gutes Ergebnis bei der Bundestagswahl, steigende Mitgliederzahlen und die Gründung eines neuen Ortsverbands in Karlsfeld: Die Grünen im Landkreis Dachau sehen sich im Aufwind

Von Christiane Bracht, Karlsfeld/Dachau

Die Grünen im Landkreis Dachau fühlen sich im Aufwind. Nicht nur, dass sie in der Wählergunst gestiegen sind und bei der Bundestagswahl 9,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnten, sie haben seit einigen Monaten auch neue Mitglieder dazugewonnen. "Der Kreisverband ist immer so bei etwa 50 Mitgliedern herumgedümpelt, jetzt haben wir schon mehr als 60", freut sich die Sprecherin des Kreisverbands, Marese Hoffmann. "Wir haben den größten Mitgliederzuwachs von allen Parteien." Das größte "Geschenk" ist für sie aber, dass sich an diesem Mittwoch, 11. Oktober, um 19.30 Uhr im Karlsfelder Bürgerhaus ein neuer Ortsverband gründet.

Michael Fritsch sieht sich als Visionär, der neue Entwicklungen anschieben will. (Foto: oh)

"Das ist wahnsinnig gut und extrem wichtig für uns", sagt sie. Denn Karlsfeld ist die größte Gemeinde im Landkreis. "So können wir viel mehr Menschen erreichen", schwärmt die Sprecherin. Bisher gibt es nur in Haimhausen und in Dachau einen Ortsverband. Für einen so großen Landkreis ist das wenig. "In den CSU-Hochburgen auf dem Land tun wir uns schwer", erklärt Hoffmann. Deshalb gebe es in den meisten Gemeinden des Landkreises nur Freundeskreise, die sich in erster Linie auf Kreisebene engagieren. Diese werden von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, erst wenn die Partei es geschafft hat, in den Gemeinderat zu kommen, sagt Hoffmann. "Dann sehen die Leute, dass wir gute Arbeit machen."

Auch in Markt Indersdorf und in Petershausen hofft sie noch auf neue Ortsverbände

Doch einen Ortsverband zu gründen sei eine große Hürde, die nur mit sehr engagierten Leuten überwunden werden kann, weiß die Kreisgrüne. In Karlsfeld haben sich jetzt eine Handvoll junge politikinteressierte Familienväter zusammengeschlossen, die etwas verändern wollen. "Das ist eine gute Voraussetzung", sagt Hoffmann. Auch in Markt Indersdorf und in Petershausen hofft sie noch auf neue Ortsverbände. Auch dort seien momentan sehr aktive Mütter und Väter, die etwas bewegen wollen. Und in Haimhausen sei der Sprung in die nächste Generation geglückt, triumphiert sie. Für den Landtagswahlkampf im kommenden Jahr sieht Hoffmann ihre Partei angesichts dieser Entwicklung schon jetzt als gestärkt. Sie spekuliert sogar darauf, dass die Grünen in all diesen Orten in der Kommunalwahl 2020 mit eigenen Listen antreten.

"Man muss aus alten Mustern ausscheren", fordert Michael Fritsch. Er ist einer der Karlsfelder Aktiven, die unzufrieden sind mit der derzeitigen Ortspolitik. "Es fehlt an Ideen", klagt er. Innerhalb kürzester Zeit hat er Gleichgesinnte gefunden, die was verändern wollen. "Auf der B 304 fahren jede Menge Autos, aber Fußgänger und Radfahrer müssen sich um den Weg streiten - obwohl die Planung gerade neu ist", moniert Fritsch. "Wieso denkt niemand an den Radweg? Das gleiche gilt für die Neue Mitte: Die Autos fahren in die Tiefgarage, aber die Fahrräder stehen im Regen. Wieso? Das ist nicht zu Ende gedacht." Dabei müsse man doch in die Zukunft denken und Alternativen schaffen zum Auto.

"Wir wollen Schwung reinbringen - Kreativität"

Auch hinsichtlich der Kinderbetreuung fehle die Weitsicht, klagt Fritsch. Es sei abzusehen, dass die Münchner früher oder später in den Landkreis streben, weil es in der Stadt keine Betreuungsplätze gebe. Statt sich gegen den Zuzug zu wehren, müsse die Gemeinde planen. Und zum Beispiel Hortplätze einrichten, sonst müssten die Mütter früher oder später zu Hause bleiben. "Wir wollen Schwung reinbringen - Kreativität", kündigt Fritsch an. "Wir wollen Dinge fordern, die knapp an der Utopie vorbeigehen, um etwas bewegen zu können. Und wir wollen klar machen, dass die Dinge anders laufen müssen."

Eleonore Haberstumpf, die jahrelang die Fahne der Grünen in Karlsfeld (2008 bis 20014) und im Kreisrat (1996 bis 2014) hochgehalten hat, ist begeistert von dem Elan und natürlich der Gründung des Ortsverbands. "Es gab schon mal einen", sagt sie. "Aber der hat sich aufgelöst." Grund sei der Bosnienkrieg gewesen, an dem sich die Geister geschieden hatten. Wie lange das her ist, weiß niemand so genau.

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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