Dachau/Hebertshausen:Verbrannter Gestank

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Die Ziegelei Hörl & Hartmann will die Geruchsbelästigung für die Anwohner mit einem modernen Verfahren verhindern.

Von Petra Schafflik, Dachau/Hebertshausen

An einigen Tagen der vorigen Woche musste Josef Veit alle Fenster geschlossen halten. Nicht wegen der Hitze, sondern wegen des beißenden Geruchs, der wieder einmal von der Dachauer Ziegelei Hörl & Hartmann nach Prittlbach herüberwehte. Doch das erwähnt Veit, der als Sprecher der Bürgerinitiative "Uns stinkt's" (BI) seit drei Jahren gegen diese Geruchsbelästigung kämpft, jetzt nur nebenbei. Wichtiger ist ihm die gute Nachricht: Das Unternehmen wird eine regenerative thermische Nachverbrennung installieren. "Die Geruchsproblematik sollte dann der Vergangenheit angehören", sagt Veit überzeugt. Tatsächlich investiert das Dachauer Ziegelwerk Hörl & Hartmann mehr als eine Million Euro in ein modernes Verfahren der Abluftreinigung, wie der kaufmännische Geschäftsführer Matthias Hörl bestätigt. "Die Geruchspartikel werden vollständig verbrannt", betont Hörl, der im Betrieb auch für das Energie- und Umweltmanagement zuständig ist.

Im Moment wird der Thermoreaktor, der künftig die Abluft im Dachauer Ziegelwerk reinigen soll, beim Hersteller produziert. Im November soll das Aggregat dann neben der Dachauer Produktionshalle aufgebaut, nach der Winterpause des Werks im Januar in Betrieb genommen werden. Seit Jahren laufen immer wieder Beschwerden über Geruchsbelastungen im Unternehmen ein, 2012 hat Josef Veit als Sprecher der BI den Bürgerprotest erstmals öffentlich gemacht. Seitdem ist viel passiert: Die Umweltexperten des Landratsamts haben die übel riechenden Emissionen fachlich dokumentiert und bestätigt. Durch die Presseberichte haben sich weitere Betroffene aus Wohngebieten in Windrichtung der Ziegelei gemeldet, was dem Thema größere Aufmerksamkeit bescherte.

Bei Hörl & Hartmann haben die Verantwortlichen das Problem "von Anfang an ernst genommen", wie Geschäftsführer Hörl betont. "Wir haben versucht, den Geruch in den Griff zu bekommen." Der Betrieb habe sich "sehr kooperativ" gezeigt, bestätigt Veit. Denn das traditionsreiche Ziegelwerk, das im Dachauer Ortsteil Webling mit 75 Beschäftigten jährlich 150 000 Tonnen wärmedämmende Außenwandziegelsteine herstellt, hält nach wie vor alle gesetzlichen Grenzwerte ein.

Obwohl das Unternehmen um Abhilfe bemüht war, wurde die Geduld der Bürger auf die Probe gestellt. Denn ein erstes Verfahren, das 2014 installiert wurde, brachte nicht den erwünschten Erfolg. Der Abluft waren Duftstoffe zugesetzt worden, die den beißenden Geruch verdecken sollten. Das Ergebnis überzeugte nicht. Nach diesem Fehlschlag setzen die betroffenen Bürger wie auch das Unternehmen jetzt große Hoffnungen in die thermische Nachverbrennung. Die Schwelgase, die bei der Ziegelproduktion entstehen, werden künftig bei 900 Grad Celsius nachverbrannt, bevor die gereinigte Abluft über den Kamin abströmt. "Der Kohlenstoffanteil in der Abluft wird sich mehr als halbieren", betont der technische Geschäftsführer Michael Hörl. Das Verfahren sei nicht nur effektiv, sondern auch regenerativ. Sobald die Betriebstemperatur erreicht ist, laufe die Nachverbrennung ohne weitere Energiezufuhr, die Abwärme des Prozesses wird über einen Wärmetauscher entzogen und in der Ziegelei genutzt. Ein in der Industrie erprobtes Verfahren, "es gibt in der Technik der Abluftreinigung nichts Besseres", sagt Michael Hörl.

© SZ vom 13.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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