Dachauer Musiksommer:Eine gute Zeit

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Mehr als 1600 Besucher locken die Indie-Rocker von "Band of Horses" aus Seattle bei ihrem einzigen Deutschlandkonzert auf den Dachauer Rathausplatz. Wie durch ein Wunder fällt kein Tropfen Regen.

Von Robert Stocker

Aus ganz Südbayern waren die Zuschauer am Mittwochabend zum Open Air auf den Dachauer Rathausplatz gekommen, um die "Band of Horses" zu sehen. Auch viele Dachauer ließen sich das einzige Deutschland-Konzert der Indie-Rocker aus Seattle nicht entgehen. Foto: Jørgensen (Foto: Jørgensen)

Musiksommer? Musik ja, Sommer nein - insofern ist es wirklich erstaunlich, dass es am Mittwochabend beim Auftritt der Band of Horses nicht aus Kübeln geschüttet hat. Noch am Nachmittag hatte es immer wieder geregnet, in München ging abends stellenweise ein Platzregen nieder. Und in Dachau? Dort zogen sich dunkle Gewitterwolken zusammen, doch während des gesamten Konzerts auf dem Rathausplatz fiel auf wundersame Weise kein einziger Tropfen. Viele der mehr als 1600 Besucher brachten vorsorglich dennoch Regenjacken und Schirme mit, die sie glücklicherweise dann doch nicht benötigten. Dass das Wetter bei Open-Air-Konzerten eine wichtige Rolle spielt, hatte Bandmitglied Ryan Monroe ja auch vor dem Auftritt der Band of Horses in Dachau betont, dem einzigen Konzert in Deutschland auf ihrer aktuellen Tournee. Bei Open Airs, sagte der Keyboarder und Gitarrist, hänge vieles vom Wetter ab, sie könnten manchmal ein bisschen knifflig sein. Aber wenn die Zuschauer kommen, um ein bisschen Spaß zu haben, hätten sie eine gute Zeit - egal, ob es regnet oder die Sonne scheint.

Nach dem etwa eineinhalbstündigen Konzert hatten wohl die meisten Fans der Indie-Rockband das Gefühl, eine gute Zeit verbracht zu haben - ob das auch die Anlieger der Altstadt hatten, die ja zumindest akustisch in den Genuss eines kostenlosen Konzerts kamen, bleibt angesichts der wuchtigen Lautstärke dahingestellt. Gitarrist und Sänger Tyler Ramsey eröffnete den Abend mit einigen Balladen zunächst im Alleingang, bevor die komplette Band die Bühne betrat und unvermittelt loslegte. Große Vorreden machte auch Eric Clapton nicht bei seinem Konzert vor drei Wochen in der Olympiahalle, der ja nie intensiven Kontakt zum Publikum sucht und durch seine unaufgeregte Präsenz und sein magisches Spiel begeistert. Nun ist es natürlich völliger Unsinn, den Weltstar mit Band of Horses vergleichen zu wollen, aber dass auch die Indie-Rocker ihr Metier beherrschen und besonders in den USA mittlerweile zu den Größen ihres Genres gehören, machten sie bei ihrem Auftritt in Dachau deutlich. Vier Alben hat die 2004 in Seattle gegründete Band bisher veröffentlicht. Mit dem zweiten Album "Cease to Begin" stieß sie bis in die US-Charts vor, mit "Infinite Arms" gelang ihnen auch international der Durchbruch. Das ist umso bemerkenswerter, als Band of Horses nicht an ein großes Label gebunden ist und nicht für den Mainstream der Rockmusik steht. Der Begriff Indie-Rock leitet sich ja vom Independent Rock ab, Musik also, die nur von kleinen, unabhängigen Labels vertrieben wird. Band of Horses steht bei Sub Pop unter Vertrag und wird dem Ruf gerecht, dass sich die Musik von Indie-Bands durch Stilvielfalt und Kreativität auszeichnet. Sie nimmt Anleihen aus Country-Klängen und Southern Rock, ist energiegeladen und laut, bei den Balladen aber auch leiser und melancholisch. Zu den Stärken der Band gehört die Stimme von Ben Bridwell, Songschreiber, Gitarrist und Frontmann der Gruppe. Seine hohe Falsettstimme kommt besonders zum Tragen, wenn die Band mehrstimmige Songs intoniert. Die Harmonien sind perfekt. Oder wenn Bridwell Balladen singt, so wie den Hit "No One's Gonna Love You", bei dem ihn nur Tyler Ramsey auf der Gitarre begleitet. Damit zieht er das Publikum in seinen Bann, das nach eineinhalb Stunden zwar nicht frenetisch jubelt, aber hartnäckig Zugaben fordert. Und das alles ohne einen einzigen Regentropfen.

Mehr als 1600 Besucher lockten die Indie-Rocker nach Dachau, Besucher, die laut Organisator und Kulturamtsleiter Tobias Schneider aus ganz Süddeutschland kommen: "Wir haben eine große Reichweite." Durch das Konzert von Band of Horses sieht Schneider sein Konzept bestätigt, beim Dachauer Musiksommer auch auf Rockmusik zu setzen. Für Open-Air-Konzerte sei der Kartenvorverkauf besonders wichtig, weil die Leute auch dann kämen, wenn das Wetter nicht so gut sei. Die Fans würden ganz gezielt Karten kaufen, weil sie die angekündigte Band hören wollen. Die Open Airs vor dem Rathaus würden immer beliebter. "Künstler und Besucher lieben die Atmosphäre zwischen Rathaus und Jakobskirche", stellt der Kulturamtsleiter fest. Auch die Zahl der Dachauer Besucher nehme zu. Probleme mit Anliegern gebe es kaum. "Die Bürger nehmen es positiv auf und zeigen große Toleranz. Wir übertreiben es aber auch nicht und hören pünktlich um 22 Uhr auf. Zwei Rockkonzerte pro Jahr in der Altstadt sind zumutbar."

Der Musiksommer geht an diesem Sonntag, 5. Juli, mit dem Barockpicknick im Hofgarten des Dachauer Schlosses weiter.

© SZ vom 05.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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