Dachau:Stadt verleiht sieben Bürgermedaillen

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Der Oberbürgermeister zeichnet eine Reihe von ehrenamtlich Engagierten "für Verdienste um das Wohl der Stadt" aus.

Von Fam Marie Schaper, Dachau

Hölzerner Deckenstuck, Gemälde im goldenen Rahmen - der alte Sitzungssaal des Dachauer Rathauses hat einen sehr festlichen Charakter. Am Mittwochabend wurde er zusätzlich mit Kränzen aus Tannenzweigen und Kerzen geschmückt, da die Bürgerehrung stattfand. Ungefähr 60 Personen fanden sich an diesem Abend ein, um engagierte Dachauer für ihr besonderes Engagement zu ehren. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) übergab die silberne Bürgermedaille siebenmal an diesem Abend und führte damit eine Tradition fort, die 1973 ihren Anfang nahm. Damals wurde vom Stadtrat beschlossen, "für Verdienste um das Wohl der Stadt, für selbstlosen Einsatz im Dienste der Allgemeinheit und für besondere Fälle" diese zu verleihen.

Herta Blettinger: Ihr Engagement konzentriert sich auf das Wohl der Tiere. Seit 1983 ist sie Mitglied des Tierschutzvereins Dachau. Im Jahr 1994 übernahm sie als Jugendreferentin die Jugendgruppe des Vereins. Ihr Hauptanliegen war es, Jugendlichen zu vermitteln, wie wichtig der Tierschutz ist. Als sie dieses Amt abgab, wurde sie dritte des Vereins und übernahm neben Vorstandstätigkeiten nachts telefonische Notdienste und koordinierte die Fahrbereitschaft und die ärztliche Versorgung verletzter Tiere. Sie ermittelte Tierhalter und nahm Vermisstenanzeigen auf. Kam es zu Personalengpässen im Dachauer Tierheim, arbeitete sie zusätzlich als Tierpflegerin und übernahm den Bürodienst am Wochenende. Auch um mutterlose Katzenbabys kümmerte sich Herta Blettinger und zog sie mit der Flasche auf. Egal ob nachts oder tagsüber, sie war immer bereit zu helfen oder für andere einzuspringen.

Ludwig Gasteiger: Seit der Gründung der Schützengesellschaft "Alt-Dachau e.V." im Jahre 1990 ist Ludwig Gasteiger erster Schützenmeister. Das Vereinsschießen und die Schießstände bereitet er seitdem vor. Auch die Schützenscheibenrahmen repariert und wartet er. Ludwig Gasteiger hat zusätzlich den Posten des Schriftführers inne und kümmert sich um den gesamten Schriftverkehr der Schützengesellschaft. Auch im Partnerverein von "Alt Dachau", der Dachauer Soldaten- und Reservistenkameradschaft, ist er erster Vorstand und gleichzeitig Kreisvorsitzender der Kreisgruppe Dachau. Ihm ist es wichtig, Partnerschaften mit anderen Vereinen zu pflegen. Mit dem Klagenfurter Soldaten- und Kriegerverein und auch mit zahlreichen Vereinen in den Niederlanden und Österreich regt er den Austausch an. So möchte er einen Beitrag zur Versöhnungsarbeit leisten, die ihm ebenfalls am Herzen liegt.

Im festlichen Ambiente des alten Sitzungssaales ehrte Oberbürgermeister Florian Hartmann engagierte Dachauer. (Foto: Toni Heigl)

Uwe Lehmann: Er ist seit 2003 im Arbeitskreis Asyl aktiv. Zunächst half er Flüchtlingskindern in der Gemeinschaftsunterkunft in der Kufsteiner Straße bei den Hausaufgaben. Bald erweiterte er sein Engagement. Zusammen mit Peter Schrottenloher - beide sind ehemalige Siemens-Ingenieure- setzte er sich für einen Internetanschluss für die Flüchtlinge ein. Mit ihrem Vorhaben stießen sie auf viele Vorurteile, konnten schließlich aber doch die Arbeit in Angriff nehmen. Uwe Lehmann plante den Anschluss und finanzierte einen Teil der Netz-Infrastruktur mit. Er trug die Hauptlast beim Anschließen und Verwalten der teilnehmenden Nutzer und sorgte dafür, dass von Firmen ausgemusterte Rechner von den Flüchtlingen genutzt werden konnten. Seine Erfahrungen schrieb er in Berichten und Installationsanweisungen nieder, damit auch andere Helferkreise davon profitieren konnten. Im vergangenen Jahr war er zusätzlich als ehrenamtlicher Deutsch-Nachhilfelehrer an der Berufsschule Dachau tätig.

Annemarie Pattis: Sie ist seit der Gründung vor 15 Jahren die Vorsitzende des Vereins artTextil. Der Verein für künstlerisches, handwerkliches und textiles Gestalten hat das Ziel, alte Techniken zu pflegen und neu zu interpretieren. Inzwischen zählt der Verein 313 Mitglieder. Annemarie Pattis bewirkte, dass international anerkannte Textilkünstlerinnen aus Frankreich, Deutschland und Österreich in Dachau Kurse abhielten. Sie organisierte zahlreiche Ausstellungen im Wasserturm und in der Tolstoi-Bibliothek in München. Auch Studienreisen nach Frankreich und Usbekistan trat der Verein an, um neue Aspekte der traditionellen Kultur der Handarbeit kennenzulernen. Die Brauchtumsmesse in Klagenfurt besuchen die Mitglieder regelmäßig und pflegen so die Partnerschaft zwischen den Städten. Obwohl Annemarie Pattis den Verein immer wieder vorantreibt, liegt ihr doch die Tradition sehr am Herzen. Beides bestimmt ihr Wirken.

Carlos Benede: In seinem Berufsleben als Polizist im Münchner Kommissariat für Prävention und Opferschutz lag sein Fokus nicht auf der Überführung von Tätern, sondern auf der Betreuung der Opfer, vor allem von Kindern und Jugendlichen. Und auch jetzt kümmert sich der Gründer der gemeinnützigen Jugendeinrichtung Weitblick in Dachau um die Opfer. Um Kinder und Jugendliche, die Schlimmes erleben mussten. Zwei Jungen, deren Mütter von ihren Männern ermordet wurden, adoptiere Carlos Benede und gab ihnen ein neues Zuhause. Die Dachauer Weitblick-Jugendhilfe bietet ein Zuhause für Kinder, die keines mehr haben. Ganz nach dem Grundsatz, dass jedes Kind die gleiche Fürsorge verdient, egal welcher Herkunft, betreibt der Verein im Gebäude des ehemaligen Hotels Aurora in Dachau eine Einrichtung, die alle Kinder aufnimmt. In zwei Wohngruppen leben dort Jugendliche im Alter von sieben bis 18 Jahren zusammen. Viele sind traumatisiert, Opfer von Gewalt gewesen oder selbst gewaltbereit. Ihnen allen soll Geborgenheit und Sicherheit vermittelt werden, damit sie ein normales Leben führen können.

Ehrenamtlich engagiert und ausgezeichnet: Herta Blettinger...

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(Foto: Toni Heigl)

...Ludwig Gasteiger...

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(Foto: Toni Heigl)

...Uwe Lehmann...

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(Foto: Toni Heigl)

...Annemarie Pattis...

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(Foto: Toni Heigl)

...Carlos Benede...

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(Foto: Toni Heigl)

...und Michael Minzlaff.

Sibylle Weigert, die erst kürzlich starb, wird posthum ausgezeichnet.

Michael Minzlaff: Seit 31 Jahren ist Michael Minzlaff schon im Vorstand des Golfclubs Dachau als Sportwart tätig. Für sein langjähriges Engagement wurde er vor drei Jahren von seinem Verein zum Ehrenmitglied ernannt. Aber auch in einem anderen Dachauer Verein machte er sich verdient: In den Sechziger Jahren war er Mitbegründer der Basketballabteilung des TSV 1865 Dachau und führte die Mannschaft zum Aufstieg in die Landesliga - Bayerns höchste Spielklasse.

Sibylle Weigert: Die Bürgermedaille konnte sie nicht mehr entgegennehmen, denn sie starb am 27. November überraschend im Alter von 62 Jahren. Trotzdem wurde ihr diese posthum verliehen, da sie sich mit sehr viel Herzblut für die Mieter in Dachau eingesetzt hat. Länger als 30 Jahre war Sybille Weigert Mitglied beim Dachauer Mieterverein, tätig als Kassenwartin und Vorstandsmitglied. Außerdem war sie mit der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins beauftragt und vertrat ihn im Familien- und Sozialausschuss der Stadt Dachau. Und auch als Stadträtin, Betriebsrätin und als Vorstandsmitglied im Ortskartell Dachau des Deutschen Gewerkschaftsbunds, als Mitglied der bayerischen Tarifkommission für die IG Metall München und als Gründungsmitglied des Bündnisses für Dachau war sie tätig. Zuletzt engagierte sich Sybille Weigert als Quartiersbeirätin im Projekt Soziale Stadt Dachau-Ost.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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