Dachau:Mitterndorfer lehnen urbanen Wohnungsbau ab

Lesezeit: 3 min

Der OB stellt den Entwurf vor, wie das Areal den griechischen Schule künftig ausschauen soll - und stößt auf viel Misstrauen.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Ein höchst unvollständiges Bild des Mitterndorfers wäre das Bild eines Menschen, dessen Kommunikation mit den Nachbarn über den Gartenzaun abläuft, der viel Platz braucht für seine Autos und alle neuen Gebäude, die in der Höhe über ein Erdgeschoss hinausgehen, als zu massiv empfindet. Es wäre, wie gesagt, höchst unvollständig. Grundsätzlich finden nämlich mehrere der engagierten und interessierten Mitterndorfer, die zum zweiten Teil der Bürgerdiskussionsveranstaltung über die Zukunft des Geländes der griechischen Schule gekommen sind, den nun favorisierten Entwurf sehr gut.

Auf dem 8700 Quadratmeter großen städtischen Grundstück sollen ein Kindergarten, staatlich geförderte und reguläre Wohnungen entstehen. Das war die grundsätzliche Vorgabe für die Stadtplaner, die Entwürfe eingereicht haben. Außerdem waren verlangt ein öffentlicher Spielplatz sowie ein zentraler Begegnungsort, möglicherweise auch ein Bürgertreff. Das Areal sollte so erschlossen werden, dass so wenig Verkehr wie möglich entsteht. Grundsätzliches Problem dabei: Eine neue, von der Brucker Straße nach Süden in das Gelände abzweigende Straße darf laut übergeordnetem Straßenrecht nicht gebaut werden. Das Grundstück muss also zwangsläufig über die schmale Ignaz-Taschner-Straße erschlossen werden.

Teil der ehemaligen griechischen Schule soll erhalten werden

In drei langen und offenbar diskussionsintensiven Auswahlrunden hatten sich Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), Bauamtsleiter Michael Simon und der Architekt Thomas Hammer, Professor an der Hochschule München, mit den Entwürfen von fünf Planungsbüros beschäftigt. Elf eingerechnet aller Varianten waren das, übrig geblieben ist nun eine Empfehlung. Vom wem dieser Entwurf stammt weiß auch das Bewertungsgremium noch nicht, das Verfahren ist anonym. Am Dienstag, 21. Juni, soll der Bau- und Planungsausschuss des Stadtrats abschließend über die Empfehlung des Gremiums und die Anregungen der Bürger entscheiden.

Alleinstellungsmerkmal des ausgewählten Entwurfs, so erklärte Architekt Hammer, sei der Erhalt des wertvollen Teils der ehemaligen griechischen Schule. Das bewahre die Identität des Ortes. Das Gelände sei insgesamt gut erschlossen, dabei verhältnismäßig verkehrsfrei, die Parkplätze befinden sich an der Brucker Straße hinter den dort geplanten Sozialwohnungen. Deren Wohn- und Lebensräume sind von der Straße ab- und dem Gelände zugewendet. Somit dienen die Häuser zugleich für das Grundstück als Schallschutz. Vorgesehen sind ausreichend Fuß- und Radwege über das Gelände. An den Kindergarten schließt sich ein öffentlicher Platz an, der so schwärmt Hammer, mit Boule-Bahn und Bänken zum Dorfplatz werden könne. Der geplante zweigeschossige Kindergarten soll Platz für zwei Krippengruppen und vier Kindergartengruppen bieten. Insgesamt sollen 17 bis 18 Sozialwohnungen und etwa fünf weitere Wohneinheiten entstehen. "Das werden pro Wohneinheit maximal zwei Belegungen", erklärte Hammer in Planungsdeutsch und fügte hinzu: "Machen Sie sich da mal keine Sorgen."

Etwa 50 Leute, darunter auch Stadträte, hören sich im Pfarrheim Mitterndorf die Bewertung der eingereichten stadtplanerischen Entwürfe an. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die machten sich nicht wenige der Anwesenden aber doch. Eine der ersten Fragen lautete, wozu der Kindergarten zwei Geschosse haben müsse, eines reiche doch. Das sei nicht wirtschaftlich, war die knappe Antwort. Spontanen Applaus erhielt ein Anwohner, der sagte, die Häuser seien zu hoch und zu dicht. "Das passt nicht". Es sei "eine Verballhornung dabei noch von dörflichem Charakter zu sprechen", pflichtete ein anderer bei. "Das sind zu viele neue Nachbarn", meldete sich ein weiterer Anwohner zu Wort.

Kritik am zentralen Dorfplatz

Unerwartet kam für die drei aus dem Bewertungsgremium und auch für die Moderatoren vom Büro Heller und Späth die Kritik am zentralen Dorfplatz. "Welchen Nutzen soll das für uns haben?", fragte eine junge Frau vorsichtig. Woraufhin eine noch jüngere Frau, schätzungsweise Anfang 20, unumwunden feststellte: "Ich glaube, das brauchen wir nicht." Die Mitterndorfer seien auch so untereinander in Kontakt, ein Spielplatz mit vielleicht ein paar Fitnessgeräten auch für Ältere und Bänken für alle reiche doch völlig aus. Eine Frau, deren Kinder aus dem Spielplatzalter schon heraus sein, wie sie sagte, stellte fest: "Man trifft sich nicht."

Die größten Sorgen bereitet den Anwohnern jedoch der Verkehr. Ungeachtet des Straßenrechts forderten sie eine deutlich bessere Erschließung des Geländes, am besten von der Brucker Straße her. Der Hol- und Bringverkehr zum Kindergarten werde ein Chaos auslösen, waren sich viele Anwohner einig. Es sei schon mit den wenigen Schülern in der griechischen Schule problematisch gewesen. Außerdem seien zu wenige Parkplätze eingeplant, wurde kritisiert. Schon jetzt sei es für Haushalte mit zwei bis drei Autos einfach zu eng.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: