Dachau:Die Polizei pfeift aus dem letzten Loch

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Die Fenster fallen aus dem Rahmen, das Dach ist undicht: Noch Ende dieses Jahres will das Innenministerium bekannt geben, ob das desolate Gebäude der Dachauer Inspektion saniert oder auf dem BePo-Gelände neu gebaut wird.

Rudi Kanamüller

Sanierung oder doch Neubau? Noch in diesem Jahr rechnet der Dachauer CSU-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Bernhard Seidenath mit einer Entscheidung darüber, wie es mit der Polizeiinspektion an der Dr.-Höfler-Straße weiter geht. Seidenath lässt auch keine Zweifel daran aufkommen, wie sie seiner Ansicht nach ausfallen wird: "Ich bin optimistisch, dass sie pro Neubau ausfallen wird", sagt der CSU-Politiker auf Nachfrage der SZ in Dachau. Seidenath kündigte an, dann schon bald Gespräche mit Finanzpolitikern führen zu wollen, damit möglichst schnell mit den Planungen begonnen werden kann. Wie berichtet, haben sich sowohl Seidenath als auch Landrat Hansjörg Christmann in einem Brief an Innenminister Joachim Herrmann für einen Neubau auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei eingesetzt.

Sanieren oder Abreißen, das ist hier die Frage. Den Mitarbeitern der Dachauer Polizeiinspektion wäre ein Neubau lieber. (Foto: © joergensen.com)

Über zahlreichen Besuch vieler prominenter Politiker und wichtiger Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens konnte sich der Leiter der Dachauer Polizeiinspektion, Thomas Rauscher, in der vergangenen Zeit nicht beklagen. Und alle Mitglieder der diversen Besucher-Delegationen seien sich am Ende ihrer Visiten einig gewesen: Eine Sanierung des im Jahre 1974 fertig gestellten Betongebäudes an der Dr.-Höfler-Straße mache keinen Sinn. Doch das sehen nicht alle beteiligten Stellen so. Und geben einer Sanierung, anstelle eines Neubaus, den Vorzug. Einer Wirtschaftlichkeitsberechnung des Innenministeriums aus dem Jahre 2010 zufolge kostet die Sanierung der Inspektion, die sich in einem baulich desolaten Zustand befindet, 3,5 Millionen Euro. Ein Neubau würde mit 6,5 Millionen Euro zu Buche schlagen. Schon damals ließ man die Dachauer Polizei wissen, dass keine der beiden Maßnahmen vor dem Jahre 2013 in Angriff genommen wird.

Es hört sich an wie aus einem schlechten Roman, wenn Beamte der Dachauer Inspektion über den Zustand ihrer Dienststelle sprechen: Die zehn Kilogramm schweren Fenster müssen teilweise fest geschraubt werden, damit sie nicht aus dem Rahmen fallen. Das Dach ist undicht, es regnet herein. Bei starkem Regen, wie unlängst, soll es sogar das Wasser aus den Toiletten gedrückt haben. Ganz zu schweigen vom energetischen Zustand des alten Gebäudes. Wärmedämmung Fehlanzeige. Im Winter frieren die Fenster ein. Die Mängelliste ist lang.

Eine klare Ansage macht das Mitglied des Personalrats der Dachauer Polizei, Polizeihauptkommissar Ernst Ziegenheim: "Die Mannschaft ist ganz klar für einen Neubau." Ziegenheim weist noch auf ein besonderes Problem hin, das bei einer Sanierung auftauchen könnte. "Erst wenn man das Gebäude richtig aufmacht, kann man beurteilen, was zu tun ist. Und oftmals kommt dann eine Sanierung erheblich teurer als ein Neubau." Die Beamten der Dachauer Polizeiinspektion jedenfalls wünschten sich "sozial adäquate Arbeitsplätze". Und der Beamte regt in diesem Zusammenhang an, mit einem Neubau ein "richtiges Vorzeigeprojekt" hinzustellen. So wie einst 1974, als die Inspektion an der Dr.-Höfler-Straße eröffnet wurde.

Bei ihrem Kampf um anständige Arbeitsplätze sind die Dachauer Polizisten nicht alleine. Über die Parteigrenzen hinweg reicht die Unterstützung für einen Neubau. Neben Bernhard Seidenath hat sich auch der Dachauer SPD-Landtagsabgeordnete Martin Güll in die Reihe der Neubaubefürworter eingereiht. Er könne dieser Lösung "sehr viel Sympathie abgewinnen", sagte Güll zur SZ. Die neue Standortalternative auf dem Gelände der BePo sei hervorragend. Sie biete zudem viele Möglichkeiten, um Synergien mit der BePo zu nutzen. So bei der Reparatur und Wartung der Fahrzeuge. Außerdem die unmittelbare Nähe zur KZ-Gedenkstätte, wo Polizeipräsenz immer wieder gefordert sei. Eine Sanierung bezeichnete Güll als "schwieriges Unterfangen". Und eine "häppchenweise Generalsanierung" sei ja wohl nicht das Ziel. Bei einem Neubau könnte der Betrieb in der Inspektion so weiterlaufen wie bisher, ohne dass er gestört würde. In diesem Zusammenhang weist Güll auf einen Zusatzaspekt hin, der bei einem Neubau zum Trägen käme. Weil sich die alte Inspektion auf einem Grundstück in "hervorragender Lage" befinde, könnte es seiner Ansicht nach auch "sehr gut verwertet" werden. Bei der alten Inspektion jedenfalls "fehlt's weit".

Die Dachauer Polizeiinspektion gehört zu den größten Polizeidienststellen in Oberbayern mit derzeit 110 Mitarbeitern. Und im Gegensatz zu anderen Landkreisen sucht man im Kreis Dachau vergeblich nach weiteren Polizei-Inspektionen. Die Dachauer Beamten sind für den kompletten Kreis zuständig, was Sicherheit und Ordnung angeht. Viele Jahre kamen auf einen Polizeibeamten im Landkreis Dachau 1400 Einwohner.

© SZ vom 23.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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