Dachau:Die ersten kleinen Hüpfer

Lesezeit: 3 min

Das neue Kinder- und Jugendfestival MAKS lockt an vier Tagen etwa 900 Besucher auf die Thoma-Wiese. Das sind deutlich weniger als beim Amperitiv, doch auch das frühere Festival hat mal klein angefangen - und die Stimmung ist schon jetzt grandios

Von Thomas Altvater, Dachau

Allein die Zahl der aufgestellten Bierbänke zeigt deutlich, dass in diesem Jahr alles ein wenig kleiner ist als früher beim Amperitiv-Festival. Gerade mal 18 Bänke stehen im großen Zirkuszelt auf der Ludwig-Thoma-Wiese. Von Donnerstagabend bis Sonntagnachmittag hat dort das neue Festival MAKS stattgefunden. Am Eröffnungstag bleiben noch viele der 18 Bänke im Zirkuszelt leer. Die Veranstaltungen der weiteren Tage sind weitaus besser besucht, ungefähr 900 Besucher zählte Karl-Michael Brand, Organisator und Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins Echo. "Mein Fazit fällt relativ kurz aus: Das MAKS läuft", sagt Brand.

Die drei bunten Zelte wirken fast ein wenig verloren auf der weitläufigen Ludwig-Thoma-Wiese. Doch sie kreieren eine eigene Welt, einen eigenen kleinen Kosmos. Ein schmaler gelber Wohnwagen steht am Rande des Geländes, der Baum daneben ist bunt beleuchtet, überall hängen Lichterketten. "Wir haben das alles mit vier Leuten aufgebaut", erklärt Karl-Michael Brand. Der Mangel an ehrenamtlichen Helfern war der Grund dafür, dass der Echo e.V. im vergangenen Jahr beschlossen hatte, das beliebte Amperitiv-Fest nicht weiter zu veranstalten. An seine Stelle ist nun MAKS getreten.

1 / 3
(Foto: Toni Heigl)

Klein, aber fein ist das Programm des neuen Festivals. Die kleinen Artisten der Zirkusschule "Krullemuck" holen sich ihren verdienten Applaus ab.

2 / 3
(Foto: Toni Heigl)

Der Auftritt des Jugendzirkus "Bellissima" begeisterte das Publikum.

3 / 3
(Foto: Toni Heigl)

Die Band "Rapian" spielte im Zelt.

"Mit der Atmosphäre eines schmuddeligen Etablissements der 1920er-Jahre", wie das Programmheft sagt, eröffnete der Kinder- und Jugendzirkus "Bellissima" aus Speyer das Festival am Donnerstagabend. Vierzehn Artisten, zwischen 15 und 21 Jahre alt, zeigen den knapp 20 Besuchern ein Show im Stile eines klassischen Varietétheaters. In Abendgarderobe betreten sie die Bühne, die Jungen mit Fliege und Hosenträgern, die Mädchen mit glitzernden Kleider und Federboas. Die für diese Zeit typische Swing-Musik untermalt den Auftritt der Gruppe. Schauplatz der Show ist eine Bar irgendwo in Amerika, in der die Gäste und Kellner die zu der Zeit herrschende Prohibition ignorieren und zechen. Jedoch aus leeren Gläsern, denn alles andere wäre bei den teilweise waghalsigen akrobatischen Einlagen mehr als gefährlich. Es ist ein Abend ohne viele Worte. Die Akrobatik ist das zentrale Element des Kinder- und Jugendzirkus. Die Jungen jonglieren und schlagen Saltos. Die Mädchen zeigen am Trapez, am Ring oder an den Strapaten - Bändern, die für Luftakrobatik verwendet werden - anspruchsvolle Bewegungsabläufe und Figuren.

Im zweiten Teil des Programms sitzen die Schauspieler ihre Strafe für das Missachten der Prohibition ab. Die schwarz-weiß gestreiften Gefängnisuniformen, das grelle Licht und die eindringliche Musik erzeugen eine beklemmende Stimmung. Dem gegenüber stehen die weiterhin spektakulären Showeinlagen der jungen Akrobaten. Gegen Ende finden sich alle Schauspieler auf der Bühne ein, die Prohibition wird aufgehoben, es darf wieder getanzt und getrunken werden.

"Schade, dass nur so wenig Menschen hier sind", sagt Brand am Donnerstagabend. Der Auftritt des Kinder- und Jugendzirkus "Bellissima" hätte weit mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Mehrere Stunden sind die jungen Artisten aus der fast 300 Kilometer entfernten Stadt Speyer am Oberrhein angereist. Für viele der Jugendlichen ist es der erste Auftritt vor fremdem Publikum und in einer fremden Stadt. Die Herausforderung meistern sie bravourös und hoch konzentriert.

Ähnlich wie die Show der jungen Artisten überzeugt auch das Programm des Festivals mit seiner Vielfalt, Abwechslung und der Liebe zum Detail. Das Krimi-Dinner am Freitagabend ist bereits früh ausverkauft. Der Festivalkoch Christian Messerklinger serviert den Gästen ein besonderes Menü, garniert mit Mördern und Detektiven. Auch die Jahresgala der Zirkusschmiede "Krullemuck" der Dachauer Kreativschmiede, kurz DAKS, ist gut besucht. Als Gallier verkleidet mischen sich die ungefähr 50 Kinder unter Asterix, Obelix und Idefix. Die Nachwuchsartisten zeigen eindrucksvoll, dass das gallische Leben aus weit mehr besteht, als nur dem ständigen Konflikt mit den Römern. Am Samstagabend wechselt das Publikum, es spielen die Irish-Folk-Bands Rapian und T4U.

Die Geschwister Gabriel und Julia testen eine besondere Art des Sommerrodelns. (Foto: Toni Heigl)

Ohne Zweifel das absolute Highlight für die Kinder der Sonntagnachmittag ist, denn es ist wieder Dachauer Kindertag. Die Kleinen laufen zwischen einem Spielebus umher, probieren verschiedene Aktionen aus und besuchen unterschiedliche Vorführungen auf dem Platz zwischen den Zelten. Es herrscht ein großes Gewusel und viel Begeisterung. "Der Kindertag war deutlich besser besucht als in all den Jahren zuvor", sagt Brand. "Es war eine schöne Stimmung."

Auf dem Festivalgelände vergleichen die Besucher das neue Fest MAKS immer wieder mit dem Amperitiv. Das Zeltfestival auf der Dachauer Ludwig-Thoma-Wiese hatte immerhin 14 Jahre lang die Dachauer Kulturlandschaft mit Konzerten und Kabarettvorstellungen geprägt. Auch Brand selbst stellt den Vergleich an. Und erkennt einige Parallelen. Das Amperitiv sei in den ersten Jahren auch erst langsam angelaufen, erklärt er, bevor es zu einer Marke des Dachauer Kulturlebens wurde. "Das Baby ist gesund und kann schon gut laufen."

© SZ vom 15.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: