Bildung:Dachauer Forschergeist

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Rechnen, werken, experimentieren: Im neu eröffneten Mint-Campus sollen Schüler im Landkreis ihr Wissen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik erweitern - ganz ohne Unterricht und Notendruck.

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Mit einer Armbewegung bringt Kilian Meßmer das Modellauto zum Fahren. Hebt der Student der Technischen Universität München den rechten Arm, fährt es wie von Zauberhand los. Bewegt er ihn nach unten, fährt es rückwärts. Das Ganze funktioniere mit Kinetik, erklärt Meßmer. Ein Gerät, das ein paar Meter weiter vorne steht, erkennt die Bewegungen und steuert damit das Auto. Eines Tages könnten auch Jugendliche aus Dachau solche Konstruktionen bauen. Die nötigen Materialien und das Wissen von Experten wie Kilian Meßmer stehen ihnen ab sofort zur Verfügung: am neuen Mint-Campus in der Liegsalzstraße. Er wurde am Freitag eröffnet.

Der Mint-Campus soll das musikalische, künstlerische und sportliche Angebot für Schüler im Landkreis um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik erweitern. So soll auch das Dachauer Land als Standort für Betriebe aus dem IT- und Technikbereich und für das Handwerk attraktiver werden. Projektleiterin Eva Rehm strebt eine Zusammenarbeit mit Schulen, Kindertagesstätten, gemeindlicher Jugendarbeit und regionaler Wirtschaft an. Am Mint-Campus kann frei experimentiert werden, zu speziellen Themen und Zielgruppen werden bald geschlossene Kurse angeboten. "Kinder und Jugendliche können ihre Ideen kreativ ausleben, ganz ohne Unterrichts- und Notendruck", sagt Rehm. Wer will, soll auch an Mint-Wettbewerben wie der deutschen Physik-Meisterschaft teilnehmen können, die bereits im Februar dieses Jahres am Josef-Effner-Gymnasium stattfand. Der Mint-Campus ist ab sofort donnerstags und freitags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 18 Uhr.

Die Organisatoren des Mint-Campus: Joachim Kesting und Eva Rehm. (Foto: Niels P. Joergensen)

Im März wurde ein Trägerverein gegründet, dem die Stadt Dachau, der Landkreis und alle Kommunen angehören. Bald ist die Gründung eines Fördervereins geplant, dem Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen beitreten können. Einige Betreuer haben sich bereits gemeldet und wollen die Kinder und Jugendlichen mit ihrem Wissen beim Experimentieren begleiten. Wer sich engagieren will, kann sich bei info@mintcampus-dachau.de melden. Finanzielle Unterstützung hat der Mint-Campus bisher von der Stiftung Bildung und Wissenschaft der Sparkasse Dachau erhalten, der Volksbank-Raiffeisenbank Dachau, den Aktivsenioren Bayern und dem Flughafen München. Auch die Firmen Johannes Kiehl aus Odelzhausen und die MSG Dachau haben bei der Einrichtung geholfen.

Fertig ist neben dem Schulungsraum für Lehrkräfte die Holz- und Metallwerkstatt. Dort kann gedrechselt, gesägt, gelötet und konstruiert werden. Im IT-Raum ist ein Lego Education Innovation Studio (LEIS) entstanden. Lego Education entwickelt Lernkonzepte und Unterrichtsmaterialien für Schulen. Karen Schnier hat den Mint-Campus Dachau im Vorfeld beraten. "Hier soll Technik entdeckt und Inhalte aus der Schule angewandt werden", erklärt sie. An verschiedenen Stationen können Kinder und Jugendliche je nach Alter Modelle aus Legosteinen bauen, sie mit einfacher Software programmieren und so zum Leben erwecken. Sie arbeiten dabei mit einfachen Maschinen, Zahnrädern, Hebeln, Flaschenzügen und der Übertragung von Bewegung. So sollen die Schüler spielerisch an Mint-Fächer herangeführt werden, dabei miteinander diskutieren und lernen, zusammen zu arbeiten.

Eva Rehm, Joachim Kesting und viel Landkreisprominenz im Mint-Campus. (Foto: Niels P. Joergensen)

Es ist am Freitagmittag gerade einmal eine Stunde her, dass der Mint-Campus vorgestellt wurde. Die Eröffnung ist in vollem Gange, Bürgermeister, Landtagsabgeordnete, Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und Landrat Stefan Löwl (CSU) drängen sich auf den Gängen. Da ist der zwölfjährige Keno schon da. Konzentriert sitzt er an einer Holzbank, die Schutzbrille fest auf der Nase. Er kerbt mit einem Schraubenzieher Rillen in ein Stück Holz, das sich vor ihm dreht, als hätte er nie etwas anderes getan. "Ich weiß noch nicht, was es wird", sagt er, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. "Ich will einfach mal ein bisschen rumprobieren." Vielleicht konstruiert er eines Tages gemeinsam mit Kilian Meßmer Modellautos, die per Handbewegung gesteuert werden.

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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