Dachau:Bayerns erster Asylsicherheitsbeauftragter

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Sicherheitsbeauftragter Norbert Klose. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der ehemalige Polizist Norbert Klose soll Konzepte entwickeln, um Auseinandersetzungen wie in der Karlsfelder Traglufthalle zu verhindern.

Von Sebastian Jannasch, Dachau

Eigentlich könnte der Röhrmooser Norbert Klose jetzt ein ruhiges Leben führen. Nach mehr als vier Jahrzehnten im Dienst der Münchner Polizei ist der 61-Jährige seit vergangenem Jahr im Ruhestand. Doch geruhsame Tage rücken für ihn nun wohl vorerst in weite Ferne. Seit Anfang des Jahres ist Klose Sicherheitsbeauftragter des Landratsamtes, zuständig für die Asyl-Unterkünfte. "Nach den vielen Dienstjahren möchte ich meine Kenntnisse und Erfahrungen einbringen, um bei der Lösung der Asylherausforderungen mitzuhelfen", sagt er. Während seiner Zeit bei der Münchner Kriminalpolizei beschäftigte sich Norbert Klose hauptsächlich mit Wirtschaftsstraftaten und Ausländerkriminalität. Hier hatte er auch mit asylrechtlichen Straftaten und Flüchtlingen zu tun.

Landrat Stefan Löwl (CSU) verpflichtete den ehemaligen leitenden Kriminalbeamten, nachdem er Klose im vergangenen Jahr auf der Dachauer Ausstellung Diva getroffen hatte. Der damalige Pensionär signalisierte, dass er sich vorstellen könnte, sich bei Asylfragen einzubringen. Wenige Wochen später wurde der frühere Polizist zum Sicherheitsbeauftragten berufen. "Das ist die erste Stelle dieser Art in Bayern", sagt der 61-Jährige. Landrat Löwl freut sich über den personellen Zuwachs, um die Asylaufgaben besser zu bewältigen. "Die Erfahrungen im letzten Jahr, insbesondere in den letzten Monaten, haben gezeigt, dass wir diese Themen kompetent, zeitnah und gebündelt im engen Austausch mit den anderen Stellen und Partnern bearbeiten müssen," sagt er. Ziel sei es, dass Klose das Thema Sicherheit in und um Asylunterkünfte professionalisiert und so als zentrales Bindeglied zwischen Landratsamt, Gemeinden, Polizei, Asylhelfern, Sicherheitsdiensten und Bürgern fungiert.

Sicherheit im Fokus

Die Sicherheit in Asylunterkünften ist zuletzt stark in den Fokus geraten. Insbesondere in der Karlsfelder Traglufthalle kommt es immer wieder zu teils gewaltsamen Streitigkeiten. Erst am Dienstag war die Halle in sich zusammengesackt, nachdem ein Streit unter Bewohnern dazu geführt hatte, dass die Unterkunft schnell geräumt werden musste.

Klose soll die zentrale Asylkoordinatorin des Landkreises Isabell Sittner entlasten. Drei Kernaufgaben zählen zu seinem Wirkungsfeld. Erstens wird er mögliche Standorte für Unterkünfte bewerten. "Der Ort muss wohlbedacht sein, um den Asylsuchenden die Integration in die Gemeinde zu erlauben und gleichzeitig die Bevölkerung möglichst wenig zu beeinträchtigen", erläutert Klose. So lasse sich Ärger bei den Asylsuchenden und Anwohnern vermeiden. Zweitens soll er die Sicherheitsdienste koordinieren und kontrollieren, die in Flüchtlingsunterkünften sowie im Landratsamt eingesetzt sind. Dazu gehört es, regelmäßig Mitarbeiter zu überprüfen, um auszuschließen, dass jemand Vorstrafen hat, die auf rechtsradikale Taten zurückgehen.

Ansprechpartner für Beschwerden

Schließlich soll Klose auch Ansprechpartner für Beschwerden sein, falls Bürger belästigt werden oder es zu Diebstählen durch Asylbewerber kommen sollte. Im Interview mit der SZ Dachau hatte Polizeichef Thomas Rauscher im Dezember allerdings erklärt, dass die Flüchtlinge - mit wenigen Ausnahmen - strafrechtlich unauffällig seien. Falls es berechtigte Beschwerden gibt, soll Klose Konzepte entwickeln, wie sich Vorfälle künftig vermeiden lassen und sich mit beteiligten Bürgern, Behörden und Helfern zusammensetzen. "Es geht aber natürlich auch um die Sicherheit von Asylsuchenden selbst", sagt Klose. Durch die Streitigkeiten in den Unterkünften und die dadurch notwendigen Polizeieinsätze fürchtet er, dass "die Stimmung in der Bevölkerung gegen die Flüchtlinge kippt". Dem wolle er entgegenwirken. Hierfür will der Sicherheitsbeauftragte auch Ideen entwickeln, wie sich Konflikte unter Asylbewerbern frühzeitig schlichten lassen.

Die Caritas, die in vielen Unterkünften Asylbewerber berät, begrüßt, dass ein neuer Ansprechpartner zur Verfügung steht. "Wir freuen uns, dass wir mit Herrn Klose über neue Konzepte reden werden, wie wir die Sicherheitssituation insbesondere in den Unterkunftshallen verbessern und Konflikte vermeiden können", sagt Irmgard Wirthmüller von der Dachauer Caritas. Auch Fabian Baur, Mitglied des Helferkreises in Karlsfeld, hält es grundsätzlich für sinnvoll, Erfahrungen auszutauschen. Er gibt allerdings zu bedenken, dass die nun im Fokus stehenden Auseinandersetzungen in der Traglufthalle vor allem an der Form der Unterkunft liegen. "In der Halle ist es eng, es herrscht den ganzen Tag ein hoher Geräuschpegel, es gibt keine Privatsphäre und die Bewohner haben nichts zu tun. Natürlich kommt es da zu Reibereien." Auch Tageslicht und Frischluft gibt es nicht. Baur regt deshalb an, auch über Maßnahmen nachzudenken, die Konflikte frühzeitig entschärfen können, um die Situation in den Hallen wieder zu beruhigen.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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