Bürgerversammlung:Kleine Rücksichtslosigkeiten im Alltag

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Auf der Bürgerversammlung äußern die Einwohner von Dachau Süd Ärger über fehlende Radwege, Falschparker, kaputte Gehwege und herumliegenden Abfall.

Von Petra Schafflik, Dachau

In Dachau Süd ist die Welt derzeit in Ordnung. Diesen Eindruck vermittelt am Mittwochabend jedenfalls die Bürgerversammlung für diesen Stadtteil, zu der etwa 60 Dachauer in den ASV-Theatersaal kamen. Echte Aufreger-Themen haben die Bürger mit Rathauschef Florian Hartmann (SPD) nicht zu besprechen. Das mag daran liegen, dass der lange geforderte Linienbus nach Himmelreich seit Dezember fährt. Und die Stadt damit den Bürgern in Süd einen Herzenswunsch endlich erfüllt hat. Nicht einmal zu den Baumfällungen entlang der Amper gibt es Nachfragen. Diese massiven Rodungen hatten im Winter die Stadt in Aufregung versetzt, weshalb der OB extra einen Experten nach Dachau Süd eingeladen hat. Doch nach dem technischen Fachvortrag zum Staudamm-Bau von Planer Roland Hoepffner haben die Bürger keinen Diskussionsbedarf. Einige Anregungen und Wünsche gibt es aber doch, etwa zur Leerung von Abfalleimern, zu Straßenreinigung und Winterdienst, unsicheren Radwegen und zugeparkten Behindertenparkplätzen.

Der Stadtweiher wird als Freizeitgelände geschätzt und ist im Sommer gut besucht. "Die Leute machen auch Lagerfeuer, doch die Asche wurde heuer nicht weggeräumt und liegt noch immer herum", beklagt Heribert Wildmoser. Die Abfalleimer würden zu selten geleert. Die vollen Müllbeutel, die Bürger neben die überfüllten Tonnen legen, zerfetzten dann Tiere, der Unrat werde verstreut. Tatsächlich war die Leerung der Abfalleimer bisher auf zwei städtische Diente aufgeteilt, informiert der OB. Weshalb Mitarbeiter volle Kübel ignorierten, wenn sie nicht in ihrem Bezirk lagen. "Das haben wir geändert und hoffen, jetzt eine gemeinsame Müllentsorgung hinzubekommen."

Autofahrer blockieren Behinderten-Parkplätze

Auch Radwege beschäftigen einige Bürger. Um sicher zum Bahnhof zu kommen, radelten viele bisher vor der Post auf dem Gehweg. Gefährlich und auch verboten. Die Stadt hat nun die Grünfläche hinter der Post zugänglich gemacht, um Radfahrern eine sichere Route anzubieten. "Aber dort steht noch ein Verbotsschild, ich trau mich nicht durchzufahren", moniert Manfred Klaus. Nicht optimal ist auch, dass der Radweg entlang der Schillerstraße kurz vor der Kreuzung an der Sparkasse aufhört. "Dort muss man auf die Rechtsabbiegespur einfädeln", sagt Jörg Dandl. Mehr Sicherheit brächte eine Radspur, die anstelle des kurzen Grünstreifens markiert werden könnte, wie an der Münchner Straße, schlägt Dandl vor. Um Sicherheit und Sauberkeit im künftigen Radlparkhaus sorgt sich FW-Stadtrat Sebastian Leiß. Überwachungskameras sollen dafür sorgen, "dass keine schlimmen Sachen passieren", beruhigt der OB. Über Autofahrer, die Behinderten-Parkplätze blockieren, beklagt sich Claudia Gercke, die auf diese Sonderparkflächen angewiesen ist. Selbst Fahrschulen warteten dort auf ihre Schüler: "Die sollten doch Vorbild sein." Der Parkplatz werde freigemacht, "aber man muss erst mit seinem Ausweis wedeln." Die junge Frau wünscht sich mehr Rücksicht. Hartmann will die Fahrschulen gezielt anschreiben und im Stadtmagazin für mehr Einfühlungsvermögen werben: "Rücksicht nehmen wir leider alle immer weniger."

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Heribert Wildmoser: "Am Stadtweiher liegt noch die Asche der vielen Lagerfeuer vom vorigen Sommer. Wird das nicht mehr von der Stadt weggeräumt? Auch die Mülleimer gehören öfter geleert."

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Jörg Dandl: "An der Schillerstraße endet der Radweg kurz vor der Sparkasse. Statt dem kurzen Grünstreifen dort könnte besser eine Radspur markiert werden, wie auch an der Münchner Straße."

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Manfred Klaus: "Damit Radler nicht auf dem Gehweg fahren, hat die Stadt den Durchgang hinter der Post geöffnet. Das Tor ist auf, aber dort steht ein Verbotsschild. Ich trau mich nicht durchzufahren."

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Claudia Gercke: "Die Behinderten-Parkplätze am Bahnhof sind oft blockiert von Abholern, selbst Fahrschulen stehen dort. Erst wenn man mit dem Ausweis wedelt, werden die Autos weggefahren. Das ist rücksichtslos."

Einige Gehwege haben in Dachau-Süd ihre Tücken. In der Olchinger Straße heben Baumwurzeln den Belag an, Schneeräumen sei dort im Winter aussichtslos, moniert Albert Girstl. Bisherige Anfragen beim Bauhof verliefen ergebnislos. "Zwei Kinder hat es mit dem Radl dort schon geschmissen, soll ich die Wurzeln selber abhacken?" Über die verschmutzte Pfarrer-Kölbl-Straße ärgert sich Peter Blume. "Die Kehrmaschine kommt nur mehr zweimal im Jahr, nicht wie früher alle zwei Wochen." Eine Kritik, die nicht alle Bürger nachvollziehen konnten. "Bei mir kommt die Straßenreinigung einmal, das reicht", sagt ein Besucher zu seinem Tischnachbarn. Auch wenn die städtischen Dienste funktionieren, passt das nicht jedem. Der Schneeräumer rumple durch ihre Straße am Sonntag schon um 6.45 Uhr in der Früh. "Geht das nicht später", kritisiert Inge Ostermeier. Parkende Fahrzeuge ärgern sogar den OB persönlich. Am Karlsberg blockieren abgestellte Autos den Gehweg bei der Shisha-Bar, moniert Jörg Dandl. Er selbst sei einmal gar nicht mehr aus der Rathaus-Tiefgarage heraus gekommen, sagt Hartmann. "Wir schreiben oft Strafzettel, aber das interessiert viele Bürger nicht."

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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