Bildung:Männerüberschuss

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In den vergangenen Jahren waren die Frauen in der Mehrheit beim Abitur. Dieses Jahr ist es an allen drei Gymnasien des Landkreises Dachau andersherum. Die Prüfungen beginnen am Mittwoch, 3. Mai

Von Petra Schafflik, Dachau

ITG-Oberstufenkoordinatorin Elisabeth Barth kümmert sich um den Abiturjahgang ihres Gymnasiums. (Foto: Toni Heigl)

Während viele Schüler entspannt aus den Osterferien zurückgekehrt sind, hat Levent Duran vom Dachauer Ignaz-Taschner-Gymnasium zwei intensive Lernwochen hinter sich. Statt Party oder Sport standen bei dem 19-jährigen Dachauer Geometrie, Statistik und Algebra auf dem Programm, dazu verschiedene Themen aus Kunst und Ethik. Büffeln war angesagt. Denn für 399 Schüler aus dem Landkreis startet die entscheidende Phase ihrer Schullaufbahn: Die Abiturprüfungen. Bis Anfang Juni werden alle Kandidaten drei schriftliche und zwei mündliche Prüfungen erfolgreich meistern müssen, um am 30. Juni ihr Reifezeugnis in Händen zu halten. Los geht der Prüfungsmarathon für alle am Mittwoch, 3. Mai, mit der Klausur, vor der wohl viele Schüler großen Respekt haben: Der schriftlichen Mathe-Abiturprüfung.

"Mit den Prüfungsvorbereitungen klappt es ganz gut", erzählt Levent Duran. Die Ferien hat er als intensive Lernzeit fest eingeplant und strikt durchgezogen. Alte Abituraufgaben unter realen Klausurbedingungen durcharbeiten, das hält der Schüler für die beste Methode, um Routine zu entwickeln. Vor allem auch in Mathematik, "da bin ich eigentlich nicht schlecht, aber die Stofffülle ist groß, also heißt es: Üben." Weniger stressig empfindet er die übrigen Prüfungsfächer, "das sollte ich hinbekommen." Zweites verpflichtendes Prüfungsfach für alle ist Deutsch, wo mehrere Themen zur Wahl stehen. Levent Duran will die Dramenanalyse nehmen. Die Klausur im dritten Abiturfach wird der Dachauer anders als die meisten seiner Mitschüler nicht in Englisch, sondern in Französisch schreiben. Die Wahl ist ihm leicht gefallen, "da habe ich die besseren Noten, und das Fach macht mir Spaß". Nach den drei schriftlichen Tests bleibt den Kandidaten eine prüfungsfreie Woche, um sich auf die Kolloquien vorzubereiten. Der Dachauer Schüler wird sich in Ethik und Kunst prüfen lassen. Er sagt: "Das ist eine gute Kombination, finde ich."

Die Lernstrategien der Abiturienten sind unterschiedlich, wissen die Schulleiter der drei Gymnasien im Landkreis. Während die einen schon seit Monaten büffeln, starten andere erst spät mit dem Lernen. Doch in diesen Tagen bereiten sich wohl alle auf die anstehenden Prüfungen vor. Und zwar ruhig und konzentriert, so die Empfehlung der Schulleiter, die zu viel Nervosität für wenig hilfreich halten. Deshalb ist Erwin Lenz, Schulleiter des Dachauer Ignaz-Taschner-Gymnasiums (ITG) auch froh über seine Abiturienten, die sich "nicht verrückt machen lassen und die Sache relativ gelassen angehen". Am ITG begleitet Oberstufenkoordinatorin Elisabeth Barth 51 Prüflinge, das ist mit 81 Schülerinnen und 70 Schülern der stärkste Abiturjahrgang im Landkreis. Ein Phänomen, das damit zu tun hat, dass das ITG als einziges Gymnasium Einführungsklassen anbietet, die Realschüler nach der Mittleren Reife zum Abitur führen. Schüler, die dieses Angebot nutzen, treten in der zehnten Klasse neu ein und legen dann gemeinsam mit den regulären Gymnasiasten am Ende der 12. Klasse die Abiturprüfung ab.

Weniger Arbeiten durchsehen müssen heuer dagegen die Lehrer am Dachauer Josef-Effner-Gymnasium (JEG) und am Gymnasium Markt Indersdorf (GMI), wo mit jeweils 124 Kandidaten eher kleinere Jahrgänge antreten. An beiden Schulen absolvieren mit 68 (GMI) und 65 (JEG) Schülern mehr männliche als weibliche Kandidaten die Prüfung. Das ist eher ungewöhnlich, denn traditionell sind unter den Abiturienten die jungen Frauen in der Überzahl.

Obwohl die Vorbereitung überall nach Plan läuft, gibt es in diesem Jahr eine besondere Anspannung in den Lehrerkollegien. Denn für die Korrektur der Prüfungsklausuren bleibt deutlich weniger Zeit als üblich. Anders als zunächst vom Kultusministerium geplant, müssen die Noten bereits vor den Pfingstferien bekannt gegeben werden. Nach dem ursprünglichen Terminplan sollten die Ferien noch als Korrekturzeit zur Verfügung stehen. Doch Schüler haben per Petition eine Änderung bewirkt. Wer von den Abiturienten noch ins Mündliche will, um die Abschlussnote zu verbessern oder sich gar mündlich prüfen lassen muss, um sein Abitur zu retten, hat nun die Ferienwochen Zeit für die Vorbereitung. Im Gegenzug wächst die Belastung für die Pädagogen, die nun "in Rekordzeit korrigieren müssen" wie Rektor Lenz betont. "Das wird eine Reifeprüfung für die Lehrer", sagt sein Indersdorfer Kollege Höhenleitner. Einen besonderen Stellenwert hat die Abiturprüfung für JEG-Schulleiter Kurt Stecher, der in den Ruhestand geht: "Heuer verabschiede ich meinen letzten Abiturjahrgang."

Ausgehändigt erhalten die Absolventen die Reifezeugnisse am Freitag, 30. Juni. Viele Abiturienten stehen dann schon in den Startlöchern für einen Auslandsaufenthalt, Levent Duran hat ganz konkrete Pläne. "Erst jobben, dann ein wenig wegfahren und im September starte ich meine Berufsausbildung." Er will Einzel- und Außenhandelskaufmann werden.

© SZ vom 25.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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