Ausstellung:Neue Perspektiven

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Wolfgang Sands hölzernes Fernrohr ist nach Norden gerichtet - auf das Leuchtturmbild seines Kunst-Partners Dieter Navratil. (Foto: Toni Heigl)

In der Mitgliederausstellung 2017 präsentieren 26 Künstler der KVD ihre Werke jeweils paarweise

Von Gregor Schiegl, Dachau

Die Künstler besuchen sich in ihren Ateliers, sie tauschen sich aus, sie gehen zu den Vernissagen der Kollegen und sei es nur auf eine Stippvisite. In Dachau kennt jeder jeden. Das klingt einerseits ein bisschen langweilig und provinziell, nach Schmoren im eigenen Saft, doch die Künstlervereinigung Dachau (KVD) nutzt eben dieses Sich-Kennen als würzendes Mittel für ihre Mitgliederausstellung 2017. Diesmal haben sich die 26 teilnehmenden Künstler gewissermaßen gegenseitig kuratiert: Jeder bekam einen Partner per Losverfahren zugeteilt, überwacht von einem waschechten Juristen vom Förderverein der KVD. "Aufgabe war es, in gegenseitigen Atelierbesuchen jeweils eine Arbeit des betreffenden Kollegen auszuwählen", erklärt KVD-Vorsitzender Johannes Karl.

Das Los führte Karl mit Margot Krottenthaler zusammen, die man bisher eher als Malerin und Zeichnerin gegenständlicher Motive kannte. Von ihr ist nun ein ungewohnt großformatiges, abstraktes Gemälde zu sehen, farbkräftig und von gestischer Wucht. "Jeder hat so seine verborgenen Schätze", sagt Johannes Karl, man muss nur mit offenen Augen durchs Atelier gehen. Wer weiß, vielleicht wäre ohne Johannes Karl dieses Bild weiter verborgen geblieben in den Nischen eines Ateliers.

In dieser Mitgliederausstellung ist Krottenthalers Bild eine der schönsten Entdeckungen. Die Auswahl der anderen Arbeiten sind für sich genommen weniger überraschend, dafür ist die künstlerische Verbindung der 13 Werk-Paare umso reizvoller. Von Wolfgang Sand wurde ein mächtiges hölzernes Fernrohr, verhängt von einer hölzernen Wäscheleine, in Position gebracht; dahinter bietet Dieter Navratils Szenerie eines Leuchtturms mit angeschwemmter Plastikflasche den passenden maritimen Ausblick. Mag auch der Zufall die Künstler zu diesen kleinsten Ausstellungsgemeinschaften zusammengeführt haben, so ist doch oft das Bemühen erkennbar, ästhetisch zu harmonieren und nicht nur einfach zwei irgendwie gefällige Werke nebeneinanderzustellen. Das gelingt bei Klaus Herbrich und Annekatrin Norrmann besonders gut. Norrmanns collagenartige Installation aus viereckigen halbtransparenten Kunststoffplatten korrespondiert wunderbar mit Herbrichs Steinskulpturen, die wie zwei abgebrochene Säulen einer Tempelruine in der Galerie stehen. Beide verbindet die Klarheit der Form, der Sinn für Textur und Farbe und eine unaufgeregte, fast archaische Eleganz.

Andere heben eher stilistische oder formale Gemeinsamkeiten hervor: die monochromen Strukturen von Claudia Flachs Keramik eines Gürteltiers und die netzartige Zeichnung eines Vogelmenschen von Martin Off, die monochromen Darstellungen bei Florian Marschall und Wolfgang Feik. Nicht immer suchen die Künstler das Gemeinsame: Bei Mette Therbild und Katrin Schürmann knallt Großformat auf Kleinformat, Bunt auf Schwarzweiß und gegenständlich auf abstrakt - aber vielleicht hat hier der Betrachter auch das Verbindende nur übersehen. Diese Ausstellung lädt ein zum (Neu-)Entdecken und zum Diskutieren. Innerhalb der KVD hat das schon funktioniert. "Bei unseren Mitgliedern kam das Konzept gut an", sagt Johannes Karl.

Stippvisite. Mitgliederausstellung in der KVD-Galerie. Vernissage am Donnerstag, 30. November, um 19.30 Uhr. Öffnungszeiten Donnerstag bis Samstag, 16 bis 19 Uhr, Sonntag 12 bis 18 Uhr. Noch zu sehen bis 22. Dezember.

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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