Asylbewerber:Zustrom von Flüchtlingen erwartet

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Obwohl der Landkreis Dachau die von der Regierung von Oberbayern geforderte Zahl von Asylbewerbern aufgenommen hat, suchen die Bürgermeister vorsorglich nach weiteren Unterkünften.

Gregor Schiegl

- Landkreis und Gemeinden suchen gemeinsam nach Möglichkeiten, weitere Flüchtlinge im Landkreis unterzubringen - und zwar möglichst dezentral. Im Oktober hatte das Landratsamt das Thema im Rahmen der Bürgermeisterdienstbesprechung aufs Tapet gebracht. Am kommenden Montag, 12. November, hat Hebertshausens Bürgermeister Michael Kreitmeir seine Landkreiskollegen zu einer nicht öffentlichen Gemeinderatssitzung eingeladen, damit sie Vorschläge unterbreiten, welche Unterkünfte sie für Asylsuchende anbieten könnten.

Bislang ist lediglich das ehemalige Pflegeheim im Hebertshausener Ortsteil Deutenhofen als mögliche neue Unterkunft im Gespräch. In Hebertshausen gibt es jedoch erhebliche Bedenken, ob das marode Gebäude dafür wirklich geeignet ist. "Man muss die Flüchtlinge menschenwürdig unterbringen", sagt die Hebertshausener SPD-Fraktionssprecherin Marianne Klaffki. Und nicht nur die kleine Gemeinde Hebertshausen, sondern alle Landkreisgemeinden müssten ihren Beitrag leisen - "jeweils nach ihrer Leistungsfähigkeit". In der ersten Gesprächsrunde der Bürgermeister war offenbar wenig davon zu merken, dass die Rathauschefs dazu auch bereit sind. "Das Ergebnis war nicht berauschend", sagt Gerhard Weber, Sprecher des Landratsamts.

Nach der Asyldurchführungsverordnung muss der Landkreis Dachau 3,1 Prozent der oberbayerischen Asylbewerber unterbringen, das entspricht aktuell einer Zahl von 137 Personen, wie die Regierung von Oberbayern mitteilt. 147 Flüchtlinge befänden sich derzeit in der Dachauer Asylbewerberunterkunft an der Kufsteiner Straße. "Der Landkreis hat also sein Unterbringungssoll zu 100 Prozent erfüllt", erklärt die Regierung von Oberbayern. Folglich sei "im Moment keine Zuweisung von Asylbewerbern zur dezentralen Unterbringung vorgesehen".

Dennoch richtet sich Landratsamtssprecher Gerhard Weber darauf ein, dass spätestens im Frühjahr 2013 eine neue Unterkunft für Flüchtlinge im Landkreis notwendig werden wird: "Wenn der Zustrom auf diesem Niveau bleibt, wird es nicht mehr lange dauern, bis uns die Regierung neue Asylbewerber zuweist." Die Entwicklung ist dramatisch: Bis Ende September 2012 gingen beim Bundesamt für Migration mehr als 49 000 Asylanträge ein; im Vergleich zum Vorjahr mit rund 37 000 Asylanträgen bedeutet dies einen Anstieg um mehr als 32 Prozent. Besonders stark ist der Zustrom aus Serbien, Mazedonien und Syrien. Das Bundesamt für Migration geht aufgrund seiner Analysen davon aus, "dass die Antragszahlen zum Winter hin auf weiterhin hohem Niveau bleiben und ein weiterer Anstieg der Antragszahlen nicht ausgeschlossen werden kann".

Marianne Klaffki, die auch Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion ist, reicht es allerdings nicht, den Flüchtlingen nur ein Dach über dem Kopf zu geben. Speziell für die Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien fordert sie, eine "humanitäre Taskforce" einzurichten. Darin sollten auch Experten aus allen sozialen Bereich eingebunden sein. Schon in Friedenszeiten hätten sich die unterschiedlichen Volksgruppen nicht verstanden. Wenn man sie in einer Sammelunterkunft unterbringe, entstehe eine "besondere Konfliktsituation", die es zu entschärfen gelte. Außerdem brauche es Angebote, die Flüchtlinge und die Wohnbevölkerung einander näher zu bringen. Am liebsten wäre es der SPD-Politikerin freilich, die Menschen entsprechend den Forderung des Bayerischen Flüchtlingsrats dezentral in Wohnungen unterzubringen - zumindest die traumatisierten Familien mit Kindern. "Bei diesem Wohnungsmarkt ist das kein leichtes Unterfangen", sagt Landratsamtssprecher Weber. Das bestätigt auch die Sprecherin der Regierung: "Wir können immer nur wieder an Privatleute appellieren, uns Häuser zum Anmieten anzubieten."

© SZ vom 07.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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