Altstadtfest Dachau:Prinzip Hoffnung

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Die LAD schafft kein Altstadtfest mehr, will aber nicht aufgeben, obwohl sich kaum jemand an der Organisation beteiligt.

Anna Schultes

Nachdem das Altstadtfest in den vergangenen beiden Jahren ein dickes Minus für die Vereinte Werbegemeinschaft "Leistung aus Dachau" (LAD) gebracht hatte, wird es in diesem Sommer ausfallen. "Wir sehen uns nicht in der Lage, das finanzielle Risiko das dritte Jahr in Folge zu tragen", sagte LAD-Vorsitzender Christian Scheffler. Neben verregneten Veranstaltungstagen hatten sich in der Vergangenheit nicht ausreichend ehrenamtliche Helfer gemeldet. Außerdem konnten nicht alle freien Standplätze besetzt werden.

Das Altstadtfest der LAD fällt dieses Jahr aus, auch weil es wegen des schlechten Wetters 2011 zu erheblichen finanziellen Einbußen gekommen ist. (Foto: DAH)

Erstmals hatte die Stadt 2011 eine zweite Bühne auf dem Schrannenplatz organisiert, um die Dachauer Kultur-Schranne einzubinden und besonders junge Menschen anzusprechen. Scheffler lobte die gute Zusammenarbeit "im Sinne eines guten Altstadtfests". Aus finanzieller Sicht sei die zweite Bühne allerdings ein Nachteil für die LAD. Für die Bewirtung zeichnen die Pächter der Schranne verantwortlich.

Das Altstadtfest hatte im vergangenen Jahr ein Minus von rund 10 000 Euro eingefahren. Dabei fallen laut Scheffler neben der Bezahlung der Bands und den Werbekosten vor allem die Ausgaben für das Personal ins Gewicht. "In der Vergangenheit gab es viel zu wenige Helfer", so der LAD-Vorsitzende. Beim letzten Altstadtfest hatten sich gerade einmal drei Ehrenamtliche beteiligt. Deshalb hatte die Werbegemeinschaft 2011 mehrere tausend Euro für Personal ausgegeben. Eine Befragung habe zwar ergeben, dass sich heuer mehr Mitglieder bereiterklärt hätten, das Fest ehrenamtlich zu unterstützen. Das finanzielle Risiko bleibt für die Werbegemeinschaft aber dennoch zu hoch.

Die Stadt Dachau sieht sich ebenso wenig in der Lage, das finanzielle Risiko des Altstadtfests zu tragen. Der Hauptausschuss lehnte kürzlich den Antrag der LAD ab, einen Teil der Organisation und die Kosten für das Altstadtfest zu übernehmen. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte Scheffler im Gespräch mit der SZ. "Es ist mir unverständlich, warum die Stadt nicht einspringt." Denn: "Das Altstadtfest ist das Highlight im gesamten Dachauer Kulturleben", findet Scheffler. Der Dachauer Kulturamtsleiter Tobias Schneider nimmt den Ausfall gelassen: "Jetzt ist es so, das muss man akzeptieren." Zum Glück gebe es im Sommer noch andere Open-Air-Veranstaltungen in Dachau wie "Jazz in allen Gassen" im Rahmen des Musiksommers oder Konzerte am Stadtstrand auf dem Postschulgelände, wo auch lokale Bands eingebunden seien.

Außerdem wertet Schneider das Experiment mit der zweiten Bühne auf dem Schrannenplatz als Erfolg: "Trotz des schlechten Wetters war das eine gelungene Sache." Das Publikum sei speziell wegen der Bands gekommen und der Umsatz habe gestimmt. Bis in den späten Abend tanzten die Besucher trotz des Regens zur Musik der Dachauer Funkband Orange Fizz, die beim Altstadtfest ihr erstes Live-Album aufnahm. Percussionist Anton Männlein findet es schade, dass das Fest gerade jetzt ausfällt, wo es das neue Bühnenkonzept gibt: "Dass es eine zweite Bühne gab, hat Publikum gezogen. Es war wahnsinnig viel los." Davor habe er sich mit dem Angebot auf dem Altstadtfest nicht richtig identifizieren können.

Der Dachauer Valentin Wacht empfindet das anders: "Die Leute sind traurig, dass das Altstadtfest nicht stattfindet", sagte er. Der 21-Jährige war mit seinen Freunden regelmäßig dort. "Tagsüber spricht das Angebot eher Familien an, aber abends war es schon immer gut." Dass die Menschen merken, was mangelndes ehrenamtliches Engagement zur Folge hat, ist für Wacht dabei ein positiver Aspekt.

Für die Bühne vor der Kultur-Schranne hatte Tobias Schneider bereits die Hardrockband Lem Motlow engagiert. Vorher sollten Just Chanpero und die 8-Ball-Band auftreten. "Wir hätten das gerne gemacht, weil wir in Dachau unser Publikum haben", sagte Tom Männlein, Bassist bei der 8-Ball-Band. "Für solche Heimspiele sind wir immer zu haben." Sollte die LAD das Altstadtfest 2013 wieder stemmen können, plädiert der Dachauer Kulturamtsleiter erneut für zwei Spielorte. LAD-Vorsitzender Scheffler setzt auf das Prinzip Hoffnung und gibt sich zuversichtlich: "Ich bin guter Dinge, dass das Altstadtfest im nächsten Jahr wieder stattfinden wird."

© SZ vom 14.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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