Brunnthal:Kiosk mit Lkw-Stellplatz

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Auch auf der Raststätte Hofoldinger Forst wird es oft eng. (Foto: Claus Schunk)

Die Raststätte Hofoldinger Forst an der Salzburger Autobahn hat nicht einmal eine Tankstelle - trotzdem reichen die Parkflächen bei weitem nicht aus

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Es ist gerade einmal 21 Uhr. Doch an der Raststätte Hofoldinger Forst haben sich viele schon zur Ruhe begeben. Nur in wenigen Fahrerkabinen der schweren Lkw, die vor dem kleinen Autobahngasthof an der A 8 Richtung Salzburg in langer Reihe stehen, brennt noch Licht. In der Raststätte selbst sitzen zwei Männer ins Gespräch vertieft an einem der wenigen Tische. Einer telefoniert an der Tür mit seinem Handy, ein anderer blättert in einer Art Tagebuch. "I am a tourist from Yugoslavia", sagt er nur und dreht sich weg.

An diesem Abend haben sich nur wenige Touristen an diesen Ort verirrt, der etwas verloren zwischen den großen Raststätten Vaterstetten und Holzkirchen im Halbdunkel am Rand der Autobahn liegt. Es gibt keine Tankstelle und auch keine entsprechende Beleuchtung. Wer dort rausfährt, den lockt auf dem Weg in Richtung Süden vielleicht noch der "Lavazza"-Schriftzug unter dem typischen Hinweisschild mit Messer und Gabel auf blauem Grund und die Verheißung auf einen italienischen Espresso, den es hier für 2,19 Euro gibt. Wenn die Urlauber dann nur einige Kilometer weiter fahren, werden sie bei guter Sicht die Alpenkette vor Augen haben. Hofoldinger Forst: das Tor zum Süden.

Viele steuern mit ihren Fahrzeugen die Raststätte, die im Jargon der Autobahndirektion nur als "Kiosk mit Parkplatz" bezeichnet wird, aber an, weil sie vorgeschriebene Ruhezeiten einhalten müssen. Sattelzüge belegen die überschaubare Zahl an Parkplätzen, die an dem am Rasthaus vorbeiführenden Fahrstreifen markiert sind. Sie stehen quer über die für Pkw vorgesehenen Flächen. Wer noch einen kleinen Flecken für seinen Wagen finden will, der muss sich zwischen die Brummis quetschen. Es fehlt an Platz. Und das nicht nur an der Raststätte Hofoldinger Forst. Die Zunahme des Lkw-Verkehrs auf der zentralen Fernverbindung Salzburg-München bringt Lkw-Fahrer seit Jahren in Nöte. Auch auf dem Parkplatz Brunnthal, gegenüber der Raststätte in Richtung München, steht an diesem Abend Lkw hinter Lkw. Manchmal stehen sie sogar auf Standstreifen und Autobahnausfahrten, mitunter ragen die Hänger in die Fahrbahn hinein. "Richtig gefährlich ist das", sagt Josef Seebacher, Sprecher der Autobahndirektion. Die Behörde plant deshalb auch entlang der A 8 großzügig neue Lkw-Parkplätze. Die Raststätte Holzkirchen-Süd, zehn Kilometer vom Hofoldinger Forst, wurde ausgebaut. Dazwischen soll in Otterfing ein neuer Parkplatz geschaffen werden. Am Rastplatz Hofolding selbst gibt es bisher nur Vorplanungen. Bei der jüngsten Erhebung zählte man dort 24 Lkw, bei neun ausgewiesenen Stellplätzen.

Das zur Tank-und-Rast-Kette gehörenden Rasthaus, das die Fahrer ansteuern, um sich eine Cola oder eine Curry-Wurst mit Pommes für 7,99 Euro zu holen, bietet den erwartbaren Raststätten-Schick. Wobei es relativ modern möbliert ist. Auf einem Flachbildschirm läuft Werbung. Die von Sanifair betriebene Toilette ist sauber, aber nicht umsonst. Ein Verzehrbon soll den Umsatz ankurbeln. Die Lkw-Fahrer zieht es jedenfalls nicht in Scharen an die Theke. Josef Seebacher von der Autobahndirektion wundert das nicht. Viele verdienten schlecht und seien als Selbstversorger mit Thermoskanne und eigener Brotzeit auf Tour.

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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