Bogenhausen:Zufriedene Gesichter

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Stadtrat hält an Tunnel-Lösung für die Gleise im Osten fest

Der Stadtrat hat seine Zustimmung zu einem Bahntunnel zwischen Daglfing und Johanneskirchen noch einmal bekräftigt, der Bezirksausschuss Bogenhausen sieht in dem Votum auch ein Ergebnis seiner Hartnäckigkeit. Denn angesichts hoher Kosten und knapper Kassen war es keineswegs selbstverständlich, dass die Stadträte daran festhalten, die Bahnlinie im Nordosten tieferzulegen, wenn sie viergleisig ausgebaut wird. Denn den Tunnel zahlt München alleine, während die Kosten für die Entflechtung der Gleise von Güter- und S-Bahn-Verkehr, also die oberirdische Variante, zwischen Stadt, Freistaat und Bahn geteilt werden. Daher ist es kein Wunder, dass die Stadtkämmerei den Tunnel als "grundsätzlich unwirtschaftlich" bezeichnete und die oberirdische Trasse bevorzugen würde.

Nach einem Sachstandsbericht des Planungsreferates Ende Mai würde diese sogenannte Amtslösung gegenwärtig etwa 305 Millionen Euro kosten, der Anteil der Stadt betrüge 50 Millionen Euro. Die Tunnellösung würde 970 Millionen Euro kosten, 800 Millionen entfallen auf die Stadt. Die weiteren Eckdaten: Planungs- und Genehmigungsphase dauern für beide Alternativen laut Planungsreferat etwa gleich lang - eineinhalb bis zweieinhalb Jahre für die Planung, ein bis zwei Jahre für die Genehmigung. Anders bei der Umsetzung: Für die Amtslösung veranschlagt das Planungsreferat dreieinhalb bis viereinhalb Jahre Bauzeit, für die Tunnelvariante sechs bis acht. Im ungünstigsten Fall wird es also fast bis zum Jahr 2030 dauern, bis die Züge im Nordosten unterirdisch rollen.

Lohnen wird sich der Zeit- und Kostenaufwand trotzdem - aus Sicht der Anwohner, die unter dem Lärm der Züge und der Gleisschneise durch den Stadtbezirk Bogenhausen leiden, aber auch aus Sicht der Kommunalpolitiker, die Münchens Wohnungsmangel lindern müssen und östlich der Bahnlinie einen neuen Stadtteil planen. Nach gegenwärtigem Stand sollen dort 2000 Arbeitsplätze und Wohnungen für 10 000 Menschen entstehen. Die Zahlen müssten nach unten korrigiert werden, würde der Tunnel gestrichen: Er bringt laut Planungsreferat ein Flächen-Plus von 45 000 Quadratmetern, "was einem Gewinn von etwa 500 bis 1000 Wohneinheiten entspricht". Dazu kämen sechs bis neun Hektar Grün- und Freiflächen. Die SPD im Stadtrat fordert jetzt, dass das Planungsreferat eine noch höhere Baudichte für das neue Quartier prüfen soll.

Zunächst geht es aber um die Bahnstrecke und den Tunnel: Der Stadtrat hat auch beschlossen, 100 000 Euro in die Grundlagenermittlung der Bahn für den vierspurigen Ausbau zu stecken. Diese Beteiligung stellt sicher, dass nicht nur Daten für die oberirdische Amtslösung erhoben werden, sondern parallel dazu auch gleich für den von vielen favorisierten Tunnel. Der Bezirksausschuss Bogenhausen nahm "den Beschluss des Stadtrates und damit die Berücksichtigung seiner jahrelangen Forderung mit großer Zustimmung zur Kenntnis".

© SZ vom 21.06.2016 / Ust - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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