Bogenhausen:Viel Grün für Pferding

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Nach einer ersten Ideen-Werkstatt zur Entwicklung des "Planungsgebiets Nordost" rund um Daglfing, Johanneskirchen und Riem im vergangenen Jahr waren die Bürger nun zu einem weiteren Workshop eingeladen: Wie dicht darf in dem neuen Quartier gebaut werden?

Von Alfred Dürr, Bogenhausen

Informationstag statt Badesee bei hochsommerlichen Temperaturen: Das Interesse am Workshop zur Entwicklung des Münchner Nordostens war groß, in der Aula der Anni-Braun-Schule an der Musenbergstraße in Johanneskirchen bekam man am Samstag kaum noch einen Sitzplatz. Rund um Johanneskirchen, Daglfing, Riem sowie auf dem Areal östlich der Flughafenlinie S 8 soll in den kommenden Jahrzehnten auf der letzten großen zusammenhängenden Fläche der Stadt ein Quartier für 10 000 Menschen entstehen. Der vom städtischen Planungsreferat organisierte Workshop - schon der zweite dieser Art - zeigte, dass die Bürger klare Erwartungen haben. Das Neue darf das Alte nicht verdrängen oder gar zerstören; die Besonderheiten des Areals, das viermal so groß wie das Altstadt-Gebiet ist, sollen auf keinen Fall verloren gehen.

Dabei spielt etwa der Pferdesport eine wichtige Rolle. Er soll weiterhin eine Heimat in seinem angestammten Gebiet haben, betonte Stadtbaurätin Elisabeth Merk: "Ich glaube nicht, dass man da Tabula rasa machen sollte." Die Rennbahn ist für die Bürger ein wichtiges Identitätsmerkmal. Vielleicht könnte man die vorhandenen Einrichtungen sogar noch zu einem Pferdesport-Zentrum ausbauen, schlug ein Bürger in einer der Gruppensitzungen vor. Nicht ganz ernst gemeint war wohl die Idee eines anderen Bürgers, dem neuen Viertel gleich einen griffigeren Namen als das allzu technokratisch klingende "Entwicklungsgebiet Nordost" zu geben. Wie wäre es also zum Beispiel mit "Pferding" oder "Rosshausen"?

Der Pferdesport in Riem ...

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(Foto: Archiv)

... und der Erhalt der Landschaft im Münchner Nordosten waren zentrale Themen beim Sommer-Workshop über die Entwicklung des Wohnquartiers.

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(Foto: Catherina Hess)

Die Bürger wollen, dass auch das neue Viertel den besonderen Charakter bewahrt.

In der Plenumsdebatte kam eine ganze Reihe von Themen zur Sprache. Eine Bürgerin fragte zum Beispiel, ob man die Anzahl der Hundebesitzer ermittelt habe: "Die brauchen schließlich Grünflächen, um ihre Tiere auszuführen." Wird es genug Spielmöglichkeiten für Kinder geben?, lautete ein anderes Thema. Und wie geht man mit dem Problem der Integration von Flüchtlingen um? Zu Beginn der Veranstaltung hatte der Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper (CSU), der auch Vizevorsitzender des Bezirksausschusses Bogenhausen ist, auf die Qualität für das neue Quartier hingewiesen: "Wir brauchen keine Massenkisten und keinen Siedlungsbrei, sondern eine Planung, die auf das Vorhandene Rücksicht nimmt."

Hier deutet sich ein Konflikt an. Die Grün- und Freiflächen sind für die Bürger das zentrale Gut. Das hat die Architektin und Stadtplanerin Agnes Förster vom Team Studio Stadt Region bei ihren Gesprächen mit Bürgern festgestellt. Wie urban, wie dicht, wie hoch und wie aufgelockert soll und darf also in dem Gebiet gebaut werden? Diese Frage wird die weiteren Entwicklungsschritte bestimmen. In dem Bürger-Workshop waren die Meinungen dazu durchaus kontrovers.

Quelle: SZ Grafik (Foto: N/A)

Die Landschaftsarchitektin Andrea Gebhardt stellte Leitsätze für das Gebiet vor, an denen sich Planer orientieren sollen. "Die Adresse ist die Landschaft", sagte sie. Die charakteristischen Freiflächen sind also das wichtigste, aus dem sich dann die Siedlungsstruktur ergibt. Kann man dabei die Chance nutzen und neue Landschaftsparks schaffen und alte Grünflächen aufwerten, Radlwege anlegen und Verbindungen zu Nachbargemeinden schaffen? Oder ist das Ergebnis am Ende eine Zersiedelung, die kaum mehr an das ursprüngliche Erscheinungsbild erinnert?

Bürgermeister Thomas Glashauser aus Aschheim beteiligt sich an solchen Themen. Er fände es nicht gut, wenn später einmal Mauern und Hecken zu den Nachbarn aufgerichtet würden, sagte er. Schön also, dass die Bürger in diesen Workshops auch über den Zaun schauten.

Wie Michael Hardi, der Experte für neue Stadtgebiete im Planungsreferat , sagte, soll der Stadtrat im Herbst die Varianten des Strukturkonzepts diskutieren. Nächstes Jahr wird also spannend: Der Stadtrat entscheidet dann über das weitere Vorgehen und die Bürger können sich noch einmal zu den Planungen äußern. Wann beginnt das Bauen? Das allerdings liegt noch in ziemlich ferner Zukunft.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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