Bogenhausen:Vernachlässigtes Kleinod

Lesezeit: 2 min

Verstecktes Kunstwerk: Die Skulptur von Roland Friedrichsen würden die Bürgervertreter gerne versetzen. (Foto: Robert Haas)

Die Stadtviertelpolitik in Bogenhausen setzt sich erneut für eine Aufwertung der Grünanlage vor dem Cosimabad ein, auch die Brunnen-Skulptur soll einen Wasseranschluss erhalten. Zuletzt war dies am Veto der Verwaltung gescheitert

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Ein lauer Sommerabend, ein Platz zum Draußensitzen - fertig ist das italienische Lebensgefühl. Nun hat der Stadtbezirk Bogenhausen nicht allzu viele Orte, die einer italienischen Piazza nahe kommen, dafür aber eine ganze Reihe von Plätzen, die eine Schönheitskur vertragen könnten. Öffentlichen Raum gestalten, die Aufenthaltsqualität verbessern - so lauten die einschlägigen Fachbegriffe, und die Parteien im Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen haben bisher verschiedene Präferenzen gezeigt, welchen Plätzen sie ein solches Programm angedeihen lassen wollen.

Auf Wunsch der Grünen wurde lange über die Freiflächen am Effnerplatz debattiert, jetzt sollen dort zusätzliche Bäume gepflanzt werden. Die SPD bemühte sich um den Herkomerplatz und erreichte immerhin, dass das heruntergekommene Toilettenhäuschen in ein Café umgewandelt wird. Und Andreas Nagel von David contra Goliath (DcG) brachte die große Grünfläche vor dem Cosimabad in Spiel, das derzeit wegen Renovierung geschlossen ist. Dieses Areal hat jetzt auch die CSU entdeckt und widmet ihm gleich zwei Anträge, einen im BA und einen im Stadtrat.

Die Grünanlage vor dem Cosimabad diente jahrelang als Abstellfläche für Baumaterial, als dort die Straßenbahnlinie nach St. Emmeram gebaut wurde. Inzwischen ist über die Baustellen-Spuren längst Gras gewachsen, durchzogen von Trampelpfaden, denn viele Menschen nehmen die Abkürzung über die Wiese, wenn sie zur Haltestelle eilen. Von Zeit zu Zeit schlägt eine mobile Bettfedernreinigung an der Ecke ihre Zelte auf, auch ein Christbaum-Verkauf war schon da. Und heuer könnte der Bogenhauser Weihnachtszauberwald dort unterkommen, der sich einen neuen Standort suchen muss. Den Antrag behandelt der BA am Dienstag, 14. Juli.

Während Buden und Christbäume an dieser Ecke gut zu sehen sind, steht ein Kunstobjekt versteckt zwischen den Bäumen. Die Bronzeskulptur passt ganz gut an diesen Ort, obwohl der Bildhauer Roland Friedrichsen sie für eine völlig andere Situation geschaffen hat: Der 3,30 Meter hohe Baum-Brunnen von 1971 war für den Innenhof eines Bürogebäudes an der Prinzregentenstraße gedacht. Dort war der Brunnen, von dessen stilisierten Blättern Wasser in ein Betonbecken plätscherte, dann aber den parkenden Autofahrern im Weg und wurde wieder abgebrochen. Daraufhin schenkte der Künstler sein Werk der Stadt, die es im Bauhof einlagerte. 1990 schließlich fand der Brunnen auf Vorschlag des Bildhauers selbst seinen heutigen Standort vor dem Cosimabad - sinnigerweise ohne Wasseranschluss. Andreas Nagel wollte das schon vor eineinhalb Jahren nicht mehr hinnehmen. Er beantragte damals, die "sehr vernachlässigte" Grünanlage aufzuwerten und im Zuge dessen gleich der Skulptur einen Wasseranschluss zu spendieren. "Ein Brunnen ist ein Brunnen", sagte er.

Im Bezirksausschuss hat die CSU diese Ideen jetzt aufgegriffen. Die Stadt solle die Skulptur und ihre Umgebung aufwerten, Sitzbänke aufstellen und zumindest die Ostseite der Grünanlage besser zu gestalten. Brigitte Stengel (CSU) schlug in der Sitzung ein Blumenbeet vor, damit die Skulptur "wenigstens auffällt, denn jetzt wird sie gar nicht beachtet". Angela Brändle (SPD) regte an, den Brunnen näher ans Cosimabad zu versetzen, dann könne man ihn auch leichter ans Wassernetz anschließen. Frank Otto (SPD) wies darauf hin, dass das Grundstück "extrem wertvoll" sei. Es sei fraglich, ob die Stadt es hergeben werde. Andreas Nagel schlug vor, ein Gesamtkonzept zu entwerfen und dann mit dem Baureferat nach einer Lösung zu suchen.

Nagels Vorstoß vor eineinhalb Jahren war übrigens am Veto der Stadtverwaltung gescheitert. Für eine Inbetriebnahme des Brunnens müssten Anschlüsse und Technik nachgerüstet und ein Becken errichtet werden, erklärte das Baureferat seinerzeit und schätzte die Kosten auf 350 000 Euro. Die Stadtwerke teilten außerdem mit, das Areal könne nicht überplant werden, es diene vielmehr als Reservefläche, falls für eine neue Trambahnlinie eine Wendeschleife gebaut werden muss. Trotzdem will der Bezirksausschuss nach wie vor einen schöneren Platz. Der neue Anlauf der CSU wird von einem Antrag an den Stadtrat flankiert, den Marian Offman (CSU) formuliert hat. Seine Begründung: Das Grundstück sei derzeit "eine städtebauliche Brache und eine Verschwendung öffentlichen Raums im Münchner Osten".

© SZ vom 13.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: