Bogenhausen:Nur die Gleise werden neu

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Die Nummer stimmt: Auf der Trasse der 17-er Tram, die von zahlreichen Baustellen gesäumt ist, kommt man jetzt mit dem Bus voran. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Hoffnung der Bogenhauser, dass die Ismaninger Straße zugleich mit den Trambahn-Bauarbeiten zwischen Max-Weber-Platz und Herkomerplatz grundlegend umgestaltet wird, haben sich zerschlagen

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Die Bogenhauser Stadtviertelvertreter hatten ein Gesamtkonzept für die Umgestaltung der Ismaninger Straße haben wollen - sichere Radwege, Querungshilfen für Fußgänger, zusätzliche Parkplätze, mehr Grün. Und damit so ein großer Wurf für Alt-Bogenhausens wichtigste Nord-Süd-Verbindung ordentlich ausgearbeitet werden kann, wollte der Bezirksausschuss (BA) die aktuellen Trambahn-Bauarbeiten der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) stoppen. Damit ist das Gremium gescheitert. Die Ismaninger Straße wird nicht neu geplant, und die Gleiserneuerung hat diese Woche begonnen.

Die Bogenhauser fordern schon seit Jahren ein Gesamtkonzept für die viel befahrene enge Straße. Radfahrer müssen sich streckenweise die Fahrbahn mit den Autos teilen, Fußgänger haben wegen des dichten Verkehrs Mühe beim Überqueren. Die CSU erinnerte im Januar in einem Dringlichkeitsantrag daran, dass die Stadtverwaltung immer erklärt habe, ein Umbau sei nur im Zuge von Gleisbauarbeiten möglich. Also müsse man jetzt die Gelegenheit beim Schopf packen. Die MVG dagegen vertritt in ihrer Stellungnahme zu dem Antrag die Meinung, dass Gleiserneuerung und Straßen-Umgestaltung völlig unabhängig voneinander zu sehen seien.

Im ersten Absatz des dreiseitigen Schreibens, das im MVG-Geschäftsbereich Verkehrsinfrastruktur verfasst wurde, wird aber erst einmal der Schwarze Peter weitergeschoben: Für Radwege, heißt es da, sei man überhaupt nicht zuständig, das sei Aufgabe der Stadt und des Baureferats, und da habe die Abteilung Straßenplanung und -bau schon vor drei Jahren "die Forderung nach einer durchgehenden Radwegverbindung aufgrund der vorherrschenden Platzverhältnisse und dem dadurch erforderlichen Wegfall von Parkplätzen negativ beschieden". Bei dieser Meinung sei die Behörde auch geblieben, als es jetzt um die aktuelle Baustelle ging: "Es wurde kein Umplanungsbedarf am Gesamtstraßenraum gesehen."

Dennoch erörtert der Brief in den folgenden Absätzen, was mit einem solchen Gesamtkonzept aus Sicht der MVG zu erreichen wäre (wenig, weil die Straße zu eng ist) und wie eine Umsetzung in die Praxis aussähe (problematisch und langwierig). Trotz der beengten Verhältnisse stehe die Tram einer Umgestaltung der Ismaninger Straße aber gar nicht grundsätzlich im Weg, schreiben die Infrastruktur-Fachleute der MVG, vorausgesetzt allerdings, man nimmt "untermaßige Geh- und Radwege" in Kauf oder verzichtet auf Parkplätze. Dies ist jedoch genau das, was die Bogenhauser Lokalpolitiker nicht wollen.

Eine Verschiebung der Gleise von der Straßenmitte an den Straßenrand zur Lösung des Platzproblems lehnt die MVG ab. Dafür wäre ein langwieriges Planfeststellungsverfahren notwendig, also mehrere Jahre Vorlauf, ehe die Bauarbeiten beginnen könnten. Und dafür sei der Zustand der Ismaninger Straße zu schlecht. Der gesamte Oberbau müsse dringend grundlegend erneuert werden. Stelle man diese Arbeiten jetzt zurück und begnüge sich stattdessen wie in den vergangenen Jahren wieder mit Flickwerk, dann müsse man trotzdem "großflächige Asphaltflächen" sanieren, weil es mittlerweile mit dem Vergießen von Schlaglöchern und Rissen nicht mehr getan sei. Und dies wiederum habe "lärmintensive Nachtarbeiten" zur Folge, worunter die Anwohner leiden würden.

Außerdem, schreibt die MVG, dauere schon die Gleiserneuerung allein ein halbes Jahr. Für einen Komplettumbau der Straße müsste man angesichts dessen mit etwa zwei Jahren Bauzeit inklusive aller Einschränkungen rechnen, schätzen die Fachleute. Sie bezweifeln, ob das Ergebnis einen solchen Aufwand wert wäre. Denn eine Gleisverschiebung könne "für einen Teil der Anwohner Verschlechterungen hinsichtlich Lärm und Erschütterungen" zur Folge haben. Hinzu kämen "Nachteile für die Fahrzeugdynamik beziehungsweise den Fahrgastkomfort" in der Tram.

"Daher bitten wir um Verständnis", schreibt die MVG, dass es bei den ursprünglichen Plänen für die Schienenerneuerung an der Ismaninger Straße zwischen Max-Weber-Platz und Herkomerplatz bleibt. Voraussichtlich dauert sie bis Ende Oktober. Am Herkomerplatz, wo umfangreiche Sperrungen notwendig sind, wird ausschließlich in den Sommerferien von Ende Juli bis Mitte September gearbeitet. Die Ismaninger Straße ist während der gesamten Bauzeit eine Einbahnstraße Richtung Norden. Zwischen den Einmündungen von Sternwart- und Wehrlestraße ist so wenig Platz, dass dort bis voraussichtlich Sonntag, 29. Juli, eine Vollsperrung gilt. Der Trambetrieb ist eingestellt, als Ersatz ist der Bus 17 unterwegs, der nach Norden die Ismaninger Straße nimmt und Richtung Süden parallel zu ihr durch Scheiner-, Possart- und Grillparzerstraße fährt.

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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