Bogenhausen:Es wird noch enger

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Im August sperrt die Stadt eine Spur des Isarrings für zwei bis drei Monate. Bogenhausens Lokalpolitiker befürchten dadurch Verkehrschaos, gerade in ihrem Viertel. Doch mit ihren Lösungsvorschlägen dringen sie nicht durch

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Schon heute reicht der Stau an der Einmündung der Ifflandstraße in den Isarring manchmal kilometerweit zurück durch den Richard-Strauss- und den Leuchtenbergtunnel. Aber heute gibt es immerhin noch zwei Spuren, auf die die Autos sich verteilen können. 114 000 Fahrzeuge pro Tag passieren diese Stelle. Am Sonntag, 7. August, wird eine der zwei Spuren für zwei bis drei Monate gesperrt. Das Ende des Rückstaus dürfte dann jeden Tag irgendwo zwischen Ramersdorf und Obergiesing zu finden sein. Weil die Mitglieder des Bezirksausschusses Bogenhausen vermuten, dass der 13. Stadtbezirk ganz besonders unter dem Verkehrschaos zu leiden haben wird, haben sie sich jetzt von der Stadtverwaltung die Situation noch einmal erklären lassen. "Das war alles ganz schlüssig", urteilte Martin Tscheu (SPD), der Vorsitzende des Unterausschusses Verkehr. Große Veränderungen am Konzept allerdings seien nicht mehr möglich.

Die Sperrung ist notwendig, weil zwischen der Einmündung der Ifflandstraße und der Auffahrtsrampe zur Dietlindenstraße eine zusätzliche dritte Spur angebaut wird, die den täglichen Stau auf dem Ring entzerren soll. Momentan sieht es so aus, als wäre diese Konstruktion eine Interimslösung, die in einigen Jahren vom Park-Tunnel abgelöst wird. Mit ihm würde die Verkehrsschneise, die den Englischen Garten teilt, unter der Erde verschwinden.

Zunächst aber gibt es nur eine oberirdische Entlastung. Und bis der dritte Fahrstreifen errichtet ist, wird es mit dem Stau erst einmal schlimmer. Am Isarring stehen schon die Warnschilder: "Hier wird es eng". Um den Verkehr während der Bauzeit einigermaßen am Laufen zu halten, klemmen die Planer zwei große Zufahrten ab: Die Rampe vom Effnerplatz auf den Ring wird gesperrt, nur noch Linienbusse dürfen passieren. Und die Ifflandstraße wird zur Sackgasse, der Verkehr stadtauswärts muss die Montgelasstraße zum Effnerplatz nehmen. Weil aber dort die Rampe dicht ist, bleibt den Autofahrern dann nur die Route nach Norden via Effnerstraße zur Herzog-Heinrich-Brücke bei Unterföhring. Auch sie ist heute schon überlastet.

Der Bezirksausschuss hatte im Juni beantragt, die Bauzeit am Isarring zu verkürzen, auf der Baustelle rund um die Uhr arbeiten zu lassen, auf umliegenden Straßen Linksabbiegeverbote zu verhängen, Parkplätze zu streichen und Ampelphasen zu verändern sowie als Alternative eine Zugverbindung auf dem Schienen-Nordring nach Moosach anzubieten. All dies wird nicht möglich sein, wie Baustellenkoordinator Richard Bartl und Vertreter von Bau- und Kreisverwaltungsreferat dem Unterausschuss Verkehr erläuterten.

Nach Bartls Zahlen werden von 7. August an 1800 bis 2000 Autos pro Stunde die Baustelle auf dem Isarring passieren können. Maximal 3500 wären es, wenn zwei Fahrspuren zur Verfügung stünden. Gearbeitet werden soll an sechs Tagen die Woche von 6 bis 22 Uhr. Zusätzliche Nachtarbeit bringe nichts, weil die Baustoffe zwischendurch austrocknen müssten. Auf dem Mittleren Ring selbst gibt es nach Angaben der Experten von August bis Oktober keine weiteren Baustellen. Konkrete Umleitungsstrecken wird die Stadt nicht ausschildern. Auf diese Weise würden sich die Autos besser verteilen. Es scheitere am Widerstand der Anwohner, das Halteverbot an der Prinzregentenstraße, das jetzt während der Stoßzeiten gilt, auf den ganzen Tag auszudehnen. Und für eine zusätzliche Zugverbindung habe die Deutsche Bahn weder die Züge noch die Möglichkeit, den Fahrplan kurzfristig zu ändern. Lediglich ein Internetportal, etwa für Mitfahrgelegenheiten, soll noch geprüft werden.

Andreas Nagel (David contra Goliath) bedauerte im Bezirksausschuss, dass seine Anregung, eine Baustellen-Umfahrung per Zug anzubieten, gescheitert ist. "Das wäre ein guter Zeitpunkt, um ein Angebot zum Umstieg von der Straße auf die Schiene zu machen." Die Bahn könne das nicht darstellen, erwiderte Peter Reinhardt (CSU) und fügte mit Blick auf die Gesamtsituation hinzu: "Dass es ein Chaos gibt, ist jedem klar." Im schlimmsten Fall werde es an Leuchtenberg- und Richard-Strauss-Tunnel zu Blockabfertigung kommen.

Der Stadtverwaltung fehle der Blick fürs große Ganze, kritisierte Nicola Holtmann (ÖDP). "Die Leute haben in Einzelfragen wirklich gut gearbeitet", sagte sie, "aber nicht gemeinsam." Holger Machatschek (Grüne) wies darauf hin, dass nördlich der Baustelle mit dem zweispurigen Biedersteiner Tunnel bereits die nächste Staufalle warte. "Das haben wir vorgetragen", sagte Martin Tscheu, "und großes Achselzucken geerntet. Die haben gesagt, das ist ja jetzt gar nicht in der Planung."

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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