Bogenhausen:Einfach nur schlafen

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Ein stetes, lautes Ärgernis: die Bahnen der Tram-Linien 16 und 18. (Foto: Florian Peljak)

Die Anwohner der Tramlinien 16 und 18 klagen seit Langem über den Lärm. Jetzt eskaliert der Streit mit der Stadt

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Die Tram, der Lärm und kein Ende: Seit im Dezember 2011 die erste Straßenbahn vom Effnerplatz durch die Cosimastraße nach St. Emmeram fuhr, beklagen sich Anwohner über ratternde Räder und quietschende Bremsen. Aus ihrer Forderung nach ungestörter Nachtruhe entwickelt sich derzeit ein Streit zwischen dem Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen und der Stadtverwaltung.

Doch der Reihe nach: Im Oktober 2014, vor gut einem Jahr also, votierte eine Mehrheit in der Bürgerversammlung dafür, die Tram nach St. Emmeram nur noch mit 50 statt mit 60 Kilometer pro Stunde fahren zu lassen, um so den Schienenlärm zu reduzieren. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) lehnte das kategorisch ab. Erstens halte die Tram die Lärm-Grenzwerte ein, zweitens werde die Straßenbahn für die Fahrgäste deutlich unattraktiver, wenn sie länger brauche. Außerdem werde Tempo 60 "regelmäßig überwacht".

Der BA wollte es trotzdem genauer wissen. Im August 2015 forderte er Auskunft über die konkreten Fahrzeitverluste und die tatsächliche Lärmminderung bei Tempo 50 während der Nachtstunden zwischen 22 und 6 Uhr. Und außerdem baten die Stadtviertelvertreter um Auskunft darüber, was der Einsatz sogenannter Unterschottermatten bewirken könnte und was sie kosten würden. In der Sitzung seinerzeit berichtete Robert Brannekämper (CSU) sinngemäß, er habe sich 2012 mit Ingenieuren des renommierten Bauakustik-Prüfers Müller-BBM unterhalten und dabei erfahren, dass die Stadt beim Bau der Strecke darauf verzichtet habe, diese schalldämmenden Matten einzubauen.

Diesen Vorwurf bestreitet die MVG vehement. "Ein Gutachten, welches diese Forderung aufgestellt haben soll, existiert nicht", heißt es in der Stellungnahme, die das Referat für Arbeit und Wirtschaft dem BA zukommen ließ. Robert Brannekämper beharrt aber darauf, dass seine Informationen korrekt sind; er zweifle nicht an den Aussagen der Ingenieure. Sie hätten den Einbau der Matten dringend empfohlen, was aber zu Mehrkosten von drei Millionen Euro geführt hätte. Er nehme an, dass die MVG eine günstigere Lösung anstrebte und sich einen anderen Gutachter suchte.

Brannekämper kündigte jetzt einen Brief an seinen Parteifreund, den Zweiten Bürgermeister Josef Schmid an, der auch das Referat für Arbeit und Wirtschaft leitet: "Da möchte ich schon wissen, was stimmt." Auch seine BA-Kollegen sahen Aufklärungsbedarf: "Das System Trambahn lebt natürlich von der Akzeptanz", sagte Andreas Nagel (David contra Goliath). Nach seiner Meinung entwickelt die Tram nach St. Emmeram in Kreuzungsbereichen deutlich mehr Lautstärke als auf dem Rest der Strecke. Unterschottermatten, so Nagel, würden den Körperschall daran hindern, sich auszubreiten.

Das ist aus Sicht der MVG korrekt, aber: "Unterschottermatten haben keinen Einfluss auf den direkten Übertragungsweg von der Fahrwegsoberfläche über die Luft zum Immissionsort". Für diesen Lärm seien die Oberflächen selbst, also Rasen oder Asphalt, und die Rad-Schiene- sowie Motorengeräusche verantwortlich. Laut MVG sind weder Matten noch eine Tempo-Senkung angezeigt, die Grenzwerte würden ja schon heute eingehalten. Brannekämper sieht das anders: Von der versprochenen "Flüstertram" könne keine Rede sein.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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