Bogenhausen:Einen Pfennig für ein Schaf

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Ein Schild erklärte ursprünglich die Funktion der Zollstation Zamdorf. "Anmelde-Station, Pflasterzoll-Aufschlag, Schrannen, Declarationsgebühr" war darauf zu lesen. (Foto: Verein Nordostkultur/privat)

Jahreskalender 2017 widmet sich Zollhäuschen

Sie sahen alle aus wie kleine Villen, aber jede hatte ihre Eigenarten: Die Zollstation in Harlaching, die heute noch bewohnt ist, bekam ein steiles Dach und einen Portikus mit vier Säulen, das Häuschen in Nymphenburg einen Fachwerkaufbau und einen Erker, das in Zamdorf einen Portikus auf zwei Säulen und ein Walmdach mit Gauben. Stadtbaumeister Hans Grässel orientierte sich an den Bauformen seiner Zeit, als er Ende des 19. Jahrhunderts die Pläne für 13 Münchner Pflaster-Zollhäuser lieferte.

Immer wenn Vororte eingemeindet wurden, mussten neue Zollhäuser gebaut werden. Als Bogenhausen 1893 zu München kam, waren es drei: eines an der Oberföhringer Straße, eines an der Englschalkinger Straße nicht weit vom Ökologischen Bildungszentrum entfernt und die gelb gestrichene Station in Zamdorf 15, ungefähr da, wo jetzt das Haus Denninger Straße 160 steht. Mit dem Pflasterzoll bezahlte die Stadt das Granitpflaster für die Ismaninger Straße. Seine Höhe richtete sich danach, wie viele Tiere jemand mitbrachte. Pferd oder Kuh kosteten drei Pfennig, Kalb oder Schaf einen. Alle Zollhäuser waren zehn mal zehn Meter groß und hatten Wach- und Wohnzimmer mit Kochöfen, Schlafzimmer, Kammer, Küche und Keller. Alle waren mit Brunnen und Gemüsegarten ausgestattet. Vermutlich trug das dazu bei, dass sich für die Häuschen noch Mieter fanden, als dort schon längst kein Zoll mehr eingetrieben wurde. Die Station Zamdorf war bis in die Sechzigerjahre bewohnt. Dann musste sie dem Straßenbau weichen. Diese und viele andere Details hat Karin Bernst für den Jahreskalender 2017 des Vereins Nordostkultur zusammengetragen. Auf einem "Spaziergang durch den Münchner Nordosten" präsentiert sie zwölf Orte im 13. Stadtbezirk, darunter auch Bogenhausens erstes Kino, das "Camera" an der Geibelstraße, und die spätromanische Kirche St. Nikolaus in Englschalking.

Der Kalender kostet 6.50 Euro und ist erhältlich bei den Adventsbasaren von Sankt Thomas, Cosimastraße 204 (Samstag, 19. November, 14.30 bis 18.30 Uhr, Sonntag, 20. November, 11.30 bis 16 Uhr), Sankt Lorenz, Muspillistraße 30 (Samstag, 26. November, 13 bis 17 Uhr, Sonntag, 27. November, 10 bis 16 Uhr) und der Vaterunserkirche, Fritz-Meyer-Weg 9-11 (Samstag, 26. November, 9 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sonntag, 27. November, 13 bis 17 Uhr). Auskunft gibt Karin Bernst, Tel. 95 65 67.

© SZ vom 18.11.2016 / ust - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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