Bogenhausen:Ein Kreuz wird kultiviert

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SZ-Grafik (Foto: park)

Die Stadt will in Bogenhausen ein 24 Hektar großes Gebiet mit Wiesen und Äckern zu einer Anlage verknüpfen, dem neuen Pühnpark. Er soll zum Rückgrat der Grünverbindungen im Münchner Osten werden

Von Thomas Kronewiter, Bogenhausen

Gar nicht mal so selten können mittlerweile Münchner Stadtteilpolitiker über wesentliche Entwicklungen im Viertel mitbestimmen, über manche Projekte sogar entscheiden. Jüngstes Beispiel für die zuletzt durch Vollmacht des Oberbürgermeisters ausgeweiteten Entscheidungsrechte der Bezirksausschüsse ist die Neugestaltung einer immerhin 24 Hektar großen Parkfläche im östlichen Bogenhausen, die als Pühnpark für Entlastung in einem durch Wachstum und Zuzug charakterisierten Stadtbezirk sorgen wird. Der Pühnpark als Teil des sogenannten grünen Bandes Ost erstreckt sich im Endausbauzustand in Form eines Kreuzes zwischen der Eggenfeldener Straße (im Süden), der Denninger Straße (im Norden), der Weltenburger (Westen) und der Friedrich-Eckart-Straße (Osten), von dort aus geht er in den Zamilapark über.

Für die Bogenhauser Bevölkerung ist das Vorhaben gerade vor dem Hintergrund des geplanten Umzugs des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums in den Klimapark eine gute Nachricht. Für die Gesamtstadt stellt das grüne Band Ost neben dem Isartal und der Würm die dritte grüne Achse dar, die von Süden nach Norden das Stadtgebiet quert; es ist damit für den ganzen Münchner Osten "das wichtigste Rückgrat der Grünverbindungen", heißt es in der Beschlussvorlage. Der Pühnpark verbessert die nutzbare Ausstattung mit Naherholungszonen erheblich.

Der Bogenhauser Bezirksausschuss hat dem Projekt bereits zugestimmt, nun drängt die Verwaltung zur Eile. Denn spätestens bis zum Dezember 2018 hat sich die Stadt zum Ausbau der Grünzone oder wenigstens zum Beginn der Arbeiten vertraglich verpflichtet. Dass dies so reibungslos gehen kann, sichert ein Teil der Flächen: Rund 30 Prozent befinden sich in städtischem Eigentum. Dort, im Teilbereich zwischen Weltenburger und Pühnstraße, soll auch der erste Abschnitt der neuen Grünzone hergestellt werden.

Derzeit kennzeichnen das Gebiet Wiesen mit Trampelpfaden, Bäume, ein Biotop sowie eine Biotopentwicklungsfläche. Auch landwirtschaftlich genutzte Areale befinden sich dort, ein Naturkindergarten ist regelmäßig in diesem Bereich unterwegs. Schon im Frühsommer konnten sich die Bogenhauser erstmals zu dem Konzept äußern, damals wünschten sie sich über die städtischen Vorschläge hinaus eine Boulebahn und ein Schachspiel.

Beides, schreibt nun das Baureferat, habe man in die Planung integriert. Die vorliegende Fassung reserviert für den Westabschnitt im Anschluss an die Weltenburger Straße den südwestlichen Teil an der Ecke Welteburger/Elbestraße für eine mögliche Bezirkssportanlage. Solange diese Option nicht gezogen wird, kann der Bereich weiter landwirtschaftlich genutzt werden. "Gemäß Aussage des Referates für Bildung Sport besteht derzeit keine konkrete Planung", heißt es, "der Standort soll aber weiterhin als Vorbehaltsfläche für Sport bestehen bleiben".

Nördlich und östlich davon werden bis zur Pühnstraße unter anderem eine große und eine kleine Spiel- und Liegewiese, eine Spiellandschaft sowie eine Tischtennisecke entstehen. Auch den Naturkindergarten hat man nicht vergessen, er ist nördlich der Neckarstraße berücksichtigt, im Umfeld seiner festen Station ist ebenfalls eine Spiel- und Liegewiese eingeplant.

Sämtliche Teile der Grünachsen sind durch größere Hauptwege oder kleinere Fuß- und Radwege miteinander verbunden, auch die umliegende Wohnbebauung kann durch ein verbessertes Wegenetz profitieren. Alle Wege wollen die Grünplaner mit sogenannten wassergebundenen Decken ausführen, also nicht asphaltieren. Damit der Park nicht wie jede x-beliebige Grünzone aussieht, soll er ein eigenes Erscheinungsbild bekommen. Das will die Stadt mit einem Vegetationskonzept erreichen, das Aspekte wie Laubfärbung, Blütenfarbe, Blattstruktur und spezielle Einzelgehölze berücksichtigt. Für seltene Tierarten will man zudem neue Lebensräume schaffen. Der vorhandene Baumbestand wird im Übrigen weitgehend erhalten, die Biotope werden gestärkt oder weiterentwickelt, Durchlüftungsbahnen sollen zu Gunsten der Wohnquartiere zum Abkühlungseffekt im Zuge des erwarteten Klimawandels beitragen.

Angst vor Altlasten haben die Experten diesmal nicht: Das Areal wurde bereits auf Kampfmittel untersucht. Die wenigen Funde sieht man bislang nicht als kritisch an, das meiste umgegrabene Material soll sogar wieder eingebracht werden.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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