Bogenhausen:Ebbe und Flut

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SZ-Karte (Foto: N/A)

Eine aktuelle Verkehrszählung definiert die Parkplatz-Auslastung im südlichen Bogenhausen. Das Fazit: In den Bereichen Mühlbaur- und Holbeinstraße sind Lizenzgebiete gerechtfertigt, in der Parkstadt nicht

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Ist das Parkplatzproblem in Altbogenhausen so groß, dass die Leute künftig zahlen müssen, wenn sie ihr Auto an den Straßenrand stellen? Oder geht es auch weiterhin ohne Wapperl? Vor dieser Entscheidung stehen die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen - und ehe sie im Dezember darüber diskutieren, gibt es am Montag, 16. November, erst einmal einen Infoabend für die Anwohner.

In der Theorie ist Parkraum-Management für die beiden Lizenz-Gebiete Holbein- und Mühlbaurstraße schon seit 2008 beschlossene Sache. Doch der BA legte damals gegen die Entscheidung des Stadtrates sein Veto ein, daher wurde der Beschluss nie in die Praxis umgesetzt. Ende 2012 kam Bewegung in die Sache, als der Stadtrat dafür votierte, das Wapperl auch in Quartieren außerhalb des Mittleren Rings zuzulassen. Im 13. Stadtbezirk betrifft das die Parkstadt Bogenhausen. Der Bezirksausschuss wollte das Thema daher wieder aufgreifen, brauchte dafür aber erst einmal aktuelle Verkehrszahlen. Schließlich stammte die erste und einzige Untersuchung aus dem Jahr 2009, und damals war das Isar-Hochufer mit der Maria-Theresia-Straße ausgeklammert worden.

Jetzt liegen die aktuellen Zahlen vor: Für die zweite Untersuchung ließen Planungs- und Kreisverwaltungsreferat an einem Dienstag im April 2015 in den drei Gebieten Parkstadt, Mühlbaur- und Holbeinstraße zählen. Fazit ihrer Auswertung: In den Bereichen Mühlbaur- und Holbeinstraße ist die Park-Situation angespannt genug, um Lizenzgebiete zu rechtfertigen, in der Parkstadt nicht.

Laut Studie reicht in keinem der drei Bereiche die Zahl der privaten Stellplätze aus, um die Autos der Anwohner unterzubringen. Nimmt man aber den Straßenrand dazu, wären eigentlich genügend Parkplätze vorhanden - anders als etwa am Josephsplatz in der Maxvorstadt, wo es auch im öffentlichen Raum zu wenige Stellplätze gibt.

In Altbogenhausen ist das Missverhältnis von Autos und Privatparkplätzen im Gebiet Holbeinstraße am stärksten ausgeprägt: Nach Zahlen aus dem Jahr 2013 wohnen dort 1583 Autobesitzer, es gibt aber nur 800 private Stellplätze. Doch die 1564 öffentlichen Parkplätze würden das Defizit theoretisch locker ausgleichen. Dass Anwohner trotzdem oft verzweifelt durch ihre Straßen kurven und keine Lücke für das Auto finden, ist gerade im Bereich Holbeinstraße eine Frage der Tageszeit: Für 11 Uhr vormittags ermittelt die Untersuchung dort eine Parkraum-Auslastung von 102 Prozent - es gibt also weniger Parkplätze als Parkplatzsucher. Um 15 Uhr nachmittags liegt die Auslastung immer noch bei 96 Prozent, um 5 Uhr morgens dagegen nur bei 80 Prozent, um 21 Uhr bei 83.

Melanie Grötsch vom Planungsreferat liest aus diesen Zahlen ein typisches Pendlerproblem: Autofahrer von auswärts nutzen die kostenlosen Parkplätze mit U-Bahn-Anschluss in Bogenhausen, die Anwohner haben das Nachsehen. Daher könne es sinnvoll sein, im Bereich Holbeinstraße nur bis 18 Uhr Geld fürs Parken zu verlangen, so wie es in der Borstei ursprünglich gewesen sei, sagte Grötsch bei einer Sondersitzung der Bezirksausschuss-Mitglieder im September. Abends würden die Pendler ohnehin heimfahren. Im Vergleich zur ersten Zählung 2009 sei es vor allem an Möhl- und Maria-Theresia-Straße viel voller geworden. Kurzzeit-Parker hätten kaum eine Chance, ihr Auto unterzubringen. Bei 85 Prozent Auslastung fangen die Autofahrer laut Grötsch an zu kurven, kritisch werde der Suchverkehr bei 95 Prozent. Den Grenzwert fürs Parkwapperl sieht die Stadtverwaltung bei 98 Prozent. Diese Hürde nimmt auch das Gebiet Mühlbaurstraße - und zwar nicht nur tagsüber wie der Bereich Holbeinstraße, sondern rund um die Uhr. Von 5 Uhr morgens bis 21 Uhr abends verzeichneten die Zähler eine Auslastung von 96 bis 99 Prozent, für Grötsch ein sicheres Zeichen dafür, dass dort viele Anwohner ihr Auto abstellen. Andererseits grenzt aber auch das Prinzregententheater direkt an, dessen Abendveranstaltungen viele Besucher anziehen.

Der Parkstadt Bogenhausen dagegen diagnostiziert das Planungsreferat zwar hohen Parkdruck, aber keine Überbeanspruchung. Im Vergleich zu 2009 habe sich dort praktisch nichts geändert, obwohl seinerzeit der Richard-Strauss-Tunnel noch nicht eröffnet war. Westlich der Gotthelfstraße liegt die Auslastung laut Untersuchung zwischen 89 und 91 Prozent, im östlichen Teil nur zwischen 55 und 66 Prozent. Allerdings, das wollte Melanie Grötsch nicht verhehlen, könnten die Pendler von auswärts die Parkstadt durchaus für sich entdecken, wenn in Altbogenhausen das Parkwapperl eingeführt würde. Dann seien "Verlagerungseffekte" denkbar.

Der Informationsabend zum Parkraum-Management für Altbogenhausen und die Parkstadt mit Bezirksausschuss sowie Planungs- und Kreisverwaltungsreferat findet am Montag, 16. November, von 19 Uhr an in der Turnhalle der Grundschule an der Gebelestraße 2 statt.

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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