Bogenhausen:Die Alternative zur Alternative

Lesezeit: 2 min

Für eine Flüchtlingsunterkunft an der Riemer Straße gibt es bereits eine ansprechende Planung. Die SPD bringt auch ein Areal am Fideliopark ins Spiel, doch das ist für den Sport reserviert

Von Nicole Graner, Bogenhausen

Sie sieht schön aus, diese Flüchtlingsunterkunft an der Riemer Straße 200. An der mit Holz verkleideten Fassade ranken grüne Pflanzen, es gibt einen offenen, lichtdurchfluteten Aufenthaltsraum, einen Spielplatz und viel Grün im Innenhof. Sogar hübsche Parkbänke und - als eine besondere Attraktion - einen beheizbaren Raum für Kinderwagen und Buggys. Darüber mag man schmunzeln, aber Architekt Oliver Trump hat Erfahrungen in Sachen Wohnungslosen-Unterkunft. Das von ihm entworfene "Haus Wilhelmine" an der Wilhelmine-Reichard-Straße hat auch einen Kinderwagenraum mit Heizung. "Gerade dieser Raum kommt", wie Trump sagt, "bei den Familien besonders gut an". Dass auch viel Grün angepflanzt werden soll, dürfte wohl der Herkunft des Bauherrn geschuldet sein. Er ist der Besitzer des Daglfinger Blumenhofes. Das zunächst als Ausgleichsfläche für den Blumenhof gedachte, dreieckig geschnittene Grundstück habe sich, erklärt Xaver Finkenzeller (CSU) in der Sitzung des Bezirksausschusses Bogenhausen am Dienstag, für einen Standort angeboten. Der Besitzer wolle lieber woanders eine schönere Ausgleichsfläche kaufen.

Noch aber ist alles nur Planung. Denn die Riemer Straße 200 ist der Alternativstandort, den der Bezirksausschuss (BA) der Stadt München als Ersatz für die geplante Flüchtlingsunterkunft vor dem Cosimabad anbieten will. Nach wie vor lehnen alle Fraktionen im Bürgergremium den Platz vor dem Cosimabad strikt ab. Und zwar nicht nur, weil der jährliche Weihnachtsbaumverkauf dort stattfinde, sondern weil es einer der wenigen zentralen Plätze im Stadtviertel sei. Schon lange plane der BA außerdem, wie seine Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) betont, eine Aufwertung des Platzes, um ihn für die Bürger schöner zu machen.

Schön ist das in Massivholzbauweise geplante, dreigeschossige Gebäude an der Riemer Straße 200, das mit insgesamt 230 Plätzen in Zwei-, Drei und Vierbettzimmern ausgestattet sein soll, schön die architektonische Idee. Darin waren sich die Lokalpolitiker einig. Doch es gibt auch Einwände. Von Seiten der SPD zum Beispiel, die es nicht nachvollziehen kann, dass eine Unterkunft direkt an der Autobahn entstehen soll. Der Lärm sei für die Menschen zu groß. Geplant ist deshalb auch eine Lärmschutzwand auf der südlichen Seite zur Autobahn hin. Ein Schallschutzgutachten ist bereits in Auftrag gegeben. "Doch noch", so sagt Trump, "liegt keine Antwort vor". Aber da es in der Nachbarschaft auch ein Hotel gibt, dürfte es wohl, so Trump weiter, keine Bedenken geben.

Die SPD hat einen weiteren Vorschlag parat. Ihre Alternative: ein städtisches Grundstück an der Fideliostraße. Flurnummer 816, Gemarkung Daglfing. Dort habe es, wie die SPD-Sprecherin Karin Vetterle erläutert, in den Neunzigerjahren bereits eine Flüchtlingsunterkunft gegeben, und die Voraussetzungen seien bereits vorhanden. Die Gegend sei gut erschlossen und innerhalb des S-Bahn-Zirkels. "Wenn wir Flüchtlinge integrieren wollen, brauchen wir einen guten Standort."

Doch so einfach ist es nicht. Das mögliche Areal am Fideliopark ist nämlich dem Sport vorbehalten. Der Park ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Gründe, die die CSU in der Bezirksausschuss-Sitzung am Dienstag dazu bewogen haben, die Alternative zur Alternative abzulehnen. Entscheidend sei vor allem der Zeitfaktor. Die Riemer Straße sei der Flüchtlings-Task-Force der Stadt bereits bekannt und letztlich viel schneller umzusetzen. Dass die Fläche 816 für Sporthallen vorbehalten sei, war auch der SPD nicht neu. Nur: Wann sei schon damit zu rechnen, dass diese Grünfläche endlich dem Sport zur Verfügung gestellt würde? "Da passiert doch in den nächsten fünf bis acht Jahren nichts", erklärt Vetterle. Sie wollte dennoch den Standort am Fideliopark als zusätzliche Möglichkeit der Stadt München vorschlagen. "Wenn das mit der Riemer Straße 200 nämlich nicht klappt." Man stünde sonst mit nichts da. Der Vorschlag fand keine Mehrheit und wurde abgelehnt.

Somit hat der ästhetische Entwurf des Münchner Architekten Oliver Trump durchaus noch eine Chance. Und der beheizbare Buggy-Raum auch.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: