Bilanz in Hellabrunn:Die Erfolgs-Tiere

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Erhöhung der Drolligkeit: Einer von zwei 2014 in Hellabrunn geborenen Kattas mit seiner Mutter. (Foto: Fran Wiesner/Tierpark Hellabrunn)
  • 2014 war das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Tierparks Hellabrunn: fast 2,3 Millionen Besucher und ein Überschuss von 3,4 Millionen Euro.
  • Hauptveranwortlich für den Rekord waren wohl die jungen Eisbären Nela und Nobby.
  • Die beiden Publikumslieblinge werden jedoch bald den Zoo verlassen müssen.

Von Stephan Handel

Es sieht aus, als wäre alles extra nur für diesen Tag gemacht - die Sonne scheint, genügend jedenfalls, dass morgens um zehn Uhr die Leute schon warten müssen vor den Kassen. Die Flamingos stehen sehr rosa in ihrem Tümpel auf einem Bein, die Paviane kratzen sich fotogen am Hintern, und bei den Eselspinguinen ist eine kleine Sensation zu beobachten: Einer der Vögel springt tatsächlich ins Wasser, ein äußerst seltenes Ereignis. Bislang nämlich schien es so, als machten die Viecher sich einen Spaß daraus, sprungbereit am Beckenrand zu stehen, während vor der Glasscheibe die Besucher auf den Hupfer ins Nass warteten. Der aber nie kam.

An diesem Mittwoch also ist er gesprungen, der Pinguin, was gewiss als eine Metapher herhalten hätte müssen, wenn da nicht schon alles gesagt gewesen wäre: "Auch der Tierpark Hellabrunn hat im vergangenen Jahr einen Sprung nach vorne gemacht", hätte Rasem Baban sagen können, der Zoodirektor, denn bei der Vorstellung einer Jahresbilanz sind die Vortragenden ja stets um süffige Superlative bemüht.

Tierpark Hellabrunn
:Geburtstagsparty bei den Eisbär-Zwillingen

Bei der Geburt so groß wie Meerschweinchen, jetzt schon 80 und 90 Kilo schwer: Die Eisbären-Zwillinge Nela und Nobby werden ein Jahr alt. Wie es sich für einen ersten Geburtstag gehört, gibt es Torte und bunte Geschenke.

So aber konnte Baban - und mit ihm Christine Strobl, Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende des Zoos - verkünden, dass das Jahr 2014 das erfolgreichste in der Geschichte Hellabrunns war: Fast 2,3 Millionen Besucher, ein Überschuss von 3,4 Millionen Euro, solche Zahlen gab's noch nie, seit der Tierpark 1911 eröffnet wurde.

Wer für den Besucheransturm verantwortlich ist

Die Hauptverantwortlichen für diesen Boom sind gerade dabei, eine Wassermelone in ihre Einzelteile zu zerlegen: Nela und Nobby, die beiden Eisbären, haben das Teddy-Stadium deutlich verlassen. Sie sind ja auch schon eineinhalb Jahre alt, Nobby wiegt 230 Kilogramm mittlerweile, Nela, das Mädchen, achtet aufs Gewicht und steht momentan bei 190.

Wenn auch die Münchner Eisbären-Hysterie nicht ganz knutische Ausmaße annahm - dass viele Leute nur wegen ihnen kamen, das ist den Zooleuten schon klar. Christine Strobl führt aber noch andere Faktoren an: die neue Giraffenanlage etwa, das aufgehübschte Angebot an Gastronomie und Kinderspielplätzen.

Münchens Goldbärchen: Nela (links) und ihr Bruder Nobby planschen am Tag ihrer Taufe im Wasser - zur Freude der Besucher. (Foto: Stephan Rumpf)

Rasem Baban kann durchaus noch mehr bieten als Pizza und Klettergerüste: 2014 war ein fruchtbares Jahr. Dass sogar die Königspinguine ein Küken aufziehen, bezeichnet Baban als "stille Sensation". Junge gab es auch bei den Zebras, den Kudus und den Emus, bei Silbergibbons sowie den Drills, die Flamingos bevölkerten ihren Tümpel gleich mit 17 Küken. Und bei den Kattas und den Roten Varis tragen Zwillingspärchen zu einer erheblichen Drolligkeit bei.

Was in Hellabrunn nun ansteht

Davon unbeeindruckt ist in diesem Moment eine Herde Kindergartenkinder, die lieber ein Eis isst, als die Mähnenrobben in ihrem Pool zu beobachten. Dabei sind exakt diese Tiere Bestandteil des nächsten großen Plans von Zoodirektor Baban: Die Polarwelt soll umgestaltet werden, die Mähnenrobben, Pinguine, Eisbären werden Gesellschaft bekommen von Polarfuchs und Schneeeule. Dafür werden die Seelöwen verschwinden - sie haben in der Polarwelt nichts verloren, weil sie aus Kalifornien stammen.

Münchner Tierpark Hellabrunn
:Heimliche Stars im Gehege

Kennen Sie den Kurzohrrüsselspringer? Oder die Bartschweine? Nela und Nobby, die Eisbärenzwillinge, sind zwar immer noch Besuchermagneten im Tierpark Hellabrunn - aber andere Tiere sind genauso süß, interessant oder zumindest witzig. Zehn Beispiele bei denen sich der Besuch lohnt.

Das Elefantenhaus wird gerade neu gebaut, und es geht dem Zoodirektor dabei wie vielen Bauherren bei der Altbausanierung: Einer unerfreulichen Überraschung folgt die nächste. Also wird es noch ein bisschen dauern - immerhin brachte Christine Strobl die Nachricht aus dem Rathaus mit, dass ein weiterer Zuschuss von 2,5 Millionen Euro dafür genehmigt sei, womit die Baukosten nun auf 20 Millionen Euro angewachsen sind. Auch die jährlichen städtischen Überweisungen für Investitionen und den laufenden Betrieb - rund 2 Millionen Euro - werden trotz des Rekordgewinns bis 2016 gezahlt, danach wird neu verhandelt.

Der Tierkindergarten soll umgestaltet werden, zu einem Bauerndorf, an dem die Entwicklung "vom Wildtier zum Haustier" verfolgt werden kann. Das soll eine der neuen Attraktionen werden, die der Tierpark auch braucht: Nela und Nobby, die beiden Zug-Bären, werden Hellabrunn Anfang 2016 verlassen und in anderen Zoos die Besucher anlocken.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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