Bezirksausschuss:Zerstörtes Gewässer

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Notaktion: Helfer holen aus dem versandenden Fischweiher an der Auenbruggerstrasse/Ecke Eversbuschstraße Fische heraus und setzen sie um. (Foto: oh)

Der Streit über zwei beseitigte Biotope ist noch nicht zu Ende

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Ein Streit zwischen den Grünen und der CSU im Bezirksausschuss (BA) wegen zweier zerstörter Biotope wird noch ein Nachspiel haben. Grünen-Fraktionssprecher Falk Lamkewitz hatte in der jüngsten Sitzung Unterausschuss und Vollgremium zu mehr Vorsicht gemahnt, weil offenbar zwei Gewässer von allen damit befassten Behörden und Gremien übersehen und infolgedessen zerstört worden seien.

Wie Lamkewitz' ausführte, sei ein Biotop an der Ganzenmüllerstraße, Ecke Friedrich-Zahn-Straße, vor zirka zehn Jahren ein Opfer des ICE-Ausbaus geworden, da das Eisenbahnbundesamt in den Anträgen vergessen habe, den Biotopstatus anzugeben und die Genehmigungsbehörde das übersehen hätte. Auch der damalige Bezirksausschuss hätte in seiner Stellungnahme nichts über ein Biotop verlauten lassen. Im anderen Fall sei niemandem aufgefallen, dass vor einer Bebauung ein Teichbiotop an der Auenbruggerstraße/Ecke Eversbuschstraße gewesen sei. Dort seien nicht wenige schützenswerte Fische und Muscheln verendet. Lamkewitz bezog sich in seinen Quellen dabei auch auf Fischereiaufseher Markus Edelberg.

Die CSU stritt vor allem im zweiten Fall vehement ab, dass es sich so verhalten hätte. Der Teich sei ein landwirtschaftlich genutzter Fischweiher gewesen und sei vorher ordentlich abgefischt worden, hieß es von mehreren Seiten.

Ja, abgefischt schon, aber in einer Notaktion, um noch Tiere zu retten, meldete sich noch in der Nacht nach der Sitzung Fischeraufseher Edelberg. An Karfreitag 2017 habe er bei einem Kontrollgang entlang der Würm am (ehemaligen) alten Fischteich an der Ecke Auenbruggerstraße/Eversbuschstraße festgestellt, dass der Teich am Versiegen sei und massenhaft Fische an der Wasseroberfläche mit Notatmung standen. Da er den Eigentümer des Grundstücks nicht kannte, habe er die Polizei hinzugezogen, um eventuell eine Ersatzvornahme zur Rettung der Wirbeltiere zu veranlassen. Kurz nachdem die Beamten eingetroffen waren, kam der Eigentümer hinzu, und im Beisein der Polizei habe man vereinbart, dass er, Edelberg, für Ostersonntag eine Notabfischung organisiere. Er und fünf Helfer hätten in vier Stunden mehr als 2500 Fische, überwiegend kleine Brutfische wie Karpfen, Rotaugen, Rotfedern, Aitel und Barsche, aber auch zwei große Hechte, Flussbarsche und Aitel umgesetzt. Dabei mussten zwölf Tiere notgetötet werde, da sie schon zu stark geschädigt gewesen seien. Als man dann auch noch geschützte Teich- und Bachmuscheln gefunden habe, habe er die Untere Naturschutzbehörde und die Fischereifachberatung des Bezirks Oberbayern eingeschaltet, Strafanzeige gestellt und ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Der Vorgang sei auch an den Bezirksausschuss geleitet worden, deshalb seien dessen Aussagen unverständlich, so Edelberg. Strafanzeige und ein die Hilfsaktion dokumentierendes Foto nebst den Namen der Helfer liegen der Süddeutschen Zeitung vor.

Lamkewitz zufolge ist es ein Irrtum zu glauben, man könne ein selbst angelegtes Gewässer nach Belieben versanden lassen. Auch nicht amtlich erfasste Biotope dürften nicht einfach beseitigt werden, noch dazu, wenn sich geschützte Lebewesen darin angesiedelt haben. Ein Nachkarten sollte es eigentlich nicht werden. Er habe das Thema nur angesprochen, um den Bezirksausschuss zu sensibilisieren, bei Bauanträgen künftig genauer hinzusehen und sich auch an Satellitenbildern im Internet zu orientieren, damit sorgsamer mit Biotopen umgegangen werde, so Lamkewitz. Fischereiaufseher Edelberg erwartet nun eine Entschuldigung vom BA, da er sich "mangels Kompetenz" anderer öffentlich verunglimpft sieht.

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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