Bezahlbarer Wohnraum:Genug getan?

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An der Bebauung des Paulaner-Areals hat sich ein Streit entzündet, wie sehr die Stadt Wohnungspreise in Neubaugebieten beeinflussen kann. (Foto: Robert Haas)

Über die Frage, wie viel Einfluss die Kommunalpolitik auf die Wohnungspreise hat, wurde zuletzt heftig gestritten. Der OB weist die Kritik an der Stadt scharf zurück. Doch was machen andere Großstädte

Von Anna Hoben

Dieter Reiter war mehr als verschnupft. "Einigermaßen dreist" fand der Oberbürgermeister die Aussage von Jürgen Büllesbach, dem Chef der Bayerischen Hausbau. Der hatte in einem SZ-Interview im Dezember der Stadt eine Mitschuld an der Entwicklung des Wohnungsmarktes attestiert. Nicht nur die Immobilienbranche, auch die Kommune habe in der Vergangenheit "einen großen Teil dazu beigetragen, dass die Situation so ist, wie sie ist", etwa indem sie beim Verkauf von Grundstücken Maximalpreise verlangt habe.

In München betont man gern, dass hier das Instrument der "Sozialgerechten Bodennutzung" (Sobon) erfunden wurde. Sie gilt auf privaten Flächen, für die das Planungsreferat neues Baurecht erteilt, ist seit 1994 in Gebrauch und schreibt vor, dass neben frei finanzierten Wohnungen auch 30 Prozent öffentlich geförderte Wohnungen entstehen. Mittlerweile, so Hausbau-Chef Büllesbach, unternähmen andere Städte allerdings "deutlich mehr" für günstigere Preise als die bayerische Landeshauptstadt. Er verwies auf Hamburg mit seinem sogenannten Drittelmix. In der Hansestadt müssen im privaten Wohnungsbau bei großen Projekten ein Drittel Sozialwohnungen entstehen, ein Drittel sind frei finanzierte Mietwohnungen, und ein weiteres Drittel darf als Eigentumswohnungen in den Verkauf gehen.

Tatsächlich hat die Stadt München im vergangenen Sommer bei der Sobon nachgebessert. Zusätzlich zu den 30 Prozent Sozialwohnungen soll nun bei jeder zehnten Wohnung eine Mietobergrenze von 13,90 Euro gelten. Geht in die richtige Richtung, sagte Büllesbach, "man hätte da aber deutlich mehr tun können". Es fehle an klaren Vorgaben und Regeln, die "langfristig und verbindlich für alle gültig" sein müssten. Es habe ja Verhandlungen mit Investoren gegeben, konterte der OB - jedoch mit bescheidenem Ergebnis. An der Kommunalpolitik würden schärfere Regeln nicht scheitern. Es dränge sich der Verdacht auf, "dass jemand davon ablenken will, mit dem Paulanergelände höchstmöglichen Profit machen zu wollen". Dort, in der Au, entwickelt die Bayerische Hausbau eines der größten innerstädtischen neuen Quartiere. Knapp die Hälfte der 1500 Wohnungen gehen in den Verkauf, für 10 000 bis 20 000 Euro pro Quadratmeter.

Zeit für einen Blick in andere Großstädte. Was tun diese, um das Problem in den Griff zu kriegen? Die Gegebenheiten sind zwar verschieden und Vergleiche nicht einfach - aber Wohnungsknappheit, explodierende Bodenpreise und steigende Mieten sind kein Münchner Phänomen. Auch wenn hier der Druck auf dem Markt am höchsten ist.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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