Betrug vor Gericht:Haus weg, Million weg

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"Wo ist das Problem, wenn alle begeistert waren": Ein Rechtsanwalt steht wegen Betrugs vor Gericht. Gemeinsam mit einem dubiosen Geschäftsmann soll er eine Grundstückserbin vom Tegernsee um ihr Vermögen gebracht haben - letztlich wurde die 63-Jährige sogar aus ihrem Haus vertrieben.

Christian Rost

Zum Auftakt des Betrugsprozesses, dem sich auch der ehemalige Präsident des Peutinger-Collegiums stellen muss, haben die beiden Angeklagten am Montag vor der 20. Strafkammer am Landgericht München I die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen.

Rechtsanwalt Walter Beck, der im Juli sein Präsidentenamt des CSU-nahen Debattierclubs niederlegte, und ein dubioser Geschäftsmann, Hans-Georg M., sollen gemeinsam eine Grundstückserbin vom Tegernsee um ihr Vermögen gebracht haben. Die Anklage geht davon aus, dass die beiden eine finanzielle Notlage der 63-jährigen Frau ausgenutzt und sie mit Hilfe eines raffinierten Konstrukts aus Firmen, Verträgen und Versprechungen über den Tisch gezogen haben.

Das Wohnhaus der Frau in Rottach-Egern stand vor der Zwangsversteigerung. Laut Anklage sorgten die Männer dafür, dass die Immobilie und anderer Grundbesitz der Frau in der Oberpfalz in eine GmbH eingebracht wurden. Angeblich sollte damit die Zwangsversteigerung abgewendet werden. Die GmbH kontrollierte der 64-jährige Hans-Georg M. Die Grundstücke waren somit nicht nur dem Zugriff von Gläubigern, sondern auch der Eigentümerin entzogen. Ihr soll ein Schaden von einer Million Euro entstanden sein. Letztlich wurde sie aus ihrem Haus in Rottach-Egern vom Gerichtsvollzieher vertrieben.

Aus dem Vermögen der GmbH, die sogar den Namen der Frau trug, sollen dann der 69-jährige Beck und sein Partner M. Gelder für sich abgezweigt und unbefugt Darlehen im Namen der Firma vergeben haben. Nutznießer eines Darlehens mehr als 200 000 Euro soll ein Hotel bei Augsburg gewesen sein. Dieses Hotel sollte für das ehemalige Wiesnwirts- und Hotelierspaar Weinfurtner nach massiven Steuervergehen der Neuanfang im Geschäftsleben werden.

Im Hotel waren Beck als Aufsichtsrat und M. als Geschäftsführer engagiert. Und noch ein Name taucht sowohl beim Hotel-Projekt wie auch in der fragwürdigen GmbH auf, die Grundstücke verwaltete: Alfred W., eine schillernde Figur mit widersprüchlichen Betätigungsfeldern. Er war sowohl für den einstigen Bäderkönig und Steuerflüchtling Zwick wie für den Bund der Steuerzahler in gehobener Position tätig.

"Wo ist das Problem, wenn alle begeistert waren", rechtfertigte sich Jurist Beck vor Gericht. Er meinte damit seine Zusammenarbeit mit dem einschlägig wegen Insolvenzverschleppung vorbestraften Hans-Georg M. und auch die "Liquiditätsunterstützung" für das neue Weinfurtner-Hotel.

Mit der angeblich betrogenen Frau vom Tegernsee will der angeklagte Jura-Professor kaum zu tun gehabt haben. Er habe ihr einen Bankkredit über eine halbe Million Euro für vier Prozent Provision vermittelt, sagte Beck. Er habe auch mal an Banken geschrieben, wenn es der Frau gedient habe. Den Inhalt der Verträge, die die Frau letztlich mittellos machten, will Beck aber nicht gekannt haben. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 20.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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