Berg am Laim:Gute Beete

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Bei einem Umweltbildungsprojekt von Green City bauen Kinder des Michaeligymnasiums erst die Behälter, um sie anschließend selbst zu bepflanzen. Die Finanzierung ist allerdings nur mit Sponsoren möglich

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Die Gartenhandschuhe sind längst schwarz geworden, anfängliche Scheu vor dem Wühlen in der Erde haben die Schüler der 6 e des Michaeligymnasiums schnell aufgegeben. Richtig liebevoll betrachten die Kinder die kleinen Würmer und den verschlafenen Tausendfüßler, den Lina auf ihrer Hand herumkrabbeln lässt. Fast im Chor rufen sie "cool" auf die Frage, ob ihnen das Hochbeete-Projekt von Green City Spaß macht. Bio-Fachbetreuerin Andrea Wanat strahlt: Genau so soll es sein.

Wie kommen Tomate und Zwiebel, Basilikum und Minze auf ihre Teller? Dieser Frage gehen zwei sechste Klassen des Gymnasiums und die Gruppe der offenen Ganztagsbetreuung von Viola Essakoff ganz praktisch nach. Weil der Schulgarten des Gymnasiums einem Erweiterungsbau weichen musste und bei der neuen Anlage der Wasseranschluss vergessen wurde, kommt für Lehrerin Wanat dieses Projekt für den versiegelten Innenhof der Schule als Zwischenlösung gerade recht: Die Kinder bauen auf einer genormten Euro-Palette, wie sie in vielen Firmen benutzt wird, aus zusammensteckbaren Holzelementen Hochbeete für Gemüse, Erd- und Johannisbeeren sowie ihre Lieblingskräuter.

Dann bekommen die Schüler gezeigt, wie mann die Hochbeete richtig bepflanzt. (Foto: Stephan Rumpf)

Silvia Gonzales, Lena Reitinger und Emilia Pfeffer von der Münchner Umweltorganisation Green City haben das Material bereitgestellt, darunter auch die Noppenfolie, die das Holz vor Nässe schützen soll. Es wird gemessen und geschnitten, gehämmert und getackert. Ganz wichtig dabei: Die Folie braucht unten Löcher, damit sich bei Regengüssen oder zu vielem Gießen keine Staunässe bildet. Zwischendurch erörtern Lina, Sophie, Naima und Johnathan die Vorteile der pfiffigen mobilen Beete: Der Hausmeister kann sie mit seinem Hubwerkzeug in den Schatten schieben, wenn ein Fest stattfindet oder es zu heiß für die Gewächse wird. Hochbeete haben zudem den Vorteil: Man braucht sich beim Gärtnern nicht bücken. Und, ganz wichtig: Schädliche Schnecken haben einen viel weiteren Weg zum zarten Gemüse zu überwinden.

Nur wenige der Kinder haben ein bisschen Pflanz-Erfahrung aus dem elterlichen Garten oder dem von Opa und Oma. Doch sie wissen, was ihnen schmeckt. Jeder durfte seine Gemüse-Favoriten bestimmen, ob Möhre oder Mais, Radieschen oder Paprika: Es wird Platz sein für alles in den kleinen Abteilungen der neuen Kisten-Beete. Gonzales erklärt den Kindern, wie groß der Abstand sein muss zwischen den kleinen Erdbeerpflanzen, wie dicht die Zwiebel beieinander sein dürfen, wie herum und wie tief sie unter die lockere Erde gesteckt werden müssen.

Erst Hämmern dann Jäten: Schüler der 6 e des Michaeligymnasiums zimmern zunächst die Verschalungen zusammen. (Foto: Stephan Rumpf)

Jedes Beet erhält Paten, welche die Setzlinge nicht nur hegen und pflegen, sondern etwas über sie nachlesen sollen; sie sind gehalten, die Entwicklung zu dokumentieren, sei es als Zeichnung, mit Worten oder fotografisch. Zum Auftakt haben die Kleinen eine Theoriestunde bekommen über die Herkunft von Kartoffel und Co. sowie die Verbreitung von Samen mit Wind und Wasser - oder womöglich durch die ungeliebten Schnecken.

Ein Mal die Woche fährt künftig ein Abgesandter von Green City in die Schule, betreut die jungen Gärtner und setzt mit ihnen etwa eine Brennnesseljauche an. Auch so engagiert sich der Verein Green City für ein grüneres München. Denn so mancher Schüler trägt die Idee des Gärtnerns auf kleinstem Raum vielleicht auch in seine Familie oder seine Nachbarschaft. Finanzieren kann der Verein diese intensive Art der Umweltbildungsprojekte aber nur mit der Unterstützung von Sponsoren. In diesem Fall ist es die Kanzlei Olswang, deren Mitarbeiter laut Anwältin Theresia Gondro nicht nur Geld geben wollten, sondern auch tatkräftig helfen. Abwechselnd packten sie an in der Anfangsphase. Kleiner Nebeneffekt: Auch auf dem Fensterbett der Kanzleiküche gedeihen nun die ersten Tomaten und Kräuter in Töpfen.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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