Berg am Laim:Aus eins mach zwei

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Rechts neben diesem Parkplatz wäre das Areal für den Konzertsaal. (Foto: Ales)

Die Konzertsaal-Idee im Werksviertel begeistert im Stadtbezirk - auch, weil dann der zweite Fußgängertunnel käme

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Es ist selten, dass ein Bezirksausschuss von einem möglichen Projekt so überzeugt ist, dass er ganz ohne Aufforderung der Verwaltung eine Stellungnahme abgibt - und dabei von allen Fraktionen Vokabeln wie ideal, perfekt und optimal benutzt werden. Aber allein die Idee vom Konzertsaal im Werksviertel bringt es zu solchen Ehren. Diesen sähe der Bezirksausschuss als "eine extreme Aufwertung fürs Werksviertel und für ganz Berg am Laim". So formulierte es der Vorsitzende Robert Kulzer (SPD). Ihn überzeuge der Standort-Vorschlag, denn genau dieser Platz habe bisher eine noch nicht genau definierte Zwitterstellung am künftigen Park gehabt. Der Konzertsaal aber bekäme einen eigenen schönen Vorplatz "mit Leben außen rum, mit Cafés. Das ist gut machbar". "Ein wunderbarer Gedanke", sagt auch Sebastian Zajonz (FDP). "Schwer, jemanden zu finden, der dagegen wäre", erklärt SPD-Sprecher Thorsten Bötzow.

Gestellt hatten den Antrag CSU-Sprecher Fabian Ewald und sein Fraktionskollege Johann Kott. Sie plädierten dafür, nach Möglichkeit auch neue Räume für die Münchner Musikhochschule mit unterzubringen und so gleich ein Kulturzentrum zu schaffen. Schließlich zeichne sich das Werksviertel "durch eine inzwischen mehrjährige Tradition musikalischer und kultureller Nutzungen" aus. Die Eigentümer hätten in ihrem einzigartigen Projekt ohnehin den Anspruch, Kulturschaffenden und der Kreativszene ein Zuhause zu geben. Durch die Kombination mit der Musikhochschule könnte "im Werksviertel ein kultureller Hotspot erster Güte entstehen, der seine Strahlkraft über die Stadtgrenzen Münchens hinaus entfaltet".

Kulzer hatte sich eigens im Planungsreferat erkundigt: Der Konzertsaal würde beim Umbau des Werksviertels keine Verzögerungen bringen, im Beschluss zum Bebauungsplan könnten das Planungsreferat und der Stadtrat diese Fläche vorläufig aussparen, alle anderen Vorhaben könnten vorangetrieben werden wie bisher auch. Verkehrsanbindung und Lärmschutz für den Konzertsaal würden derzeit geprüft, bereits im Oktober rechne er mit Ergebnissen dazu. Anton Spitlbauer senior (CSU) ergänzte, es sei ja gerade von Vorteil, dass im Werksviertel der Bebauungsplan schon so weit sei, an allen anderen möglichen Konzertsaal-Standorten müsste er erst geändert werden.

Auch die Grünen fanden das Werksviertel für einen Konzertsaal "wunderwunderbar", es sei einer der besten Standorte und ja sowieso für die nächste Zeit eine große Baustelle. Jennifer Brichzin meinte lediglich, der Bezirksausschuss müsse sich dann einmal grundsätzliche Gedanken machen über das bald größer werdende Gefälle zwischen dem aufstrebenden Werksviertel und den anderen Vierteln Berg am Laims: Der Stadtbezirk steht immer weit oben in den Listen, die den Anteil von sozial Schwachen oder Alleinerziehenden zählen. Dem stimmte Kulzer zu, lieferte aber am Ende noch ein Argument, das auch den allerletzten Zweifler im Gremium von einem Konzertsaal hinterm Ostbahnhof zu überzeugen vermocht hätte: Werde der Musentempel wirklich gebaut, wäre die zweite durchgängige Fußgängerunterführung unter den Gleisen des Ostbahnhofs - die die Stadt und die Bahn bisher für überflüssig erklären, die die Haidhauser und Berg am Laimer aber immer wieder mit Vehemenz fordern - "wirklich endlich zwingend nötig". Die Konzertbesucher könnte man "auf gar keinen Fall durch die bestehende Röhre jagen".

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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