Berg am Laim:Alles andere als eine Schnapsidee

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Auf dem Areal der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein hofft die Stadt, ein Medien-Kompetenzzentrum zu etablieren

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Hochprozentiger Alkohol in großen Tanks direkt an der Bahn und unweit des Leuchtenbergrings: Der Berg am Laimer Bezirksausschuss (BA) hatte den Standort der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein seit eh und je für unpassend gehalten und, seit die Stadt beim Bau der Firmengebäude gegenüber wegen der Explosionsgefahr extradicke Scheiben angeordnet hatte, auch für höchst gefährlich. So war man froh, als erst EU-bedingt das Monopol auslief und sich später auch der private Nachfolgebetrieb, die Deutsche Agraralkohol AG, nicht halten konnte. Geradezu glücklich ist das Gremium, dass die Stadt bereits überraschend rasch daran geht, den Flächennutzungsplan zu ändern, um dort sinnvolle Nachfolgenutzungen auf den Weg zu bringen. Noch gehört die Fläche zwar der Bima, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, doch die Stadt ist sich offenbar sehr sicher, dass sie "im Rahmen eines kommunalen Erstzugriffs" zum Zug kommt.

Fast zwei Hektar groß ist das Betriebsgelände der Branntweinfabrik, das Planungsreferat will noch einen halben Hektar westlich des Leuchtenbergrings, auf dem zwei weitere Hallen stehen, mit in den Planungsumgriff nehmen. Wichtigstes Ziel ist der Bau einer Berufsschule, genauer gesagt eines Kompetenzzentrums für Medien, Druck und Gestaltung. Eine Nutzung, die dem Bezirksausschuss gefällt, geht er doch davon aus, dass Berufsschüler eher öffentliche Verkehrsmittel nutzen, als mit dem Auto zum Unterricht zu kommen. Mit dem S-Bahnhof Leuchtenbergring ist die Fläche bestens erschlossen, zugleich würde der Nutzungsdruck durch eine Schule sicherlich dazu führen, den Bahnhof endlich behindertengerecht auszubauen, so die Hoffnung. Denn die schmale Neumarkter Straße, die vor dem alten Fabriktor in einem engen Wendehammer endet, wäre nicht geeignet, viel neuen Verkehr aufzunehmen. Eine Firma mit vielen Pendlern wäre hier also schlecht platziert, so der BA-Vorsitzende Robert Kulzer (SPD).

Für die Berufsschule und eventuell ein weiteres Gebäude für städtische Verwaltung hat die Stadt bereits Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben. Man will hier durchaus klotzen und eine "stadträumliche Akzentuierung" erreichen, konkrete Pläne dann aber auch einer Stadtbildverträglichkeitsuntersuchung unterziehen. Vorher muss alles auch noch auf Altlasten und Kampfmittel untersucht werden.

Der Bezirksausschuss ist froh, dass die Stadt zugleich ihr Augenmerk auch auf den alten Baumbestand richtet und die "bahnbegleitende Biotop-Verbundachse" und auch die Rad- und Fußwegbeziehungen stärken will.

Man hat in Berg am Laim jedoch auch noch weitere eigene Wünsche: Zum einen gebe es akut Bedarf für ein neues Haus für Kinder mit Krippe und Kindergarten. Zum anderen wollen die Stadtviertelpolitiker den Fokus auf den Denkmalschutz richten: Zumindest die Villa, in der die Verwaltung der Branntweinfirma untergebracht war, sei "absolut erhaltenswert", urteilte etwa Johann Kott (CSU). Vielleicht, so Kulzer, lasse sie sich in den neuen Schulkomplex integrieren.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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