Bayern-Star Badstuber und Mathe:Was Fußball mit Geometrie zu tun hat

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Ein Platz voller Quadrate, Kicker bilden Dreiecke - und ziehen einander mit Statistiken auf. Bayern-Profi Holger Badstuber über die Mathematik des Fußballs.

F. Fuchs

"Mathe macht das Tor" heißt der bundesweite Klassenwettbewerb, bei dem Schüler der fünften bis siebten Klasse im Internet Rechenaufgaben lösen, um eine Unterrichtsstunde mit Holger Badstuber zu gewinnen. Der Profi des FC Bayern unterstützt das Projekt der "Stiftung Rechnen" und "Bettermarks", das Jugendliche für Mathematik begeistern soll. Florian Fuchs sprach mit ihm über seine Schulzeit und die Verbindung zwischen Mathe und Fußball.

Der Fußballer Holger Badstuber sagt: Fußball hat auch etwas mit Mathematik zu tun. (Foto: Getty Images)

SZ: Herr Badstuber, kleine Textaufgabe: ein Fußballturnier mit fünf Mannschaften, jeder spielt gegen jeden - wie viele Partien gibt es?

Holger Badstuber: 20 Spiele?

SZ: Nicht ganz, es sind zehn.

Badstuber: Na ja, ich habe mit Hin- und Rückspiel gerechnet.

SZ: Noch eine Aufgabe: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Bayern diese Saison Deutscher Meister wird?

Badstuber: Höher als 50 Prozent.

SZ: Nicht 100 Prozent?

Badstuber: Ganz sicher kann man sich bei solchen Sachen nie sein.

SZ: Karl-Heinz Rummenigge hat mal gesagt: "Fußball ist keine Mathematik".

Badstuber: Ich denke schon, dass Fußball etwas mit Mathe zu tun hat, weil es gewisse Strategien gibt, mit denen man den Gegner besiegen kann. In der Mathematik gibt es auch bestimmte Lösungswege, mit denen man zum erwünschten Ergebnis kommt.

SZ: Viel Mathe steckt in den Statistiken, die es zu jedem Spiel gibt. Studieren Sie so etwas öfter?

Badstuber: Mich interessieren meine Werte schon: gelaufene Kilometer, Anzahl der Sprints, wie viele Pässe habe ich geschlagen, wie viele sind angekommen - es gibt ja Tausende Zahlen. Statistiken sind Fakten, die für oder gegen einen sprechen.

SZ: Ist das ein Thema in der Kabine?

Badstuber: Wenn einer den anderen aufziehen will, reibt er ihm schon mal hin, dass er mehr gelaufen ist.

SZ: Wo gibt es noch Verbindungen zwischen Fußball und Mathematik?

Badstuber: Auf dem Feld, in jedem Spiel. Man muss bei der Viererkette in der Abwehr gewisse Abstände zu den Mitspielern einhalten. Man sollte Dreiecke mit den Kollegen bilden, um immer mehr als eine Anspielstation zu haben. Der Coach teilt das Spielfeld im Training oft in Quadrate ein, da stehen viele Hütchen herum. Dann üben wir, in welches Quadrat man je nach Situation laufen und in welches man den Ball spielen muss. Das war am Anfang etwas verwirrend, aber jetzt hat sich die Mannschaft daran gewöhnt.

SZ: Louis van Gaal spricht manchmal von Geometrie auf dem Spielfeld.

Badstuber: Ja, und er fordert Spieler, die sich von selbst Gedanken machen und nicht unvorbereitet ins Spiel gehen. Da verlangt er viel, bringt uns aber auch viel bei. Das ist ähnlich wie bei Mathe in der Schule: Wenn sich Schüler anstrengen und viel lernen, können sie viel erreichen.

SZ: Waren Sie gut in Mathe?

Badstuber: Ich war eher begabt in Mathe, dafür kein wirklicher Deutsch-Experte. Mathe hat mir immer Spaß gemacht, weil es etwas zu rätseln gab. Es war eines meiner Lieblingsfächer.

SZ: Mehr Lieblingsfach als Sport?

Badstuber: Na ja, der Sport war für mich immer auf Platz eins.

SZ: Und die Noten?

Badstuber: Ich stand in Mathe meistens zwischen gut und befriedigend.

SZ: Welche Teilbereiche der Mathematik mochten sie besonders?

Badstuber: Kurvendiskussionen habe ich immer gern gelöst. In Geometrie musste ich schon mehr schuften, um es zu beherrschen. Fies war Stochastik, da habe ich mich schwer getan.

SZ: Die braucht man beim Pokern.

Badstuber: Ja, das spielen bei uns in der Mannschaft alle ständig. Ich zocke lieber Playstation, da gewinne ich eher.

SZ: Gibt es Mathe-Freaks bei Bayern?

Badstuber: Bastian Schweinsteiger vielleicht, weil er auch auf dem Feld ein Stratege ist. Mehmet Scholl war ein sehr guter Schüler, aber mit dem habe ich nicht mehr zusammengespielt.

SZ: Am Ende des Wettbewerbs werden Sie für eine Stunde eine Klasse unterrichten. Müssen die Schüler Angst haben vor dem Lehrer Badstuber?

Badstuber: Nein, ich bin eher ein lockerer Typ. Wenn sie mir folgen, werden wir Spaß haben. Solange die Schüler artig sind, erzähle ich ein paar Geschichten und schreibe Autogramme.

© SZ vom 16.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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