Bayerischer Filmpreis:In der VIP-Zwiebel

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  • Am Freitagabend sind im Prinzregententheater in München die Bayerischen Filmpreise verliehen worden.
  • Gernot Roll bekam den Ehrenpreis. Dafür darf er mittig in Reihe eins sitzen. Sonst tut er das, was er immer tut: Er beobachtet und lässt anderen die Bühne.

Von Philipp Crone, München

Der Mann neben Ilse Aigner wirkt etwas unbeteiligt, als er neben der Medienministerin am Freitagabend den roten Teppich hochgeht zum Prinzregententheater. Aigner bleibt immer mal wieder vor einem Mikrofon stehen und sagt, was man eben als Medienministerin so sagen muss ("toller Standort Bayern"). Ihr Begleiter bleibt im Hintergrund und sieht zu. Gernot Roll, der Ehrenpreisträger beim 36. Bayerischen Filmpreis, macht also das, was er sonst auch meistens macht: Er beobachtet und lässt anderen die Bühne. Wobei das am Freitagabend nur bis kurz vor dem Ende der Verleihung gut geht, denn dann muss Roll dorthin, wo der Mann hinter der Kamera sonst so ungern ist: vor die Kamera. Allerdings hat er zwischen dem Gang neben Aigner und seinem Auftritt noch ausreichend Gelegenheit, sich einstimmen zu lassen und zu beobachten.

Zum Beispiel Jasna Fritzi Bauer, die als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet wird, aber am Mikrofon so routiniert die Namen all derer runterrattert, denen sie danken will, dass kein Platz für einen Hauch von Emotion bleibt. Die zeigt dafür gleich danach Louis Hofmann, bester Nachwuchsdarsteller, der mit Tränen in den Augen ein wenig nach Fassung ringt, weil ihn Schauspielerin Rosalie Thomass zuvor so gelobt hat. Bei seinem kurzen Dank schnieft er ganz wunderbar glücklich ins Mikrofon.

Katharina Marie Schubert kommt erst gar nicht zu Wort

Tom Schilling und Elyas M'Barek kommen später mit großen Taschenlampen auf die dunkle Bühne, die Verleihung wurde - in Anspielung an den Film "Who Am I" - gehackt, und blödeln sich wunderbar albern gegenseitig an. "Jeder hat mal klein angefangen", sagt M'Barek über die 11000 Facebook-Freunde von Schilling, er selbst hat 2,3 Millionen. Und beide können sich herrlich darüber amüsieren, dass sie mit riesigen Taschenlampen auf einer Gala-Bühne stehen. Wie unterhaltsam wäre der Filmpreis wohl, wenn dieses Duo es moderieren würde?

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Katharina Marie Schubert, die als beste Darstellerin ausgezeichnet wird, kommt erst nicht zu Wort, weil das Publikum so lange applaudiert, ehe sie mit zitternder Stimme sagt: "Und ich dachte, ich weine nur in Venedig." Dem besten Darsteller Alexander Fehling ergeht es nicht anders. Schauspielkollege August Diehl hat ihn in einem Einspielfilm derart gelobt, dass Fehling die anschließenden Dankessätze ganz sympathisch wirr durcheinandergehen.

Dann kommt Roll. Aigners Laudatio ist zwar so mitreißend wie die Aufzählung von hundert Bauverordnungen, aber das Publikum steht in dem Moment auf, als Roll seinen Platz verlässt. Es wird geklatscht, bis Roll dreimal "Daaanke" sagt. "Ich bin nicht der Mann der großen Worte", sagt Roll und findet dann doch welche. Eine "ewig währende Kindheit" genieße er durch seinen Beruf. Und die wird anschließend gefeiert.

© SZ vom 17.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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