Bauma:Bagger sind so schön berechenbar

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Unsere Welt ist schrecklich komplex, Baumaschinen hingegen sind ganz einfach und stark. Darum lieben Männer sie, wie der Psychologe Björn Süfke vermutet.

Interview von Christiane Lutz

Wenn an diesem Montag die Bauma beginnt, die größte Baumaschinenmesse der Welt, werden sie wieder zu Tausenden strömen: die Männer. Und sie werden in kindlicher Verzückung vor den Baggern stehen. Warum aber lieben Männer Baumaschinen? Ein Anruf bei einem, der es wissen muss: Männerpsychologe Björn Süfke.

Björn Süfke: Sie glauben nicht, was ich gerade vor mir sehe.

SZ: Was denn?

Einen Bagger. Wir Eltern gestalten das Außengeländer der Kita meiner Töchter neu. Einer der Väter hat einen Baggerführerschein. Da rollt er an! Ich habe schon angemerkt: Wenn ich beim Umbau mithelfe, will ich auch mal Bagger fahren.

Sie sind also auch vom Bagger-Virus betroffen?

Na ja, ich beschäftige mich im Beruf ja mehr mit Gefühlen und so Zeug. Da fühle ich mich im Zweifel sicherer. Aber ich gebe zu: Die kindliche Prägung von Lego und Fischer-Technik ist auch bei mir nicht ganz vergessen.

Behaupten Sie damit, dass die männliche Begeisterung für Bagger und Gerätschaften ähnlicher Art anerzogen ist?

Anerzogen oder angeboren, diese Frage kann niemand jemals endgültig klären. Deshalb ist sie ja auch so schön. Ein Bagger-Gen jedenfalls gibt es nicht. Schon deshalb nicht, weil es Bagger erst wenige Jahrzehnte gibt, eine Genmutation aber Tausende von Jahren dauert.

Björn Süfke arbeitet als Psychologe und Psychotherapeut. Sein Spezialthema: Männer. (Foto: privat)

Das klingt nach einem kleinen Vorteil für die Anerziehungs-These.

Wenn ich hier aus dem Fenster schaue, sehe ich ein Mädchen mit einem komplett rosa Fahrrad, an dem eine Barbie-Fahne wedelt. Unsere Prägung ist davon abhängig, was wir angeboten bekommen. Und glauben Sie mir, auch aufgeklärte Eltern erziehen ihre Kinder häufig nach Geschlechter-Stereotypen. Sie wollen das nur nicht wahrhaben. Sicher haben sie ihrer Tochter das Baggerspielzeug angeboten. Aber wahrscheinlich nur einmal. Dem Jungen dagegen fünfmal. Es reicht also, etwas zu suggerieren. Wenn Männer in der Kindheit viel mit Handwerk und Technik in Berührung gekommen sind und weniger mit sozial-interaktiven Spielen wie die Mädchen, fühlen sie sich auch als Erwachsene sehr viel sicherer mit einem Bagger oder einem anderen technischen Gerät.

Gibt es noch eine Erklärung dafür, warum ausgerechnet Baufahrzeuge für Männer so spannend sind?

Es geht um Sicherheit, um Kontrolle, es geht um das Berechenbare. Unser Leben, besonders als Erwachsener, ist schrecklich komplex: Partnerschaft, Vaterschaft, Job, der Sinn des Lebens. Diese Maschinen aber sind zu managen: Wenn man nach links drückt, fahren sie nach links. Ich glaube, dass das ein großes Faszinosum dieser Geräte ausmacht. Warum sind so viele Männer Programmierer? Weil das etwas ist, worüber sie die Kontrolle haben.

Kommen Sie, so ein bisschen was mit PS und Power hat diese Vorliebe doch auch zu tun.

Es mag auch, da spekuliere ich jetzt, etwas damit zu tun haben, dass die Maschinen auch Stärke repräsentieren, ja. Körperliche Stärke, etwas Schweres tragen können, das sind ja Anforderungen, die häufig an Männer gestellt werden. Neulich habe ich einen Bagger beobachtet, der tonnenschwere Steine hochhob. Natürlich fasziniert mich das.

Und was ist Ihrer Meinung nach der Bagger der Frau?

Der Bagger der Frau ist kein Objekt, sondern ein persönliches Gespräch. Daraus zieht sie Kraft und Stärke. Auch, weil sie das als Kinder so gelernt hat. Eine Unterhaltung mit der Freundin ist das, was dem Mann das abendliche Am-Computer-herumschrauben ist: Am Ende ist hoffentlich ein Problem gelöst.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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