Schau ma moi:Die bessere Boazn

Schau ma moi: Ein bisschen Giesing, ein bisschen Kunst, ein bisschen Bier mit Freunden: Im "Schau ma moi" ist für jeden was dabei.

Ein bisschen Giesing, ein bisschen Kunst, ein bisschen Bier mit Freunden: Im "Schau ma moi" ist für jeden was dabei.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Sechzger-Aufkleber und "Untergiesinger Erhellung": Die Café-Bar "Schau ma moi" lockt mit echtem Giesing-Feeling. Sie ist dabei besser als jede Boazn - weil sie gar keine sein will.

Von Christiane Lutz

Als Kneipen- und Cafégänger hat man meist eine Vorstellung davon, was sich hinter einer Eingangstür verbergen könnte, wie das Publikum sein, welche Getränke es geben, wie das Klo aussehen könnte. Diese Vorstellung hinter der Tür bestätigt zu finden, verschafft eine gewisse Genugtuung, ist aber auch eher langweilig.

In Giesing zum Beispiel erwartet man hinter der Efeu-umwachsenen Tür zum Café "Schau ma moi" selbstverständlich eine Boazn, in der die Toilettentür mit "Einmal Löwe, immer Löwe"- Stickern vollgeklebt ist und die Barhocker wackeln.

Wenn man von außen am "Schau ma moi" vorbeigeht, kann man durch die Fenster direkt in den winzigen Raum schauen, wo die Gäste so eng beieinander sitzen, dass man ohnehin sofort das Gefühl hätte, eine private Party zu stören, ginge man da jetzt hinein. "Aber wenn man sich rein traut, wird man belohnt", sagt Inhaberin Gabi Benkert. Sie hat Recht.

Drinnen riecht es statt nach Bier nach Kaffee. Unter einer Kuchenhaube liegen die letzten Stücke eines Apfelkuchens. Die paar Gäste, die da sind, schauen her und grüßen freundlich. Gut, ein paar Sechzger-Aufkleber kleben dann doch auf der Toilette, aber das gehört ja dazu in Giesing. Das "Schau ma moi" ist die bessere Boazn, weil es gar keine sein will.

"Für mich ist es eine Café-Bar", sagt Benkert, "so was, wie es in Italien überall gibt." Sie muss es wissen, schließlich hat sie das Café 1997 selbst aufgemacht. Die Kaffeemaschine war ihr wichtiger als die Zapfanlage, deswegen gibt es im "Schau ma moi" Bier nur aus der Flasche. Hausbier ist Andechser, doch Benkert serviert auch Bio-Lammsbräu und die "Untergiesinger Erhellung", ein süffiges Helles von Giesinger Bräu.

Auf der Tageskarte stehen einfache Gerichte wie Eintöpfe, Leberkas, Bärlauchmaultaschen und Salate. Unter dem Tresen hat Gabi Benkert einen Schaukasten für Musik eingerichtet, sie verkauft Platten des Trikont-Verlags, der praktischerweise gleich nebenan sitzt. Schriftsteller Friedrich Ani ist bei Gabi Stammgast, wie sie nicht ohne Stolz erzählt.

An den Wänden hängen Plakate der Münchner Kammerspiele, Spielzeit 1987/1988 (damals gab es "Onkel Wanja" von Hans Lietzau zu sehen). All das hängt da nicht, um eine intellektuelle Atmosphäre herzustellen. Es hängt, weil sie Kunst und Kultur liebe, sagt Benkert. Ganz einfach. Ihr Ass im Ärmel ist allerdings der winzige Biergarten, der zum "Schau ma moi" gehört, im Sommer urgemütlich. Wer hier mit Freunden herkommt, hat seine Ruhe. Wer allein kommt, hat bald Freunde.

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