Park Café:Cocktails aus Schraubgläsern

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Bei den Cocktails darf man sich im Park Café getrost auf die Empfehlungen der Barkeeper verlassen. (Foto: Lukas Barth)

Ein leises "Och nö" kann man sich nicht verkneifen, wenn man sieht, wie die Drinks im neuen Park Café serviert werden. Nach der Renovierung glänzt es im Industrie-Chic. Doch die Barkeeper verstehen ihr Handwerk.

Von Anna Günther

Jetzt gibt es also auch im Park Café Cocktails aus Schraubgläsern. Der Trend zieht seit vielen Monaten durch Design- und Foodblogs, Hipster-Cafés und solche, die ein bisschen nach Prenzlauer Berg aussehen wollen. Ein leises "Och nö" kann man sich da nicht verkneifen. Aber klar, mit der Renovierung 2014 änderte sich der Look, zumindest ein bisschen. Statt golden sind die Wände jetzt grau, die Füße der Säulen mit silbergrauem Stahl und dicken Schrauben verkleidet, die Bar ist aus Edelstahl, an den Wänden verlaufen Kupferrohre und Licht kommt aus rohen Glühbirnen.

Dabei gab es das Park Café im Alten Botanischen Garten schon, als Schraubverschluss-Behälter nur in Omas Vorratskammer standen und niemand freiwillig seine Wohnung grau gestrichen hätte. Seit 2007 betreibt Christian Lehner das Lokal mit seiner Frau Katrin in dem neoklassizistischen Pavillon, der 1935 nach den Plänen von Oswald Bieber errichtet wurde. Jahrzehntelang war das Tanzlokal eine Institution, Hugh Hefner und seine Hasen tanzten schon dort. 2006 musste das Gebäude geschlossen und generalsaniert werden. Im Folgejahr eröffnete Lehner in der Sophienstraße 7 das Park-Restaurant mit Biergarten. Und nach sieben Jahren musste eben mal renoviert werden.

Drei Monate war das Park Café geschlossen: Küche, Keller und Toiletten wurden entkernt, der Innenraum neu gestaltet. "Wir wollten beim Design mutiger werden, das oldschoolige Lebensgefühl umsetzen", sagt Lehner. Die Industrie-Chic-Idee kam von ihm, geholfen haben die Innenarchitektinnen Natalie Nguyen-Ton und Carolin Schneider. Kupferrohre, Stahl und Glühbirnen sollen an die Erste Allgemeine Deutsche Industrieausstellung erinnern, die bis 1931 im Glaspalast stattfand. Am selben Platz steht heute der neoklassizistische Pavillon.

Restaurant-Atmosphäre im Nachbarraum

Wer das Gesamtbild Park Café betrachtet, erkennt dann doch viel Bekanntes: Die Bar dominiert den Hauptraum, der mächtige Kronleuchter hängt über der früheren Tanzfläche, die Tische sind im Halbrund angeordnet. Seit der Renovierung verbirgt die beleuchtete Wand hinter der Bar die Bühne, per Knopfdruck lässt sich die Konstruktion vor Konzerten hochfahren. Im Nachbarraum herrscht eher Restaurant-Atmosphäre. Auf den Tischen stehen Steingut-Krüge fürs Besteck. Wieder eine leise Irritation, wenn auch irgendwie willkommen: Hopfen-Girlanden im Eingangsbereich? Steingut-Krüge? Passt das zum übrigen Design?

Den meisten Besuchern an diesem Abend ist das offenbar egal, viele kommen zum Feierabend-Drink oder Abendessen. Die Musik ist entspannt, durch die Lounge dudelt Massive Attack und "Raindrops keep falling on my head". Ein nicht mehr ganz junges Pärchen blickt sich tief in die Augen, am Nachbartisch plaudert eine Frauenrunde Ende 30. Auf den Tischen stehen Flammkuchen und Burger.

Auf Barkeeper-Empfehlungen kann man sich verlassen

Nach wie vor gelte "hausgemacht und selbstgekocht", sagt Lehner. Die Karte sei bewusst übersichtlich. Bei der Getränkewahl sollte man sich auf die Empfehlungen der Barkeeper verlassen. Der Himbeer Caipi (8 Euro) ist ausgezeichnet, fruchtig, nicht zu süß, der Lillet Wildberry (6,90 Euro) sogar für Lillet-Fans überraschend gut. Der Mojito (8,50 Euro) ist solide, man kann dem Barkeeper auch nicht vorwerfen, mit Alkohol knauserig zu sein. Als der gewünschte Drink nicht erhältlich ist, läuft die Kellnerin zur Bar und lässt sich ihren Alternativvorschlag noch schnell genau erklären. Steht ja nicht auf der Karte.

Die nächste große Umbaumaßnahme steht an: draußen ist ein kleiner Bereich für Raucher entstanden, der Selbstbedienungsbereich des Biergartens sowie Kassenhäuschen und Küche werden neu gestaltet. In zwei Wochen muss alles fertig sein. Ob die Gäste den Biergarten annehmen, wird sich zeigen.

© SZ vom 13.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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