Bar Maria Passagne:Bloß nicht weitersagen

Lesezeit: 2 min

Cocktailbar und Wohnzimmer: Das Maria Passagne in der Steinstrasse. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Eine Klingel, Schummerlicht und bekannte und unbekannte Cocktails zu angemessenen Preisen: Das "Maria Passagne" in Haidhausen ist eine Bar, wie man sie besser nicht erfinden kann.

Von Christiane Lutz

Manche Orte sind so gut, dass man sie am liebsten für sich allein haben will. Deswegen ist es auch nicht ratsam, der Welt von diesen Orten zu berichten, sonst kommen die Leute in Scharen, rennen die buchstäbliche Tür ein, und vorbei ist es mit der Gemütlichkeit. Deswegen äußert man sich höchstens vage und in der Möglichkeitsform.

Zum Beispiel so: Gäbe es in Haidhausen in der Steinstraße eine Bar, wäre es eine der besten Bars Münchens. Man müsste, um hineinzugelangen, außen einen Klingelknopf betätigen. Das käme einem zunächst albern vor, denn was soll das, bitte schön, bedeuten? Dass hier nicht jeder rein darf? Dass man da drin vielleicht auch einmal keine Lust hat, die Tür aufzumachen?

Nein, sobald man Einlass gewährt bekommen hätte vom stets betont neutral gelaunten Mann an (und Chef von) der Bar, wüsste man, dass sich das alberne Klingeln gelohnt hat: Der kleine Raum schwach erhellt von Rotlicht, das so gar nicht puffig wirkt, aus aller Welt zusammengetragenes Mobiliar, unzählige afrikanisch anmutende Masken an der Wand, ohne, dass das nach Souvenirshop aussieht.

Hätte man einen Platz an den kleinen Tischchen gefunden, fände man eine ausgeklügelte Karte vor mit einer Whiskey- und Tequila-Auswahl, mit teils bekannten und vielen unbekannten Cocktails zu angemessenen Preisen. Die Wahl fiele schwer, das Personal wäre dabei zurückhaltend, aber hilfreich. Ebenfalls auf der Karte: Sushi. Das wäre überraschend, weil der Laden nicht japanisch wirkte und man gar nicht vermutete, dort überhaupt etwas zu essen zu bekommen.

Aber nein, ein hervorragender japanischer Koch bereitete eine kleine Auswahl Miso-Suppen, Nigris und Maki-Rollen zu, die sich absolut mit den Sushi-Restaurants der Stadt messen lassen könnten. Besonders zu empfehlen wäre die Minto-Rolle mit Shrimps, Avocado und Minze und das Grüner-Tee-Eis zum Nachtisch. Es wäre eine Bar, in der die Stäbchen zwar bereits auf dem Tisch stünden, man sich aber dennoch nicht zu schämen bräuchte, eine Gabel zu bestellen. Dass es in der Bar keinen Tee und Apfelsaft gäbe, fände man deswegen auch verzeihlich.

Höchstens drei Musiker

Ein paar Mal im Monat würden ein paar Leute musizieren. Aus Platzgründen aber dürften es höchstens drei Musiker sein. Mehr wollte man auch nicht haben, weil die Bar eine wäre, in die man am liebsten zu zweit ginge, sich zu unterhalten. Am Wochenende wäre der Laden ordentlich voll, so dass man vielleicht an der Bar stehen müsste, aber es wäre nie unangenehm überfüllt (man erinnert sich an die Idee mit der Klingel, die von innen lediglich als blaues Leuchten über der Tür wahrzunehmen ist, und fände diese Idee dann doch nicht so schlecht), es wäre laut aber nie lärmend.

Zur Tür herein kämen gut gekleidete Menschen mit guten Jobs, die guter Kleidung und guten Jobs aber nicht zu viel Bedeutung beimessen. Die Bar passte nach Haidhausen, weil es dort genauso geordnet und friedlich zuginge wie im Rest des Viertels, sie könnte, nein, sie müsste aber genauso in jedem anderen Viertel funktionieren, weil sie der Bar-Landschaft der Stadt gut täte.

Sie wäre ein guter Ort für ein erstes, aber ein noch besserer Ort für das zweite oder dritte Date. Denn durch Schummerlicht, Klingel und den kleinen Raum entstünde der Eindruck, bei jemandem zu Hause zu sein, sich schon etwas vertraut zu sein. Gäbe es also solch eine Bar in Haidhausen, hieße sie Maria Passagne.

© SZ vom 27.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: