Ausstellung:Berauschende Bilder vom Bier

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Um alles über Bier zu erfahren, könnte der Blick in einen einzigen Comic reichen. Im Jubiläumsjahr des Reinheitsgebotes nähert sich eine Ausstellung dem Thema mit viel Humor.

Von Andreas Schubert

Literatur über Bier gibt es eine ganze Menge. Man kann dieses Jahr, in dem sich das Reinheitsgebot zum 500. Mal jährt, durchaus damit rechnen, dass noch das ein oder andere Werk zum Thema herauskommen wird. Auch die Zahl der Veranstaltungen, alleine in München und dessen Umland, ist beträchtlich.

Kein Wunder: Bier bewegt die Gemüter - nicht erst seit gestern. Das mag jetzt ein bisschen pathetisch klingen, aber wer ein bisschen in die Geschichte zurückblickt, lernt, dass die Mass Bier traditionell auch eine politische Maßeinheit war. Vor allem, wenn es ums Geld ging.

Mit der Vergabe von Brauchrechten lässt sich gut verdienen

So hat Herzog Ludwig der Strenge (Regierungszeit von 1253 bis 1294) erkannt, dass sich mit der Vergabe von Braurechten gut verdienen lässt. Vorher war Bierbrauen Aufgabe der Hausfrauen, die alles Mögliche in ihr Gebräu gemischt haben - vom Bilsenkraut über die Tollkirsche bis hin zum Fliegenpilz. Später begann sich das Brauereiwesen zu entwickeln - und steigende Abgaben, die dann zu einer Erhöhung der Bierpreise führten, brachten zuweilen die Gemüter der Biertrinker in Wallung, auch wenn man sich das heutzutage, da der Bierpreis auf dem Oktoberfest jährlich steigt, nicht mehr so recht vorstellen kann.

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Aber so war das eben: Wer sich genauer über die Biergeschichte informieren will, kann eben auf ernsthafte Literatur zurückgreifen oder mal im Bier- und Oktoberfestmuseum in der Sterneckerstraße 2 vorbeischauen. Dort erfährt man allerhand Wissenswertes über die Braugeschichte - und von diesem Freitag an bietet das Museum darüberhinaus einen sehr humorvollen Blick auf das Thema.

Das Museum eröffnete bereits eine neue Ausstellung, die Auszüge aus dem neuen Comic "Bier - Alles über den Durst" zeigt. Von Samstag, 27. Februar, an kann die Bilderschau dann besichtigt werden. Den 176 Seiten starken Comic-Band hat der Münchner Verein Comicaze e.V. mit Werken internationaler Zeichner gestaltet. Erschienen ist er im Volk-Verlag (19,90 Euro).

Wann die Geschichte des Bieres eigentlich beginnt

Anlass für das Buch ist natürlich der 500. Geburtstag des Reinheitsgebots. Und die Comic-Episoden, die in den unterschiedlichsten Zeichen- und Erzählstilen gearbeitet sind, beinhalten im Prinzip alles, was man über Bier wissen muss, nur eben aus einer humoristischen Sichtweise. Nicht fehlen darf natürlich der Moment aus dem Jahr 1516, in dem Herzog Wilhelm IV. das Reinheitsgebot erlässt, interpretiert von Peter Puck.

Doch die Geschichte des Bieres fängt schon ganz früh in der Menschheitsgeschichte an. So erfährt der Leser etwa in einer von Jan Reiser gezeichneten Episode, welche Passage im berühmten Gilgamesch-Epos offenbar ausgelassen wurde - der Urmensch trägt Lederhose und verfällt dem Bier, nachdem er es für sich entdeckt hat.

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Eine Geschichte, gezeichnet vom Huawa Sepp, erzählt den Dorfener Bierkrieg aus dem Jahr 1910 nach, der nicht der erste aber ein umso heftigerer Aufstand gegen die Obrigkeit war. Auslöser war eine Erhöhung des Bierpreises von 24 auf 26 Pfennig für die Mass. Und weil seit einigen Jahren das Heimbrauen wieder einen Aufschwung erlebt, widmet sich Susanne Köhler den Tücken dieses Hobbys. Dieter Hanitzsch, Meister der Kurzform, nimmt mit vier Cartoons Bier-Klischees aufs Korn - und so fort.

Auch der Rausch spielt eine Rolle

Insgesamt sind es 42 Geschichten und Cartoons aus Tausenden Jahren Kulturgeschichte. "Wir finden, es ist Zeit, diese Geschichten zu erzählen", schreibt Comicaze im Vorwort. "Nur mit der gesamten visuellen und erzählerischen Bandbreite des Mediums Comic, werden wir dem Thema gerecht." In der Tat ist die Bildersprache teils - dem Thema Bier entsprechend - berauschend. Selbstverständlich spielt auch der Rausch in manchen Episoden eine bedeutende Rolle.

Das Buch hat sich der 1996 gegründete Verein Comicaze quasi selbst zum 20. Geburtstag geschenkt. Ideengeber war Lukas Bulka, Leiter des Bier- und Oktoberfestmuseums. Der Comic wird bei der Ausstellungseröffnung am Freitagabend offiziell vorgestellt. Zu sehen ist die Bilderschau im Biermuseum dann jeweils dienstags bis samstags, 13 bis 19 Uhr, sowie nach Vereinbarung. Infos unter www.bier-und-oktoberfestmuseum.de.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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