Ausbau der S 4:Wenn der Minister S-Bahn fährt

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Innenminister Joachim Herrmann fährt S-Bahn mit (v.l.) dem Landtagsabgeordneten Reinhold Bocklet, CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt und CSU-Landrat Thomas Karmasin. (Foto: Johannes Simon)

Über den Ausbau der S-Bahn-Linie 4 ab Pasing wird schon lange gestritten. Innenminister Joachim Herrmann hat sich jetzt auf einer Fahrt selbst ein Bild gemacht. Dabei wurde es allerdings ziemlich eng, am Ende steht eine Entscheidung.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

"Gefühlt ist der Zug schon ziemlich voll", bemerkt Innenminister Joachim Herrmann (CSU) durchaus zutreffend, als er mitten im Berufsverkehr in Fürstenfeldbruck in die S-Bahn steigt. Im Zuge der Kabinettsbildung wurden im Herbst alle Verkehrsthemen beim Innenminister gebündelt. Zur Erblast aus dem Wirtschaftsressort gehört dabei der viergleisige Ausbau der S 4 ab Pasing, der am stärksten frequentierte Außenast des MVV im Münchner Westen. Einen Gesprächstermin mit der Bürgerinitiative "S-4-Ausbau jetzt" hatte Herrmann abgelehnt, am Dienstag wollte er sich auf einer Fahrt selbst ein Bild machen.

Begleitet wird der Minister von seinem Tross, dazu CSU-Politiker, Polizisten und Journalisten sowie Vertreter des MVV und der Bahn AG. Zusammen blockieren sie erst den Treppenaufgang am Bahnhof, dann Stehplätze im Zug. Maximal erlaubt seien vier Personen pro Quadratmeter, erklärt Bernhard Weisser, Geschäftsführer der S-Bahn München, versichert aber, dass diese Kapazität selbstverständlich nicht ausgeschöpft werde. In Eichenau steigen ein weiterer Pulk von Pendlern ein, in Puchheim ist der Bahnsteig voll belegt. Sollte der Minister je vorgehabt haben, mit Normalbürgern ins Gespräch zu kommen, ist es nun zu spät, weil rappelvoll. Bloß die Chefin der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, hatte zuvor ein Mädchen angesprochen.

Sie fährt normalerweise von Gernlinden nach Laim in die Schule, aber die S 3 ist wegen des Unfalls vergangene Woche ab Lochhausen gesperrt. Also ist die Schülerin mit dem Bus nach Fürstenfeldbruck gefahren. Ganz schöner Umweg stellt der Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet fest. "Sie wird sich durchschlagen", kommentiert Herrmann. Es bleibt der einzige Fall von Bürgernähe auf der Fahrt.

Der Minister ist umringt von CSU-Politikern und lässt sich vom S-Bahn-Geschäftsführer mit Zahlen und Statistiken unterhalten. Zu Spitzenzeiten fahren etwa 1000 Fahrgäste mit einem Zug der S 4, "in der Regel sind es aber deutlich weniger", sagt Weisser. Er betont, dass im morgendlichen Berufsverkehr nur Langzüge aus drei Garnituren verkehren - allerdings erst seit Bürger und Kommunalpolitiker protestieren.

Am Hauptbahnhof endet die Tour. Eskortiert von der Polizei marschiert die Gesellschaft in ein Restaurant zur Pressekonferenz. Die ausgereichte Pressemappe enthält eine Erklärung, in der es heißt: "Für Herrmann steht nach der Fahrt fest: Wir müssen die Situation für die täglichen S-4-Pendler verbessern, kurz- und langfristig." Zum Fahrplanwechsel im Dezember soll ein zusätzlicher Zug am Morgen fahren. Das Konzept des Landkreises Fürstenfeldbruck, zusätzliche Expresszüge einzusetzen, ist damit vom Tisch. Ein drittes Gleis soll zwar noch verlegt werden. Aber der geplante Ausbau der S 4 findet nicht statt.

© SZ vom 14.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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