Auf geht's zur Wiesn:Festbier und Frozen Yogurt

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Die Wiesnbesucher können neben Bewährtem, das sich teils im neuen Gewand präsentiert, vor allem kulinarische Neuheiten ausprobieren. Den Anwohnern bietet die Stadt sogar einen Reinigungsdienst

Von Andreas Schubert

Wenn es am Donnerstag auf der Theresienwiese ein Sicherheitsrisiko gegeben hat, dann höchstens dies, dass einer über die Zinken eines Gabelstaplers stolpert, von einem der unzähligen Lieferwagen angefahren wird oder wegen der Hitze zusammenklappt. Auch kurz vor dem Start geht es auf dem Wiesngelände zu wie, naja, auf der Wiesn. Aus den Fahrgeschäften dröhnt beim Probelauf der Kirmestechno, an den Zelten und Buden wird teilweise noch unter Hochdruck geschraubt und gehämmert.

Mittendrin ein Pulk von Journalisten und wichtigen Wiesnmenschen, deren wichtigster den alljährlichen Rundgang zwei Tage vor dem Anstich diesmal nicht mit der üblichen Floskelei à la "schönstes Volksfest der Welt" anfängt (diese Floskel fällt erst ein paar Takte später). Er steigt vielmehr gleich in das Thema ein, das die Fernseh-, Radio- und Zeitungsmeute vermeintlich am meisten interessiert: die Sicherheit. So sagt also Bürgermeister Josef Schmid, der Wiesn-Chef, dass diese nun mal das "Thema der Stunde" sei, und betont zum gefühlt tausendsten Mal, es gebe keine konkrete Bedrohung et cetera. Und dass man den sozialen Medien nicht unbedingt glauben solle, wenn jemand verbreite, es sei etwas passiert, dafür seien ja die App "Katwarn" da - sowie der Twitter-Account der Polizei.

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(Foto: Robert Haas)

Warten auf den Ansturm.

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(Foto: Robert Haas)

Break-Dance-No1-Chef Jörg Grünberg beobachtet den Testlauf für den TÜV.

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(Foto: Robert Haas)

Und Bernie Luff posiert mit Bedienung Monika Sirch vor seiner Hühner- und Entenbraterei Poschner bereits im Wiesn-Ornat.

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(Foto: Robert Haas)

Ob Zelte oder Herzerl-Stand: Überall laufen gerade die letzten Aufbauarbeiten auf der Theresienwiese.

Ja, der Wiesnrundgang ist dieses Jahr ein anderer, auch die Wiesn wird voraussichtlich eine andere sein. Dennoch wird es genügend Leute geben, die sich nicht einschüchtern lassen. Weil zusätzlich aber schlechtes Wetter vorhergesagt ist, könnte es etwas ruhiger werden dieses Jahr. Wer kommt, wird aber nicht viel wirklich Neues auf der Wiesn finden, die wegen des Zentral-Landwirtschaftsfestes ohnehin etwas kleiner ausfällt. Fahrgeschäfte gibt es gar keine neuen, was nicht heißt, dass man sich langweilen müsste. Sky Fall (immerhin ein bisschen neu mit drehender Gondel), Breakdancer, Wilde Maus und viele andere bewährte Magenverdreher dürften zusammen schon einen ausreichenden Kreischfaktor haben. Aber wer sagt, dass all die buchstäblichen alten Hüte und echten alten Hüte wie bei der Wurfbude "Runter mit dem Zylinder" keinen Spaß machen?

Ebenfalls nichts Neues aber trotzdem neu sind das Hackerzelt und die Hühner- und Entenbraterei Poschner gleich daneben, die nach einem Jahr Zwangspause wieder brutzeln darf. Das Hackerzelt ist insgesamt luftiger geworden, hat unter anderem einen überdachten Balkon, verbesserte Laufwege für Personal und nun auch Toiletten auf beiden Seiten, was den Komfort für die Gäste deutlich verbessern dürfte. Auch die Gestaltung des Inneren ist neu. Das von Rudi Reinstadler gemalte große Wandgemälde zeigt Szenen aus dem modernen Münchner Leben.

Etwas weniger opulent fällt die Dekoration bei Poschners aus. Die Malerin Tita E. Gronemeyer hat an der Fassade einen Abriss der Wiesn-Geschichte gestaltet. Das Zelt ist nun komplett barrierefrei und verfügt unter anderem über ein Cabriodach für bessere Belüftung. Wirt Bernie Luff hat zudem eine neue Schänke und einen Showgrill einbauen lassen.

Kulinarisch setzen die einen konsequent auf Hopfen- und Hendldiät. Andere mögen es lieber gesünder. Deshalb ist es auch gar nicht mal so skurril, dass es auf dieser Wiesn jetzt auch einen Saftstand gibt, der neben Säften auch allerlei Smoothies und alkoholfreie Cocktails ausschenkt. Passender Name des Ladens: der Saft. Neu auf der Wiesn ist auch "Edi's Kaffeetreff" mit Apostroph, den der frühere Geisterbahn-Betreiber Edmund Eckl aufgestellt hat. Nun verkauft er eben Gebäck und Kaffee statt Fahrten durch ein Gruselkabinett. Gruselig ist allerhöchstens noch die Gestaltung des Standes. Und während der Boom der Frozen-Yogurt-Läden in den Innenstädten schon längst wieder vorbei ist, gibt es das gefrorene Milchzeugs nun auch auf dem Oktoberfest. Die Besucher, die eigentlich zum Landwirtschaftsfest gekommen sind und nebenbei auch ein bisschen über die Wiesn bummeln, wird es freuen. Sie werden sich vielleicht ein Erdbeer-Bounty-Pistazien-Topping über ihren Becher kippen lassen und dann erfreut "Jo Kurt" rufen. So heißt der Laden denn auch.

Übrigens: Anwohnern, denen besoffene Wiesngänger vor die Haustür spucken oder sich anderweitig entleeren, steht diesmal ein besonderer städtischer Service zur Verfügung: die Reinigungshotline. Die ist während der Wiesn täglich von 8 bis 10 Uhr unter der Telefonnummer 23 38 28 10 erreichbar - und kärchert die Mageninhalte vor Hauseingängen kostenlos weg.

© SZ vom 16.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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