Aubing:Vor verschlossener Tür

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Frühbetreuung im Tagesheim an der Limesschule ist in Gefahr

Von Ellen Draxel, Aubing

Mindestens zwölf Kinder sind es jeden Morgen. Erst-, Zweit-, Drittklässler, ab und zu auch ein Kind aus der Vierten. Die Schüler kommen zum Teil schon vor sieben Uhr ins Tagesheim der Grundschule an der Limesstraße - obwohl der Unterricht erst um acht beginnt. Ihre Eltern müssen früh arbeiten, deshalb kümmert sich Sozialpädagogin Petra Stellmach bis 7.45 Uhr um die Kinder. Ohne diese Betreuung stünden die Schüler eine halbe Stunde vor verschlossener Tür. Ein Szenario, das im September Wirklichkeit werden könnte. Kurz vor den Pfingstferien erfuhren die Eltern vom Referat für Bildung und Sport, dass der Frühdienst im kommenden Schuljahr eingestellt werden soll.

Vorgesehen war das eigentlich erst für 2018. "Nach der desaströsen Informationspolitik im Zusammenhang mit der Anton-Böck-Schule schafft es das Bildungsreferat jetzt binnen Monaten, die Eltern der Schulkinder der Limesschule ein weiteres Mal vor den Kopf zu stoßen", ärgert sich Gerwin Hülsmann. Der Elternbeiratsvorsitzende des Tagesheims und seine Kollegen werden seit Bekanntwerden dieser Planung immer wieder von Eltern angesprochen, die nicht wissen, wer sich um ihre Kinder kümmert, wenn sie selbst morgens zur Arbeit müssen. Im offiziellen Schreiben vom 17. Mai begründet die Stadt die unerwartete Beendigung des Angebots mit Personalmangel. "Die Abdeckung des Bedarfs für den Frühdienst von 7 bis 7.30 Uhr durch pädagogische Mitarbeiter des Tagesheims ist aus organisatorischer und personeller Sicht nicht umsetzbar", begründet Anja Beetschen-Krippner, kommissarische Bereichsleiterin der Tagesheime, die Entscheidung.

Die Eltern finden jedoch, dass dieses Argument für die Limesschule nicht zutrifft. Denn Petra Stellmach gehört nicht zum festen Betreuungsteam des dortigen Tagesheims, sie arbeitet woanders. Und sie war, seit sie den Frühdienst-Job an der Limesschule im vergangenen Schuljahr übernommen hat, noch nie krank. Lediglich bei zwei unaufschiebbaren Terminen musste das Personal des Tagesheims einspringen. Diese Zeiten hat Stellmach dann aber in den Ferien nachgeholt.

Rechtlich gesehen haben die Eltern keinen Anspruch auf den Frühdienst des Tagesheims. Die Tagesheimsatzung sieht vor, dass Gruppen von 7 Uhr an geöffnet werden "können", wenn mehrere Kinder Bedarf an verlängerten Öffnungszeiten haben. "Wir finden, dass zwölf Kinder eindeutig mehrere sind", meint Hülsmann. Im Übrigen gelte gleiches Recht für alle - denn andere Tagesheime in München, wissen die Elternvertreter, haben noch einen Frühdienst. Für eine langfristige Lösung bleibt also nur noch die Schule. Bisher habe man allerdings "nichts Konkretes erreichen können", sagt der Elternbeiratsvorsitzende. Und es sei auch nicht zu erwarten, in den paar Wochen bis zu den Sommerferien ein gutes Resultat zu erzielen. Rektorin Sigrun Felkner bestätigt, dass die Schule zwischen 7.30 und 7.45 Uhr eine Morgenaufsicht übernimmt. "Ansonsten haben wir keine weiteren personellen Kapazitäten für die Zeit vor Schulbeginn." Die Eltern erwarten daher, "dass zumindest das nächste Schuljahr der Frühdienst aufrechterhalten bleibt." Petra Stellmach würde "auf jeden Fall weitermachen".

© SZ vom 14.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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