Aubing:Taktische Spielchen

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Bahn lässt sich bei barrierefreier Gestaltung der Unterführung am S-Bahnhof Aubing trotz gegenteiliger Zusagen viel Zeit

Von Ellen Draxel, Aubing

Die Fußgängerunterführung am S-Bahnhof Aubing soll auch auf der Nordseite eine Rampe bekommen. Höchste Priorität genießt die von Bürgern wie Stadtrats- und Lokalpolitikern seit Jahren wiederholt geforderte barrierefreie Wegeverbindung zwischen den Stadtteilen Aubing und Neuaubing im Planungsreferat inzwischen. Der Durchgang ist wichtig, um die Viertel enger miteinander vernetzen zu können - und er ist überdies rechtlich dringend geboten.

Im November 2015 stellte der Stadtrat 45 000 Euro Planungskosten für den Bau einer Rampe oder eines Aufzugs am Nordausgang bereit. Passiert allerdings ist bis dato nichts. Der Grund: Der nördliche Zugang befindet sich im Eigentum der Bahn. "Das Planungsreferat", weiß Stadtrat Johann Sauerer (CSU), "ist stinksauer auf die Bahn". Weil sie laut einem Protokoll aus einer Besprechung vom Februar zwar versprochen hat, "einen Zeitplan zu entwickeln mit der Zielsetzung, die Projektplanung Ende 2016 beginnen zu können". Jetzt aber wieder zurückrudert mit dem Argument, man wisse noch nicht, wie die Bahnsteige in Aubing beim dreigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Pasing und Eichenau aussehen werden.

"Bis nicht zumindest eine Machbarkeitsstudie vorliegt, können wir keine Aussagen dazu abgeben, wie die Unterführung und auch die Bahnsteige auf dem verfügbaren Platz situiert und angebunden werden können", schreibt Tanja Malt von der DB Station und Service AG ans Planungsreferat. Eine vorgezogene, barrierefreie Erschließung des Bahnhofs mit Rampen oder Aufzügen stelle "massive, verlorene Kosten" dar, für die es aktuell keine Finanzierung gebe. Weshalb sich das Unternehmen auf keinen Zeitpunkt der Realisierung festlegen möchte.

Dieses Taktieren ist für das Planungsreferat "so nicht akzeptabel". "Da laufen jetzt die Drähte heiß", weiß Sauerer. Die Bahn, kritisiert der Stadtrat, wolle "offensichtlich nicht verstehen", dass es schlicht um eine barrierefreie Unterführung gehe. Darum, eine simple Treppe zu ersetzen. Derzeit existiert lediglich von der Seite der Colmdorfstraße eine Rampe, die Stadt hat sie gebaut. Von Norden aus ist der Bahnsteig nur über eine Treppe zu erreichen. Aus städtischer Sicht aber müssen Einrichtungen wie das Kinder- und Jugendzentrum, der Kinderspielpark, das Alten- und Service-Zentrum, Institutionen der Pfarrgemeinde St. Quirin, die neue Kindertagesstätte an der Colmdorfstraße oder auch die Kleingartenanlage, die sich alle in der Nähe der S-Bahn befinden, für jeden ohne große Umwege erreichbar sein. Südlich der Bahn ist bereits ein neues Wohngebiet entstanden, ein weiteres ist in Planung.

Zwar existieren weiter westlich und östlich des jetzigen S-Bahnhalts bereits Alternativquerungen. Aber eine Passage, die über den Germeringer Weg, führt an einer Bahnschranke vorbei, die oft geschlossen ist. Außerdem fehlt dort ein Gehweg. Und die andere Variante über die Alto-/Limesstraße ist so eng, dass der Bürgersteig extrem schmal ausfällt und ein Radweg gar nicht erst vorhanden ist.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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